Ventocom-Chef Krammer: „Zehn Prozent Marktanteil sind drin“
Ex-Orange-Austria-Chef Michael Krammer hat sich mit seinem eigenen Unternehmen Ventocom ehrgeizige Ziele gesetzt. Er will als Mobilfunk-Dienstleister mit mehreren Marken die Kunden von der Konkurrenz loseisen. Mit günstigen Tarifpaketen soll der Markt von hinten aufgerollt werden. Die Geschäfte mit Hofer Telekom HoT laufen weiterhin "sehr gut".
Mit HoT und weiteren virtuellen Mobilfunkanbietern will Michael Krammer den Markt von hinten aufrollen.
Noch ist der Marktanteil von Hofer Telekom (HoT) gerade einmal bei rund 1,4 Prozent. Auch UPC, die A1-Tochter Yesss, Red Bull Mobile und andere kleine Mobilfunk-Dienstleister, die zum Teil mit Billigtarifen mitmischen, kommen allenfalls auf einen Marktanteil von knapp über einem bis bestenfalls drei Prozent. Doch Ventocom-Chef Michael Krammer, der für Hofer HoT-Tarifpakete schnürt und die Technik abwickelt, will mit Kampfpreisen Österreichs Mobilfunkmarkt aufmischen.
HoT nutzt als Mobile Virtual Network Operator (MVNO) das Netz von T-Mobile. Krammer tritt sozusagen als Intermediär zwischen dem Netzbetreiber und der Hofer auf. Mit eigener MVNO-Infrastruktur, dazu zählt etwa die Entwicklung und die technische Umsetzung von Tarifpaketen sowie die Abrechnung, besorgt Ventocom das operative Geschäft für Hofers HoT
Derzeit drängen gleich mehrere MVNO mit billigen Telefon- und Daten-Tarifen in den zuletzt starren Mobilfunkmarkt in Österreich. Laut Johannes Gungl, Geschäftsführer von der Telekomregulierung RTR, haben die Diskontanbieter wie Yesss und Bob (von A1) sowie Ge.org! (von Saturn-/Mediamarkt) nach dem Marktstart von Hofer Telekom (HoT) zum 2. Jänner 2015 bereits die Presise gesenkt.
Nach dem soeben veröffentlichte Telekom-Report 2014 (Stand 31.12.2014) von Österreichs Telekom Regulierer RTR deutet bereits daraufhin, dass Mobilfunk-Dienstleister mit Billigangeboten den Markt in Österreich aufmischen können.
Weitere Zuwächse
167.000 Neukunden (Stand Ende April) kann Ventocom-Chef Krammer seit dem Start per Jahresbeginn 2015 verbuchen. Krammer hat bereits als Orange-Chef ab dem Jahr 2007 mit der Billigmarke Yesss Mobilfunkpakete für Hofer geschnürt. Wie viel Kunden seither neu dazu gekommen sind wollte Krammer nicht sagen: „Das Wachstum geht weiter, das Geschäft mit HoT läuft sehr gut." Nachsatz: "Das soll uns erst einer nachmachen." Allein von den Kunden, die den Betreiber wechseln, aber ihre Rufnummer behalten wollen, sind 44 Prozent zu HoT gewechselt. Und ein Ende sei nicht in Sicht.
Umgerechnet in Marktanteilen, sind das etwa 1,4 Prozent für HoT. Laut jüngstem Telekom-Report 2014 (Stand Ende Dezember) hält die Telekom Austria bei einem Marktanteil von 41,7 Prozent, was einem Minus von 1,4 Prozent zum Jahresende 2013 entspricht. T-Mobile bringt es auf 30,4 Prozent und verliert 0,6 Prozentpunkte. Drei hält nun bei einem Marktanteil von 27,8 Prozent und konnte um zwei Prozent zulegen.
Die Marktanteile der HoT-Konkurrenz wird nicht separat ausgewiesen. Die Anteile von Yesss und Bob werden A1 zugerechnet.
Die Zehn-Prozent-Schwelle
Das Potenzial für seine MVNO-Dienste in Österreich berechnet in Marktanteilen schätzt Krammer hoch ein: "Bis zu zehn Prozent sind drin." Krammer will in erster Linie Tarifpakete für Smartphones und Tablet-PC verkaufen. Subventionierte Smartphones will Krammer auch weiterhin nicht anbieten: "Unser Geschäft sind günstige Telefon- und Datentarife, die der Kunde versteht und selbst auch via Internet nachladen kann."
Neuer Kunde - bitte warten!
Um das Ziel zu erreichen will Krammer noch weitere MVNO auf die Sprünge helfen. "Es gibt weiterhin Bedarf für günstige Telefon-Tarife", sagt Krammer.
Und vor allem Banken, Versicherungen, Einzelhandelsketten, Medienunternehmen oder auch Vereine könnten Handy-Dienste zu ihren Produkten komplementär anbieten, "um ihre Marke über digitale Produkte zu schärfen oder wie im Fall von Banken, Mobile Payment-Dienste mitanzubieten", so der Ex-Orange-Chef. Einen zweiten Kunden neben HoT wird Krammer voraussichtlich im 3. Quartal präsentieren.
„Wir sind noch in Verhandlungen“, sagt Krammer zu den Verhandlungen mit einem weiteren Kunden. Noch zu Jahresende 2014 hat der Ventocom-Chef angekündigt, einen weiteren MVNO bis Jahresmitte 2015 zu starten.
Ob er für Rapid Wien, wo Krammer seit eineinhalb Jahren Präsident ist, ebenso als MVNO Mobilfunkpakete abseits des Rasens schnüren wird? Krammer: "Das hängt letzten Endes auch davon ob, wie lange Drei weiterhin im Sponsorenpool Rapid sponsern wird."