Warum die Austro-Wirtschaft stärker wächst als die deutsche

Deutschland braucht in kommenden zwölf Jahren fünf Millionen Arbeitskräfte. Die Industriellenvereinigung (IV) warnt vor einer Sogwirkung. Ein Mitarbeiterbindungsprogramm in Österreich sei deshalb ein Muss.

Warum die Austro-Wirtschaft stärker wächst als die deutsche

Wien/Berlin. Die österreichische Wirtschaft ist mit der deutschen eng verwoben. Zuletzt hat es aber eine Abkoppelung gegeben, so der Chefökonom der Industriellenvereinigung (IV), Christian Helmenstein. Die deutsche Wirtschaft wächst heuer nur um 0,5 bis 0,8 Prozent. "Damit hat Österreich ein dreiviertel Prozent Wachstumsvorsprung, vielleicht wird es sogar ein ganzes Prozent", sagte Helmenstein.

Dieses Auseinanderklaffen hat dem Ökonomen zufolge mehrere Gründe. So dauert der Aufschwung in Deutschland schon deutlich länger an als in Österreich - "ungefähr doppelt so lange". "Österreich war aus der Stagnation heraus ein konjunktureller Spätstarter."

Die deutsche Bedrohung

Zudem sei der Fachkräftemangel in Deutschland noch viel ausgeprägter als in Österreich. "Deutschland ist Österreich demografisch gesehen eine Dekade voraus, also älter." Das Nachbarland sei bereits an der Grenze seines Arbeitskräftepotenzials angelangt und brauche in den kommenden zwölf Jahren rund fünf Millionen Arbeitnehmer. Zum Vergleich: In Österreich gibt es rund vier Millionen Arbeitnehmer. In diesem Zusammenhang warnte Helmenstein auch vor einem möglichen Sogeffekt für Arbeitnehmer von Österreich nach Deutschland, denn die Joblücke betreffe vor allem Bayern und Baden-Württemberg. "Das ist die eigentliche Bedrohung."

Positiv für Österreich im Sinne des Wirtschaftswachstums wirkt laut dem Wissenschafter die starke Verflechtung der Alpenrepublik mit dem Zentral- und Osteuropäischen Raum (CEE). Denn die CEE-Staaten wachsen jährlich um 1,5 Prozentpunkte schneller als die Eurozone.

Die gefährlichen Sondereffekte

Zudem würden in Deutschland Sondereffekte schlagend, die nicht zu vernachlässigen seien. Ein neuer Abgastestzyklus habe Autos nicht verfügbar sein lassen und zu einem "Zwangssparen" bei Haushalten geführt. Zudem habe das Niedrigwasser am Rhein vor allem negativ auf die chemische und pharmazeutische Industrie gewirkt. "Dazu kamen Bahn- und Luftfahrtstreiks, die auch Wachstum kosteten." Alleine aus diesen Sondereffekten seien im zweiten Vorjahreshalbjahr 3 Prozentpunkte Wachstum verloren gegangen. "Ohne diesen Sondereffekten wäre eine Rezession in Deutschland kein Thema", sagte Helmenstein.

"Besser" als in Deutschland sei in Österreich auch die Standortattraktivität. Hier verwies der Ökonom auf die Arbeitszeitflexibilisierung und das Standortentwicklungsgesetz. Fazit: "Wir sind unseres eigenen Konjunkturplus Schmied."

Das Thema Zuwanderung

Zur Bekämpfung des Fachkräftemangels fordert die IV ein Zuwanderungs- oder Einwanderungsgesetz. Dieses soll dabei helfen, dass bei der Einwanderung ein Fokus auf "Menschen, die wir brauchen" gelegt werden kann, sagte IV-Generalsekretär Christoph Neumayer. "Es geht um qualifizierte Zuwanderung - und da kann auch drin stehen, was wir nicht brauchen."

Helmenstein verwies auf die Notwendigkeit, Arbeitskräfte in Österreich zu halten, was insbesondere für das Verhindern einer Weiterwanderung von ausländischen Arbeitskräften gelte. "Ein Mitarbeiterbindungsprogramm in Österreich ist ein Muss." Bei dem Thema dürfe nicht der Status quo debattiert werden, es gehe viel mehr um die Zukunft.

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