Wundersame Geldvermehrung bei Monte dei Paschi: 6,5 Milliarden € vom Staat

Die Rettung des drittgrößten Bankhauses Italiens ist über Weihnachten um 30 Prozent teurer geworden. Italien muss nochmals 1,5 Milliarden Euro drauflegen zum bisher geschätzten Rettungspaket, das laut Monte Paschi vorige Woche noch auf 5 Milliarden Euro geschätzt wurde. Die EZB rechnet mit einem noch höheren Kapitalbedarf und dem Zuschuss weiterer Milliarden Rettungsgeld. Der Steuerzahler wird somit einmal mehr zur Rettung von zockenden Banken herangezogen.

Wundersame Geldvermehrung bei Monte dei Paschi: 6,5 Milliarden € vom Staat

Rom/Mailand/Siena. Die Rettung der drittgrößten Bank Italiens wird für den Staat offenbar viel teurer als gedacht. Und es geht um Milliarden, um die das Rettungspaket aufgestockt werden muss. Die Europäische Zentralbank (EZB) bezifferte die Lücke im Kapitalpuffer der Banca Monte dei Paschi di Siena am Montagabend auf 8,8 Mrd. Euro - davon wird wohl 6,5 Mrd. Euro der italienische Staat aufbringen müssen. Das Geldhaus wird somit quasi stückchenweise verstaatlicht. Der Staat werde nach der Rettungsaktion mit rund 70 Prozent an der Bank beteiligt sein.

Das klamme Geldhaus selbst hatte noch vor Weihnachten mit "nur" fünf Milliarden gerechnet. Sie hatten die Rechnung offenbar ohne ihre Kunden und vor allem Anleger gemacht. Diese haben offenbar in den vergangenen Wochen ihr Vertrauen in die älteste Bank der Welt ziemlich verloren. Aus Sorge um das Überleben der Bank hatten sie Milliarden von den Konten des im Jahr 1472 gegründeten Bankhauses abgezogen.

Italien müsse rund 6,5 Mrd. Euro beisteuern, sagten drei mit der Angelegenheit vertraute Personen am Dienstag der Nachrichtenagentur Reuters.

Der Rest des Kapitalbedarfs werde durch den Tausch von nachrangigen Anleihen in Aktien der Traditionsbank aus der Toskana gedeckt, sagten drei mit den Plänen vertraute Personen. Der Umtausch, den Monte Paschi vor Weihnachten angeleiert hatte, bringe 2,0 bis 2,3 Mrd. Euro.


Der Krisenfall Monte dei Paschi di Siena

Das älteste Geldhaus der Welt braucht dringend frisches Geld, um die Verluste bei der Auslagerung fauler Kredite abzudecken. Um Staatshilfe abzuwenden, hatte sie versucht zunächst neue Aktien zu verkaufen und Anleihen in Aktien umgetauscht. Doch die Rettung via Börse und Privatanleger ist vorige Woche gescheitert.

Warum steckt die MPS in der Krise?

Die 1472 gegründete älteste Bank der Welt Monte dei Paschi di Siena (MPS) steckt seit Jahren in Schwierigkeiten. 2007 übernahm sie die Konkurrentin Antonveneta - und zahlte dafür rund das Doppelte des geschätzten Wertes. Kurz danach wurde Spitzenmanagern der MPS Betrug und Missbrauch von Geldern vorgeworfen. In den nächsten Jahren fuhr die Bank teils horrende Verluste ein und unterwarf sich einem strengen Sparplan. 2015 gelang erstmals wieder ein Gewinn.

Doch die Bank sitzt weiterhin auf einem riesigen Berg fauler Kredite, die vermutlich niemals zurückgezahlt werden. Das Gesamtvolumen beträgt rund 45 Mrd. Euro. Beim Stresstest der Europäischen Bankenaufsicht (EBA) Ende Juli schnitt die MPS am schlechtesten ab.

Wie will die Bank sich retten?

Die BMPS will sich von 27,6 Mrd. Euro an faulen Krediten trennen und eine Kapitalerhöhung bis zu 5 Mrd. Euro organisieren. Eine Milliarde Euro kam bereits durch die freiwillige Umwandlung von Anleihen in Aktien zusammen. Allerdings konnte nicht so viel Geld eingenommen werden, wie geplant war. Im Gegenteil: Kapitalanleger haben zusätzlich die Lage verschärft, indem sie ihre Gelder vor allem in den vergangenen zwei Monaten abgezogen hatten.

Die großen Hindernisse

Der Bank fehlt es vor allem an zwei Dingen: dem Vertrauen der Investoren und Zeit. Seit 2014 hat die BMPS mit zwei Kapitalerhöhungen bereits 8 Mrd. Euro eingenommen - dieses Geld hat sich praktisch in Rauch aufgelöst. Somit ist die Bank für Investoren wenig attraktiv. Hinzu kommt die schwierige politische Lage in Italien.

Zugleich läuft der Bank die Zeit davon: Bis 31. Dezember muss sie auf Vorgabe der Europäischen Zentralbank (EZB) ihre Rekapitalisierung gestemmt haben. Einen Antrag auf Verlängerung der Frist um drei Wochen lehnte die EZB ab.

Die Verstaatlichung

Nachdem der erste Teil des Rettungsplans nicht funktioniert hatte, ist nun der Staat eingesprungen. Nicht nur zur Rettung von Monte dei Paschi, sondern auch um den Geldsektor Italiens zu stärken. Neben MPS haben noch eine Reihe weiterer Banken Finanzierungsbedarf. Vorige Woche hat sich deshalb die Regierung vom Parlament ein Rettungspaket von insgesamt 20 Milliarden Euro absegnen lassen.

Ein italienisches Problem

Das Problem ist jedoch vielschichtig. Bei Monte dei Paschi haben viele Kleinanleger ihre Ersparnisse in Schuldtitel von Monte dei Paschi gesteckt, was unter anderem zur massiven Verschuldung beigetragen hat. Ministerpräsident Paolo Gentiloni hatte vergangene Woche betont, dass die Intervention des Staates darauf abziele, die Ersparnisse von Bürgern so weit wie möglich zu schützen und Italiens Bankensektor zu stärken. MPS könnte als erste von mehreren Banken vom Staat gerettet werden. Italien hatte die Sanierung seines Bankensektors über Jahre verschleppt. So türmte sich ein mehrere hundert Milliarden Euro schwerer Berg fauler Kredite in den Büchern auf.


Der Kniff zur Rettung

Monte dei Paschi hat nach eigenen Angaben inzwischen eine "vorsorgliche Rekapitalisierung" beantragt. Diese Art der Rettung von Banken, die noch solvent sind, erlaubt dem Staat nach den EU-Regularien Finanzhilfen, ohne private Anleger allzu sehr zur Kasse bitten zu müssen. Das ist ein sensibles Thema für die Politik in Italien, weil das Institut Anleihen im Milliardenvolumen an private Anleger verkauft hatte. Wirtschaftsminister Pier Carlo Padoan hatte jüngst versichert, dass der Staat die rund 40.000 Kleinanleger schützen wolle.

Monte dei Paschi hatte zuletzt erklärt, die Liquidität reiche nur noch für vier Monate. Die EZB gab an, die finanzielle Lage der Bank habe sich von Ende November bis zum 21. Dezember drastisch verschlechtert. Der Kapitalbedarf sei auf Basis ihres jüngsten Stresstests berechnet worden, in dem die Bankenaufseher die Widerstandsfähigkeit der Branche in einer Krise auf die Probe gestellt hatten.

Der deutsche Bundesbank-Präsident Jens Weidmann warnte unterdessen vor übereilten Staatshilfen. Staatliche Mittel seien nur als letztes Mittel vorgesehen, sagte Weidmann der "Bild"-Zeitung und verwies auf die entsprechenden EU-Regeln. "Für die von der italienischen Regierung beabsichtigte Maßnahme muss die Bank im Kern wirtschaftlich gesund sein", sagte er. "Das Geld darf auch nicht dazu dienen, bereits absehbare Verluste zu decken."

Und auch der Chef der deutschen Wirtschaftsweisen Christoph Schmidt kritisiert die staatliche Rettungsaktion, bei der schließlich die Steuerzahler wieder zum Handkuss kommen.

Die Aktie von Monte dei Paschi ist derzeit vom Handel ausgesetzt. Im abgelaufenen Jahr hat die Aktie der Traditionsbank rund 89 Prozent ihres Wertes eingebüßt.

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