Die diskrete Zinshaus-Jagd
2015 wird abermals ein Rekordjahr am Wiener Zinshausmarkt. Reiche Privatanleger investieren hier besonders gerne -am liebsten möglichst unauffällig.
GESUCHTE ANLAGEOBJEKTE. Das niedrige Zinsumfeld und die unsichere Lage machen Immobilien zu begehrten Anlageformen.
Von wegen stille Zeit. Die Terminkalender sind voll, und die Telefone läuten ununterbrochen: Immobilienexperten -vor allem jene, die im Bereich Zinshaus-Investment arbeiten -haben derzeit alle Hände voll zu tun. Traditionellerweise ist Dezember ein starker Monat in der Branche. Und heuer ist besonders viel los. "Auch aufgrund steuerlicher Änderungen und neuer Regeln bei Abschreibungen wollen viele den Deal noch vor Jahresende finalisieren", sagt Zinshausmakler Gerhard Hudej.
Zinshäuser werden nicht gekauft, um reich zu werden, sondern um reich zu bleiben
Noch ist nicht klar, wie groß das Gesamttransaktionsvolumen am Zinshausmarkt genau sein wird. Denn exakte Daten für die wichtigen Monate Oktober, November und Dezember sind noch nicht verfügbar. Aber dass es heuer ein sehr gutes Jahr sein wird, damit rechnen alle. Die magische Grenze von einer Milliarde Euro wurde bereits überschritten. Zinshaus-Profi Markus Arnold erwartet gar das höchste Transaktionsvolumen, das je auf dem Wiener Zinshausmarkt erzielt wurde. Damit würde der bisherige Rekord aus dem Jahr 2013 nun gebrochen werden.
Oberösterreicher und Münchner
Was in den vergangenen Jahren einschränkend gewirkt hat -nämlich dass schlicht zu wenig Häuser auf den Markt gekommen sind -, war heuer weniger ein Problem. Steuerberater und Rechtsanwälte haben so manchen Privatinvestor angesichts der Anpassungen bei Abschreibungen und Steuern dazu bewegt, den ohnehin ins Auge gefassten Verkauf von Immobilien rasch noch 2015 zu erledigen. Dazu kommen Investmentgesellschaften, die laufend ihre Portfolios optimieren. "Versicherungen haben heuer einige Objekte verkauft", ergänzt Arnold. Aber auch auf Käuferseite waren sie aktiv.
Wenn man Wert auf Renditen legt, muss man weg von Wien. Salzburg und Graz etwa bieten deutlich mehr
Bei den Käufern gab es allgemein viele "Wiederholungstäter"."Es sind selten ganz neue Player dabei", sagt Markus Steinböck von Otto Immobilien. "Und die meisten sind bereits Profis, auch wenn es private Anleger sind."