Voestalpine-CEO Eder: Die Zukunft gehört dem Wasserstoff
Weltweit spricht man von der Energiewende und der Elektro-Revolution der Automobilindustrie. Voestalpine-CEO Wolfgang Eder denkt aber einen Schritt weiter. Elektromobilität sei nicht nachhaltig genug. Die Zukunft gehöre dem Wasserstoffantrieb. Auch beim Thema Energieversorgung sieht Eder Wasserstoff in einer entscheidenden Rolle.

Das Elektroauto wird sich durchsetzen - davon sind derzeit fast alle überzeugt - ob Politiker oder Wirtschaftstreibende. Selbst in der lange zögerlichen Automobilindustrie scheint sich diese Meinung durchzusetzen. Rund um das Wann und das Wie gibt es allerdings immer noch viele offene Fragen. Einige der augenscheinichsten darunter sind:
- Wann wird die Automobilindustrie Elektroautos in ausreichend großen Stückzahlen produzieren?
- Wann wird die Frage mit der Reichweite der Fahrzeuge zufriedenstellend geklärt sein?
- Wann wird die Versorgung mit Ladestationen ausreichend sein?
- Wie und mit welchen Mitteln können die Ladezeiten unter wirtschaftlich vertretbaren Bedingungen deutlich reduziert werden?
- Wie kann die Versorgung mit den benötigten Akkus und deren Wiederverwertung bzw. Entsorgung sichergestellt werden?
- Was soll mit den vielen Millionen von Verbrennungsmotoren angetriebenen Autos geschehen?
Erst wenn diese Punkte - und zahlreiche weitere - geklärt sind, wird man sich Hoffnung machen können, dass die Verkaufszahlen von Elektroautos tatsächlich relevante Dimensionen erreichen. Obwohl deren Ankauf breit gefördert wird und die Autos auch steuerlich deutlich begünstigt sind liegt der Anteil der verkauften E-Autos immer noch bei rund einem Prozent aller Neuzulassungen, wobei der Großteil der Autos von Unternehmen angeschafft wird. Am Privatkundenmarkt sind E-Autos bislang statistisch kaum wahrnehmbar.
Die Wasserstoff-Alternative
Und dann stellt sich noch die Frage, ob nicht trotz der seitens der Automobilindustrie angekündigten Milliardeninvestitionen in die Elektromobilität, den Aufbau der Batterieproduktion und der Weiterentwicklung der Modelle, eine andere, zuletzt etwas ins Hintertreffen geratene Technologie, die letztlich smartere und im Sinne einer Weiterentwicklung zu einer nachhaltigen Mobilität die bessere Lösung ist: Die Brennstoffzelle bzw. der Wasserstoffantrieb.
Voestalpine-CEO Wolfgang Eder gehört zu denjenigen, die überzeugt sind, dass sich der Wasserstoffantrieb langfristig durchsetzen wird. Batteriebetriebene Fahrzeuge brächten nicht das gewünschte Maß an Nachhaltigkeit, auch wenn im Moment viel Geld in die Infrastruktur für strombetriebene Fahrzeuge gesteckt werde, meint Eder.
Im Stahl- und Technologiekonzern, der nahezu ein Drittel seines Umsatzes in der Autmobilindustrie erwirtschaftet, wird daher auch an entsprechenden Lösungen für wasserstoffbetriebene Fahrzeuge geforscht.
Noch hat Wasserstoff das Problem, dass er hoch explosiv ist. Bis zum Jahr 2035 rechnet Eder damit, dass Sicherheitsbedenken im Zusammenhang mit Wasserstoff aus dem Weg geräumt sind. Bis dahin hofft die Voestalpine auch in der großindustriellen Produktion von Wasserstoff tätig zu sein. Das erste große Pilotprojekt wurde vor kurzem genehmigt und soll im Jahr 2019 mit der Produktion beginnen. Etwa 2021 soll eine weitere, wesentlich größere Anlage folgen. Und wenn man auch da die Technologie im Griff hat, ist "Ende der 2020er Jahre" eine Großanlage geplant.
Auch für die Voestalpine, die für ihre Stahlproduktion einen enorm hohen Energiebedarf hat, ist Wasserstoff als Energiequelle hochinteressant. Die an den Konzern gestellten Vorgaben zum CO2-Ausstoß können langfristig mit der Verwendung fossiler Brennstoffe nicht eingehalten werden und die Versorgung mit Strom aus erneuerbaren Energiequellen ist nach aktuellem Stand nicht realistisch umsetzbar. Das Unternehmen würde in dem Fall in etwa 50 Prozent des österreichischen Strombedarfs zusätzlich brauchen.
Ihre Disreduktionsanlage in Corpus Christi, Texas (USA) hat die Voestalpine bereits so gebaut, dass Wasserstoff zumindest beigemischt werden kann. Konzernchef Eder wünscht nun von der österreichischen Regierung eine "Ansage", dass der Umstieg auf Wasserstoff gefördert wird.
Elektro-Zwischenzeitalter
Natürlich ist sich Eder nicht Feind des eigenen Geschäfts und lässt daher auch für die nähere, elektrische Zukunft entsprechende Produkte entwickeln. Dazu gehört etwa ein Rahmen, mit dem die Batterien im Auto fixiert werden. Für diesen entwickelt die Voestalpine einen Spezialstahl, der zehn Mal so hart ist wie normaler Stahl. Das extrastabile Material, an dem bereits 14 Autohersteller Interesse angemeldet haben, soll bei einem Unfall Verformungen und damit einen Brand verhindern.
Der Stahl soll einem Druck von 2.000 Megapascal anstelle von 200 bis 400 Megapascal standhalten. Noch sei man bei 1.600 Megapascal, aber "wir sind zuversichtlich, dass wir das in den nächsten zwölf Monaten schaffen, denn in 18 Monaten müssen wir liefern", sagt Eder. Der Stahlkonzern liefert aber auch besonders dünne Stahlbänder (0,25 bis 0,30 mm dick) für Elektromotoren und andere Leichtbaukomponenten.