Zerwürfnis zwischen Zumtobel-Familie und CEO Schumacher eskaliert

Der Haussegen zwischen der Aktionärsfamilie Zumtobel und dem Vorstand des Vorarlberger Leuchtenkonzerns hängt seit Monaten schief. Vorstandschef Schumacher zeigt neue Wege auf für die Fortführung des Unternehmens. Die Gründerfamilie berät bereits über die Ablöse des Vorstandschefs.

Zerwürfnis zwischen Zumtobel-Familie und CEO Schumacher eskaliert

Gedämpftes Licht: Ulrich Schumacher steht als CEO bei Zumtobel vor dem Aus.

Dornbirn. Der börsenotierte Vorarlberger Leuchtenhersteller Zumtobel steht vor der Trennung von seinem Vorstandsvorsitzenden Ulrich Schumacher. Schumacher habe dem Aufsichtsrat schriftlich Gespräche über eine einvernehmliche Aufhebung seines Vertrags angeboten, teilte das Unternehmen am Montag mit. In diese Gespräche werde der Aufsichtsrat eintreten, sagte Pressesprecherin Simone Deitmer auf APA-Nachfrage.

Vorstandsche Schumacher will die Gespräche mit dem Aufsichtsrat aber nicht als Trennungsgespräche verstanden wissen. Er habe dem Aufsichtsrat in einem Brief mehrere Optionen zur Weiterführung des Unternehmens aufgezeigt, eine Trennung sei lediglich eine Option. Die Gespräche würden "ergebnisoffen" geführt.

Schumacher stehe demnach eigenen Angaben als Vorstandsvorsitzender weiter zur Verfügung, sollte sich der Aufsichtsrat auf eine andere Option als die der Trennung verständigen. Im Vordergrund stünden das Wohl von Zumtobel und seinen Mitarbeitern.

Ein ähnlich lautendes Angebot von Finanzvorständin Karin Sonnenmoser wurde vom Zumtobel-Aufsichtsrat hingegen abgelehnt. Der Aufsichtsrat habe Sonnenmoser seine volle Unterstützung zugesagt und sie um die Fortsetzung ihrer Arbeit gebeten, hieß es in der Mitteilung des Aufsichtsrats.

Die Geschäfte liefen bei Zumtobel zuletzt nicht so gut wie erhofft, das Unternehmen musste Anfang Dezember einen Gewinneinbruch im ersten Halbjahr des Geschäftsjahres 2017/2018 melden. Das operative Betriebsergebnis (EBIT) sank um 63,6 Prozent auf 16,1 Mio. Euro, der Periodengewinn fiel um 72,2 Prozent auf 7,7 Mio. Euro. Beim Umsatz wurde ein Rückgang von 6,4 Prozent auf 624,4 Mio. Euro verbucht.

Die Hausmacht bestimmt den Haussegen

Bei Zumtobel hängt der Haussegen schon seit Monaten schief. Zuletzt kündigten Ende Dezember die beiden Aufsichtsräte Stephan Hutter und Hans Peter Metzler ihre Rücktritte per 31. Jänner an. Die "Süddeutsche Zeitung" berichtete von einem tiefgreifenden Zerwürfnis zwischen Management und Teilen des Aufsichtsrats. Die Rede war davon, dass die Gründerfamilie Zumtobel - im Aufsichtsrat vertreten durch den Gremien-Vorsitzenden Jürg Zumtobel, Sohn des Firmengründers und bis 2003 Vorstandschef, sowie Bruder Fritz (Vorstand von 1974 bis 1996) - trotz eines Aktienanteils von nur gut einem Drittel wie ein Alleineigentümer agiere. Vor diesem Hintergrund verfassten 20 Zumtobel-Führungskräfte (nicht aber die Vorstände) ein Schreiben, in dem sie die Zustände im Unternehmen anprangerten und "korrektes Wirtschaften" einforderten.

Der Kurs der Zumtobel-Aktie ist nach dem Bekanntwerden der Rücktrittsgespräche um mehr als 3 Prozent auf 10,67 Euro gestiegen.

Der Aufsichtsratsvorsitzende Jürg Zumtobel seinerseits kündigte im Dezember im ORF-Interview die Erweiterung des Vorstands um eine vierte Person an. Der vierte Vorstand werde im Februar einsteigen. Er sollte den Vorstandsvorsitzenden Schumacher entlasten. "Bereits im Frühjahr dieses Jahres haben wir festgestellt, dass der Herr Schumacher eine zu breite Palette von direkt zu reportierenden Personen hat", sagte Zumtobel damals. Er erwartete sich davon Beruhigung im Unternehmen, wies aber auch darauf hin, dass das "in erster Linie eine Führungsaufgabe" sei.

Schumacher hatte seine Karriere bei Siemens gestartet, wo er als Chef der Halbleiter-Sparte 1998 in den Siemens-Vorstand berufen wurde. Mit der Ausgliederung der Halbleitersparte in das dafür gegründete Unternehmen Infneon Technologies wurde Schumacher gleichzeitig zum Vorstandschef des ausgegliederten Unternehmens bestellt. Unter Schumachers Leitung ging Infineon im Jahr 2000 an die Frankfurter Börse. Nach unterschiedlichen Meinungsverschiedenheiten legte Schumacher im Jahr 2004 sein Mandat als CEO nieder und verlies das Unternehmen.

Vor seinem Engagement bei Zumtobel im Oktober 2013 war der gebürtige Deutsche unter anderem Partner bei Francisco Partners. 2007 wurde er Chef beim chinesichen Halbleiterhersteller Grace Semiconductor, wo er 2010 sein Mandat niedergelegt hatte. Danach war er weiterhin Berater des Unternehmens bis er 2013 von Zumtobel als CEO geholt wurde.

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