US-Ölbranche rüstet sich für Boom - Pleitegeier als Helfer

Viele Unternehmen der Ölbranche sind aufgrund des Ölpreisverfalls hoch verschuldet. Doch sie könnten die Gunst der Stunde nützen. Donald Trump, der laxere Vorschriften in Aussicht gestellt hat, könnte dabei helfen. Ein zweiter Helfer ist das Insolvenzverfahren, das sein Stigma endgültig verloren hat. Massenweise gehen Ölfeldienstleister in die Insolvenz, um die Schulden los zu werden.

US-Ölbranche rüstet sich für Boom - Pleitegeier als Helfer

Chicago. Die US-Öldienstleister wittern Morgenluft und rüsten sich für einen erwarteten Boom 2017. Dazu bedienen sie sich eines besonderen Instruments: Sie melden Insolvenz an. Denn durch diesen Schritt wollen sie ihre in den Jahren niedriger Ölpreise angehäuften Schulden loswerden und dann, schlanker und mit soliden Bilanzen, von der Erholung des US-Schiefergasgeschäfts profitieren.

Insbesondere kleinere und mittelgroße Firmen setzen auf den künftigen US-Präsidenten Donald Trump, von dem sie sich laxere Umweltvorschriften und großzügigere Genehmigungen für neue Projekte versprechen.

"Wir haben jetzt da draußen einige Zombie-Firmen", sagt Jay Krasoff, Experte der Investmentbank Chiron Financial in Houston. Diesen soll der Neuanfang dabei helfen, langfristige Aufträge einzuwerben. "Man muss bei Geschäftspartnern das Vertrauen wecken, dass man noch längere Zeit im Geschäft ist. Das passiert jetzt gerade", erläutert Krasoff.

Die Pleite als Schrittmacher

Allein bis Ende Oktober gingen 70 überwiegend private US-Öldienstleister vor den Insolvenzrichter, fast doppelt so viele wie im gesamten Jahr 2015, wie eine Zusammenstellung der Anwaltskanzlei Haynes & Boone zeigt. Daraus geht zudem hervor, dass immer größere Firmen diesen Weg einschlagen.

Zwischen Juni und Oktober konnten Unternehmen mit einer Verschuldung von jeweils mindestens 100 Mio. Dollar (96 Euro) nach Berechnungen der Kanzlei so insgesamt 9 Mrd. Dollar an Schulden loswerden. In den 18 Monaten davor waren es insgesamt lediglich 8,2 Milliarden.


Inzwischen ist es fast en vogue, Insolvenz anzumelden.

Die Branchenführer wie Schlumberger und Halliburton verfügen trotz eines Umsatzrückgangs von mehr als 40 Prozent seit Mitte 2014 über die Mittel, Dürrephasen durchzustehen. Für kleinere Firmen sieht es dagegen düsterer aus. Zudem haben sie nach dem Abbau von Arbeitsplätzen und wegen hoher Schulden mehr Schwierigkeiten, auf eine Geschäftsbelebung zu reagieren.

Ein Insolvenzverfahren nach Chapter 11 kann schon in zwei Monaten beendet sein, und das Unternehmen kann ohne Schulden neu anfangen. Zudem hat das Verfahren das Stigma des Scheiterns verloren. "Inzwischen ist es fast en vogue, Insolvenz anzumelden", sagt Jerrit Coward, Ex-Chef des Dienstleisters US Shale Solutions und inzwischen Investoren-Berater.

55 Dollar für den Wiedereinstieg

Viele US-Ölförderer wie Chevron, ConocoPhillips und Occidental Petroleum planen, neue Förderanlagen in Betrieb zu nehmen. Sie profitieren davon, dass die Kosten für die Schieferöl-Produktion deutlich gesunken sind. Mancherorts sind sie nur noch in etwa so hoch wie im Iran.

Viele Fachleute gehen davon aus, dass die US-Konzerne ihre Förderung wieder ankurbeln, wenn der Ölpreis über 55 Dollar je Barrel liegt. Derzeit kostet leichtes US-Öl knapp 51 Dollar.

Für das Ölkartell Opec, das sich erst kürzlich erstmals seit 2008 auf eine Förderkürzung geeinigt hat, kommt die neue US-Konkurrenz zur Unzeit. Der Chef des Rohstoffhändlers Glencore, Ivan Glasenberg, warnt vor einem "Katz- und Maus-Spiel", das den Ölpreis niedrig halten könnte. "Ich hoffe, dass die Schiefergasbranche in den USA sich verantwortungsbewusst verhält und zulässt, dass der jüngste Ölpreisanstieg von Dauer ist."

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