
Warum die erfolgreiche Krimiautorin in Geldfragen auf Nervenkitzel gerne verzichtet und auch schon ihren letzten Willen festgelegt hat.
Trend: Am 19. 5. erscheint Ihr neuer Thriller, „Ausgespielt“. Wie viel Thrill schätzen Sie denn in Sachen Finanzen?
Theresa Prammer: Ich liebe den Thrill in meinen Geschichten, aber nicht auf meinem Konto! In Geldangelegenheiten schätze ich Sicherheit mehr als Nervenkitzel.
Und was halten Sie für ein sicheres Investment? Gold? Bitcoins? Sparbuch?
Ich vermisse das gute alte Sparbuch, das heute ja mehr nostalgischen Wert hat. Bitcoins? Das ist mir zu komplex, da traue ich mich nicht darüber ohne das nötige Fachwissen. Green Investments sind das Einzige, was wirklich Sinn macht, aber natürlich auch wieder mit Risiko verbunden. Würden mich meine Nichten und Neffen fragen, was ich ihnen raten kann, dann wäre es tatsächlich Gold und Betongold.
Hat man als Bestsellerautorin noch die Angst, dass es auch wieder anders sein kann? Ist eine gewisse Absicherung Thema in Ihrem Leben?
Natürlich, aber da bin ich eher ambivalent unterwegs. In meinem Leben hatte ich schon so viele Ups and Downs, so etwas gehört dazu. Doch ganz ohne Absicherung wäre es mir zu riskant, deswegen bin ich auch nicht blauäugig, was die Zukunft betrifft.
Was ärgert Sie am aktuellen Wirtschaftssystem?
Nachhaltigkeit verkommt immer mehr zu einem PR-Schlagwort, was schade ist. Der Kapitalismus ist die Religion unserer Zeit geworden, was natürlich auch angenehme Vorteile bringt. Nur dass die Wirtschaft wichtiger ist als der Planet, auf dem wir leben, ist doch recht absurd. Die Balance ist komplett aus dem Gleichgewicht geraten, und es sieht leider nicht so aus, als würde sich das bald ändern.
Was hat Sie familiär in Sachen Geld geprägt?
Gefühlt war immer zu wenig da. Mein Vater hat für seinen Vater gebürgt, der ihm ziemlich hohen Schulden hinterlassen hat. Der Gang zur Bank, um einen Kontoauszug zu holen, war immer ein nervenaufreibender Akt. Ich weiß, wie belastend so eine Situation ist.
Was würden Sie auch für viel Geld nicht machen?
Letztens waren wir mit Freunden im Prater, sie sind mit einer Achterbahn mit fünf Loopings gefahren, und ich habe zu meinem Mann gesagt, das würde ich für kein Geld der Welt machen … ich würde nichts unterstützen, hinter dem ich nicht stehe. Integrität ist nicht käuflich.
Was halten Sie für Ihren ganz persönlichen Reichtum?
Gesundheit ist unbezahlbar. Zeit mit meinem Mann zu verbringen. Kreativität. Inspirierende Gespräche. Freunde, die man um drei Uhr in der Früh anrufen kann, wenn Not am Mann ist. Die Freiheit, Bücher und Theaterstücke schreiben zu dürfen. Das ist für mich echter Reichtum.
Gut essen, reisen? Andere Guilty Pleasures? Wofür geben Sie leichten Herzens viel Geld aus?
Gutes Essen – ich bin ein Foodie. Bücher. Ich liebe Reisen. Wir haben auch fast jeden Streamingdienst, den es gibt. Meine Guilty Pleasures sind Make-up und Kosmetik, obwohl ich mich auch da nicht im teuersten Segment bewege. Aber ich habe so viel Make-up, ich könnte wahrscheinlich ein ganzes Theater damit ausstatten. Alles, was irgendwie mit „Statussymbol“ zu tun hat – schnelle Autos, teure Handtaschen, Schmuck ohne ideellen Wert – interessiert mich nicht.
Wissen Sie noch, wofür Sie Ihr erstes selbst verdientes Geld ausgegeben haben?
Ich war 13, habe die Küchenkästen geputzt und mir von dem verdienten Geld die Single „When Will I Be Famous?“ der britischen Boyband Bros gekauft.
Für Ihr neues Buch haben Sie im Partnervermittlungsbusiness recherchiert. Macht Geld Männer sexy?
Ich habe auch die reichsten Männer der Welt gegoogelt, und meine Antwort lautet: Nein.
Studien zufolge schätzen mehr als doppelt so viele Männer wie Frauen ihr Finanzwissen als hoch ein. Haben Frauen ein anderes Verhältnis zu Geld als Männer?
Ich glaube, das liegt eher daran, dass Männer generell dazu neigen, ihr Wissen höher einzuschätzen als Frauen. Was nach einem ganz schlimmen Klischee klingt. Aber in meinem Umfeld bin ich umgeben von Frauen, die ein sehr gutes Finanz-Knowhow haben.
Haben Sie sich als Krimiautorin schon mit dem eigenen letzten Willen auseinandergesetzt?
Das habe ich tatsächlich. Es ist wichtig, kein Chaos zu hinterlassen.
Und wofür würden Sie Ihren letzten Cent ausgeben?
Für ein Buch, das mir beibringt, wie ich den letzten Cent gewinnbringend vermehren kann.
Zur Person
THERESA PRAMMER, 51. Nach ihrer Schauspielausbildung hat die Wienerin ihre Erfahrungen im Entertainmentbiz ab 2015 in Wien-Krimi-Reihen verarbeitet. Dermaßen erfolgreich, dass sie selbst nur mehr bei den Komödienspielen Neulengbach auf der Bühne steht, die sie mit ihrem Mann Josef Prammer 2006 gründete und seither leitet. Im neuen Thriller, „Ausgespielt“ (Insel, 412 S., € 12,40), begibt sich Kommissarin Liv Dorn undercover ins Dating-Spiel. www.theresaprammer.com