"Wenn Erdäpfel aus sind, halt auf Nudeln umsteigen"
Nicole Berkmann ist Teil des SPAR-KRISENTEAMS, das sich um die Sicherung der Lebensmittelversorgung in Krisenzeiten kümmert. die Grundversorgung mit Lebensmitteln sei jedenfalls gesichert.
trend:
Ist der Lebensmittelhandel für so eine Krise vorbereitet?
Nicole Berkmann:
Das Krisenteam der Spar ist seit 14 Tagen in Bereitschaft. Wir trennen etwa Personalgruppen. Zwischen den Schichtwechseln in unseren Lagerhäusern wurde eine halbe Stunde Pause angeordnet, damit sich nicht immer alle über den Weg laufen. Auch sollen Mitarbeiter in den Jausenräumen nicht gemeinsam mittagessen. Daher haben wir überall zwei getrennte Personenkreise, falls einmal eine Infektion auftauchen würde.
Gibt es noch weitere Maßnahmen?
Berkmann:
Wir haben Schlüsselarbeitskräfte in Italien bereits auf zwei verschiedene Standorte aufgeteilt und Abteilungsleiter mit Notebooks ins Homeoffice geschickt, damit im Ernstfall jemand da ist, der den Betrieb leiten kann.
Wann ist Ernstfall?
Berkmann:
Wie lange können Sie etwa Österreich versorgen? Sehr lange. In Österreich haben wir sechs verschiedene Zentrallager, die auch regionenübergreifend ausliefern könnten, wenn ein Standort schließen müsste. Auch wissen wir, wer von unseren Mitarbeitern Bereitschaft zeigt, außerhalb seines angestammten Bereichs zu arbeiten. Unsere Priorität hat die Nahversorgung, dafür tun wir alles.
Es gibt dermaßen hohe Reserven, dass die Grundversorgung gesichert ist.
Bekommen Sie überhaupt genug Ware von Ihren Lieferanten?
Berkmann:
Was soll denn ausgehen? Was die Grundversorgung mit Produkten betrifft, sehe ich derzeit kein Problem. Es gibt dermaßen hohe Reserven, dass das jedenfalls gesichert ist. Freilich, es kann schon sein, dass einzelne Marken nicht erhältlich sind, doch in so gut wie allen Fällen gibt es Alternativen. Und im Extremfall gilt: Wenn Erdäpfel aus sind, muss ich halt auf Nudeln umsteigen.
Italien ist ein großer Handelspartner. Gibt es da Ausfälle?
Berkmann:
Wir bekommen auch Lieferungen aus Italien, denn der Güterverkehr ist von den Sperren ausgenommen. Natürlich gibt es Sicherheitsmaßnahmen, was die Fahrer betrifft: Die dürfen nicht aussteigen, die Be- und Entladung muss jemand anderer durchführen. Das ist natürlich ein höherer Aufwand der irgendwann zu höheren Preisen führt? Das ist absolut kein Thema.
Wir gehen nicht von einem Apokalypse-Szenario aus.
Wie sieht Ihr Worst-Case-Szenario aus?
Berkmann:
Wir gehen derzeit nicht von einem Apokalypse-Szenario aus. Insofern machen wir uns auch keine Gedanken über Black-outs, Notstromaggregate in den Filialen oder sonstige Katastrophenbedingungen.
Aber irgendeinen Plan wird es doch geben für den Fall, dass sich die Situation verschärft?
Berkmann:
Wir treffen derzeit jeden Tag aufs Neue Entscheidungen über das weitere Vorgehen. Längerfristige Prognosen sind nicht zielführend, da sich die Situation schlicht nicht abschätzen lässt. Aber sogar in Italien läuft das Geschäft normal, bis auf die Shoppingcenter, die an Wochenenden wohl wegen erhöhter Frequenz von den Behörden geschlossen wurden. Aber das ist auch in Österreich ein Behördenthema, keines, was die Spar zu entscheiden hat.
Zur Person
Nicole Berkmann
Die gebürtige Vorarlbergerin Nicole Berkmann ist studierte Biologin und Publizistin. Sie arbeitet seit 1994 für den Handelskonzern Spar, wo sie seit dem Jahr 2000 die Funktion der Unternehmenssprecherin und der Leiterin des Bereiches Konzern-PR, Information und Kundenservice innehat.