USA als drittwichtigster Handelspartner Österreichs
Der Krisenstimmung zum Trotz: Der Handel zwischen Österreich und den USA entwickelt sich seit Jahren positiv. Und das könnte auch so bleiben, sagt eine Studie der Amerikanischen Handelskammer.
Der russische Angriff auf die Ukraine hat Europa und die USA näher zusammengebracht, wirtschaftlicher Protektionismus könnte sie wieder auseinanderbringen. Ein aktuelles Beispiel ist der Inflation Reduction Act, ein gewaltiges Investitions- und Subventionsprogramm der US-Regierung, das US-amerikanische Unternehmen bzw. ausländische Unternehmen mit Produktionsstandort in den USA, deutlich bevorzugt.
Neuer Handelsprotektionismus
Gerade für Österreich hätte eine Abkühlung der Handelsbeziehungen spürbare Auswirkungen. „Die USA sind der drittwichtigste Handelspartner Österreichs, die Handelsbeziehungen zwischen beiden Ländern sind besonders stabil“, betonten Victoria Reggie Kennedy, US-Botschafterin in Österreich, und Michael Zettel, aktueller Präsident der Amerikanischen Handelskammer in Österreich (AmCham), bei einem gemeinsamen Pressegespräch in Wien.
„Leider gibt es weltweit eine Tendenz zum Handelsprotektionismus, dem es entschieden entgegenzutreten gilt“, so Zettel, im Hauptberuf Managing Director von Accenture Österreich, „die starken und beständigen Handelsbeziehungen zwischen den USA und Österreich werden sich weiter positiv entwickeln, davon bin ich überzeugt.“
Tatsächlich sind die Wirtschaftsbeziehungen zwischen den großen USA und dem kleinen Österreich beeindruckend: Waren und Dienstleistungen im Wert von über elf Milliarden Euro haben österreichischen Unternehmen 2021 in die USA exportiert, das sind 6,7 Prozent aller Warenausfuhren. Auf der Liste ganz oben stehen Maschinen und KFZ-Teile.
Die USA sind damit nach Deutschland und Italien der drittwichtigste Handelspartner der heimischen Wirtschaft und der wichtigste außerhalb Europas. Allein die in die USA exportierten Vorprodukte und Vorleistungen haben sich seit 1990 mehr als verfünffacht.
In die umgekehrte Richtung über den Atlantik hat Österreich aus den USA Waren im Wert von 5,7 Milliarden Euro importiert, was unter dem Strich einen erfreulichen Handelsüberschuss von über fünf Milliarden Euro ergibt. An erster Stelle auf der Importliste stehen Pharmazeutische Produkte.
Schlüsseltechnologien
Die Handelsbeziehungen sind krisenresistent. Eine Auswertung der monatlichen Im- und Exportdaten zeigt, dass die Handelsbeziehungen zwischen Österreich und den USA weitgehend stabil sind.
Besonders erfreulich: „Der transatlantische Handel ist von Schlüsseltechnologien geprägt“, analysiert Studienautor Philipp Krabb, Research Lead von Accenture, „der Anteil von Hochtechnologiegütern am Handel beträgt 65 bis 70 Prozent.“
Hinsichtlich der weiteren Entwicklung des Handels zwischen Österreich und den USA verweist Accenture-Chef Michael Zettel – neben dem berufsbedingten Berater-Optimismus – auf die zusätzlichen Chancen, die sich durch den Inflation Reaction Act für österreichische Unternehmen mit US-Standorten ergeben. Deren Direktinvestitionen sind zuletzt auf knapp 14 Milliarden Euro gestiegen.
Ein Beispiel dafür ist der Vorarlberger Verpackungsspezialist Alpla, der in den vergangenen vier Jahren über 40 Millionen Euro in drei neue US-Produktionsstandorte investiert hat.
Und auch Getränkeriese Red Bull hat angekündigt, neben dem 2019 gemeinsam mit Rauch für 227 Millionen Euro errichteten Abfüllwerk in Arizona weitere 650 Millionen Euro in ein neues Verteilerzentrum in North Carolina zu investieren. Hintergrund der Mega-Investition: Red Bull hält in den USA bei Energy Drinks einen Marktanteil von stolzen 43 Prozent.