Wien: Ausbildungspaket für Unter-25-Jährige präsentiert
Die Arbeitslosigkeit bei den Unter-25-Jährigen hat sich in Wien zuletzt mehr als verdoppelt. Nun präsentiert die Stadt Wien deshalb ein umfangreiches Ausbildungspaket. Vor allem arbeitslose Jugendliche und solche ohne abgeschlossener Berufsausbildung soll durch spezielle Maßnahmen geholfen werden.
Jugendliche, die derzeit keine Lehrstelle finden, sollen verstärkt die Möglichkeit einer überbetrieblichen Lehrausbildung bekommen
Abgebrochene Ausbildung, keine Aussicht auf eine Lehrstelle? Zu Hause rumhängen, war gestern, wenn es nach der Stadtregierung in Wien geht. Im Wiener Rathaus wurde dazu ein Ausbildungspaket für Personen unter 25 Jahren präsentiert. "Diese Gruppe ist besonders stark von den Auswirkungen der Coronakrise betroffen", so der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig. Nun wird die überbetriebliche Lehrausbildung forciert. Auch werden "Qualifikationspässe" für junge Wiener ohne Job geschaffen. "Mit dem Wiener Ausbildungspaket setzen wir ganz besonders auf die Qualifizierung junger, arbeitsloser Wiener, die die Schule oder Lehre abgebrochen haben", so Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke. Im Zeitraum von Mitte Juni bis Ende September werden gemeinsam mit dem AMS Wien rund 3.000 arbeitslos gemeldete Jugendliche zwischen 18 und 21 Jahren kontaktieren, um sie gezielt mit dem Qualifikationspass Wien Schritt für Schritt zu einem Lehrabschluss oder einer gleichwertigen Ausbildung zu begleiten.
Rund 8.500 junge Arbeitslose mehr
"Wir stehen vor einer der größten Herausforderungen der vergangenen Jahrzehnte", so der Bürgermeister. Bei den 20- bis 24-Jährigen etwa hat sich die Arbeitslosigkeit in Wien mit einem Plus von 8.550 Personen zuletzt mehr als verdoppelt, wie Ludwig in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Vizebürgermeisterin Birgit Hebein (Grüne), Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke (SPÖ) und Fritz Meißl, dem Geschäftsführer des Wiener Arbeitnehmerinnen- und Arbeitnehmerförderungsfonds (waff), berichtete.
20 Prozent weniger Lehrstellen
Gleichzeitig gab es einen Rückgang bei den Lehrstellen um mehr als 20 Prozent. Dementsprechend hat sich die Zahl der Lehrstellensuchenden fast verdoppelt. Konkret suchen fast 4.000 junge Menschen einen Lehrplatz, wie heute ausgeführt wurde.
Viel Geld für Sicherung von Lehrplätzen außerhalb von Unternehmen
Um in der aktuellen Situation gegenzusteuern, sollen 17 Millionen Euro in eine Reihe von Maßnahmen investiert werden. Der größte Teil fließt in die überbetriebliche Lehrausbildung - also die Sicherung von Plätzen für Lehrlingen abseits der Unternehmen. Konkret wird der bisherige Finanzierungsbeitrag in der Höhe von 6,7 Mio. Euro auf 10 Millionen erhöht.
Jugendstiftung - Qualifizierung für Berufe mit Zukunft
Trotz der aktuellen Krise am Arbeitsmarkt gibt es Branchen, die zusätzliche Arbeitskräfte brauchen. Das ist allen voran der Gesundheits-und Pflegebereiche und der IKT Bereich. Dazu kommt, dass etwa zur Bekämpfung des Klimawandels ganz neue Berufe mit entsprechenden Qualifikationen gefragt sein werden. Der waff wird daher gemeinsam mit dem AMS Wien ein Modell für eine Arbeitsstiftung ähnlich den „Jobs PLUS Ausbildung“ entwickeln, wo er mit Branchen und Unternehmen, die spezielle Fachkräfte suchen, kooperiert und damit Arbeitsuchenden einen beruflichen Neustart ermöglicht.
Verbesserung von Lernmittel
Damit sollen gemeinsam mit dem Arbeitsmarktservice (AMS) notwendige zusätzliche Ausbildungsplätze geschaffen werden, hieß es. Die Lerninfrastruktur soll ebenfalls verbessert werden, etwa durch den Ankauf von Tablets. Auch Förderunterricht für Lehrabschlussprüfungen wird damit unterstützt.
Bieten konkrete Hilfe beim Nachholen eines Lehrabschlusses oder einer gleichwertigen Ausbildung an
Qualifikation über Pflichtschulabschluss hinaus, soll gehoben werden
Sieben Millionen Euro werden für Qualifizierungsmaßnahmen bereitgestellt. Sie sind etwa für arbeitslose junge Menschen gedacht, die nur über einen Pflichtschulabschluss verfügen. "Wir bieten diesem mit dem Qualifikationspass Wien und der Finanzierung der notwendigen Kurse ganz konkrete Hilfe beim Nachholen eines Lehrabschlusses oder einer gleichwertigen Ausbildung an", erklärt Hanke. Ihnen wird vom AMS und dem waff der Qualifikationspass angeboten. In dem Dokument wird erfasst, welche Kompetenzen die oder der Betroffene mitbringt und wie das Ausbildungsziel aussieht. So könnten stets genaue Unterstützungsmaßnahmen angeboten werden.
Neue Ausbildungsbetriebe durch Ausbildungsverbünde
Ziel ist es, auch neue Betriebe für die Lehrausbildung zu gewinnen. Eine Möglichkeit dafür sind sogenannte Ausbildungsverbünde. Sie haben laut Hanke den Vorteil, dass ein Betrieb, der in einem Beruf nicht alle Ausbildungsinhalte abdecken kann, die fehlenden Teile durch eine Kooperation mit anderen Betrieben anbieten bzw. sie am Bildungsmarkt ankaufen kann. Im Mittelpunkt steht dabei die Kooperation mit den überbetrieblichen Lehrausbildungseinrichtungen. So sollen deren räumliche und technische Infrastruktur, aber auch das Know-how der Ausbildner von den Betrieben im Ausbildungsverbund genutzt werden können.