Die dunkle Seite der Shareconomy: Uber gegen Kritiker
Teilen, tauchen, einfach Geschäfte machen - in den vergangenen Jahren sind zahlreiche Unternehmen aufgetaucht, die via Smartphone-Apps an Strukturen rütteln und eingesessenen Unternehmen Konkurrenz machen. Das US-Unternehmen Uber, das mit seiner App dem Taxigewerbe Konkurrenz macht, ist eines davon. Im Kampf gegen Kritiker kennt Uber keinen Pardon.

Wohnungen, Kleidung, Werkzeuge, Autos - das Tauschen und Verleihen verschiedenster Dinge via Internet und diverser Smartphone-Apps hat in den vergangenen Jahren eine regelrechte neue Parallelwirtschaft entstehen lassen. Über die Plattform Airbnb können etwa Pivatpersonen leerstehende Zimmer, Wohnungen oder Häuser an Touristen vermieten. Pretalouer vermittelt Luxus-Abendkleider und Designermode, Checkrobin bietet Paket-Transporte an, die von Privatpersonen abgewickelt werden. Ein weiteres Beispiel ist Uber, das es Privaten ermöglicht, sich als Taxi- oder Limousinen-Fahrer anzubieten.
So schön und einfach es auch klingt, dass man mit einer einfache Smartphone-App anbieten kann, was man selbst aktuell nicht braucht - und sei es nur die eigene Zeit - rechtlich sind viele dieser Angebote keineswegs geklärt.
Wenn Airbnb-Teilnehmer etwa ihre eigenen vier Wände an Touristen anbieten, dann unterliegen sie streng genommen den gleichen Vorschriften wie alle Betreiber von Privatpensionen. Müssten demnach laufende Kontrollen ihrer Zimmer, Wohnungen oder Häuser durch die entsprechenden Behörden durchführen lassen, Feuerlöscher, Notausgänge und die vorschriftsmäßige Anzahl von Nassräumen zur Verfügung stellen und natürlich auch die Einnahmen entsprechend deklarieren und beim Finanzamt abführen.
Im Falle von Uber müssten die Anbieter der Fahrdienstleistungen im Prinzip auch entsprechende Orts- und Fahrkenntnisse nachweisen können und - nachdem für die Mitnahme fremder Personen im eigenen Auto auch Geld angenommen wird - auch eine entsprechende Versicherung abgeschlossen werden.
Uber gegen Kritiker
Der Wert von Shareconomy Riesen wie Airbnb und Uber geht mittlerweile in die Milliarden, und das ohne eigentliches Risiko zu tragen. Das Geschäftsrisiko tragen nämlich in allen Fällen diejenigen, die ihre Dienste auch aktiv anbieten. Die App-Anbieter agieren lediglich als Vermittler und verdienen damit prächtig - ohne auf rechtliche Vorschriften hinsichtlich Qualität, Kontrolle, Versicherung, Mindestlohn - eine gerechte Bezahlung - oder Arbeitszeitbeschränkungen achten zu müssen.
Für Uber und Co gilt das alles nicht. So konnten die App-Anbieter in den letzten Jahren auch ihre Ausgaben auf ein Minimum reduzieren und die Gewinne gleichzeitig optimieren. Jetzt will Uber auch aktiv gegen Kritiker vorgehen, die es wagen, darüber zu berichten und kritische Berichte über das Unternehmen verbreiten.
Emil Michael, einer der Top-Manager von Uber - laut seinem Profil bei der Internetplattform LinkedIn ist er "SVP of Business" bei Uber, sprach sich dafür aus, die Privatleben von Journalisten, die kritisch über Uber berichten, auszuforschen und die Journalisten und deren Familien öffentlich bloßzustellen. Dazu könne Uber auch Spezialisten anstellen.
Aus dem Off in die Öffentlichkeit
Michaels Äußerungen bei einer Veranstaltung in New York waren bekannt geworden, weil dort ein Redakteur der US-Website "Buzzfeed" anwesend war. Es war vorgesehen, dass von dem Treffen keine Zitate verbreitet werden sollten - dem "Buzzfeed"-Redakteur hatte dies allerdings niemand gesagt. So wurde veröffentlicht, dass Michael darüber sprach, für eine Million Dollar Spezialisten für die Ausforschung von Gegnern sowie Journalisten anzuheuern. Diese könnten kritische Reporter und ihre Familien durchleuchten und unangenehme Fakten aus deren Privatleben zu Tage fördern. Namentlich erwähnte er die US-amerikanische Blog-Gründerin Sarah Lacy, die Uber mehrfach scharf kritisiert hatte.
Mittlerweile hat sich Michael für seine Aussagen entschuldigt. "Weder ich noch mein Unternehmen würden jemals zu einem solchen Vorgehen greifen", versicherte er via Twitter.
Nächste Finanzierungsrunde
Uber ist nach einer Finanzierungsrunde von 1,2 Mrd. Dollar (960,3 Mio. Euro) in diesem Jahr eines der reichsten Startups und will sich laut Medienberichten bis zu 2 Mrd. Dollar mehr bei Investoren besorgen. Der Fehltritt Michaels erscheint besonders peinlich, da die Firma im Sommer David Plouffe, den früheren Wahlkampfmanager von US-Präsident Barack Obama, als politischen Berater engagierte.
Es wäre nicht das erste Mal, dass Uber mit rabiatem Geschäftsgebaren auffällt. Das Taxi-Gewerbe wirft dem Dienst unfairen Wettbewerb vor, weil er die Regulierungsvorschriften aushebele. Uber will stattdessen als Innovator gesehen werden, der veraltete Beschränkungen aufbricht. Unter anderem in Deutschland setzte Uber den Dienst eine Zeit lang auch nach gerichtlichen Verboten fort. Das Technologieblog "The Verge" berichtete zudem jüngst über Pläne für eine Kampagne gegen den Konkurrenten Lyft in den USA. Lyft und Uber warfen sich gegenseitig vor, das Geschäft mit tausenden falschen Wagenbestellungen zu blockieren.