Milliardär Daniel Kretinsky - der Mann, der nach Metro greift

Der tschechische Milliardär Daniel Kretinsky ist drauf und dran, der größte Aktionär des Metro-Handelskonzerns zu werden. Der 43-jährige hat sich zusammen mit seinem Kompagnon Patrik Tkac bereits ein Paket von 7,3 Prozent der Metro-Aktien aus dem Fundus des bisherigen Metro-Großaktionärs Haniel gesichert und will mehr.

Metro-Großaktionär und EPH-Vorstandschef Daniel Kretinsky

Metro-Großaktionär und EPH-Vorstandschef Daniel Kretinsky

Der tschechische Milliardär Daniel Kretinsky gehört zu der Gruppe der neuen, jungen, steinreichen Unternehmer, die in den Reformstaaten im CEE-Raum schnell reich geworden sind. In der aktuellen Forbes-Liste der reichsten Menschen der Welt liegt er mit einem auf 2,2 Milliarden Euro geschätzten Vermögen auf Platz 924. Sein Vermögen hat er im Energie-Sektor erwirtschaftet. Kretinsky kontrolliert 94 Prozent der Anteile des Energiekonzerns EPH mit Sitz in Prag und ist damit einer der wohlhabendsten Tschechen.

Über Kretinsky privat ist wenig bekannt, außer dass er sich sehr für Fußball interessiert - 2004 stieg der heute erst 43-jährige Unternehmer zusammen mit der J&T-Gruppe seines Geschäftspartners Patrik Tkac beim Fußball-Verein Sparta Prag ein. Er spielt außerdem Golf, sammelt Kunst und mag italienische Sportwagen. Kretinsky lebt nach eigener Aussage in einer Villa, die einst der kunstinteressierte und bibliophile Bankier Jaroslav Preiss (1870-1946) für sich und seine Geliebte bauen ließ. Sonst bleibt er aber trotz seiner exponierten Position lieber im Hintergrund und lehnt Interview-Anfragen internationaler Medien üblicherweise ab.

Das könnte sich bald ändern, denn jetzt ist Kretinsky am Weg, der größte Aktionär des Handelskonzerns Metro zu werden. Er hat sich mit Tkac ein Aktienpaket des langjährigen Metro-Anteilseigners Haniel (7,3 Prozent der Metro-Anteile) und eine Option zum Kauf der restlichen 15,2 Prozent gesichert. Außerdem verhandelt Kretinsky mit der Elektronikhandelsholding Ceconomy über den Verkauf deren Metro-Anteils von 9,99 Prozent, wovon allerdings rund ein Prozentpunkt steuerlichen Sperrfristen unterliegt.

Metro hat sich mit seinen Großmärkten und der Supermarktkette Real im Sommer vor einem Jahr von Ceconomy abgespalten, diese umfasst die Ketten Media Markt und Saturn. Ceconomy sei in Gesprächen mit Kretinskys Gesellschaft EPH Investment über einen Verkauf von knapp neun Prozent ihres Anteils, teilte Ceconomy mit. Eine Entscheidung sei aber noch nicht gefallen. Ceconomy käme ein Verkauf nicht ungelegen - der Wertverfall der Metro-Aktien hatte in den vergangenen Quartalen die Bilanz der Holding belastet.

Durchgerechnet könnten Gesellschaften unter Kontrolle Kretinskys daher in der Folge Zugriff auf über 30 Prozent der Metro-Anteile erhalten. Unter Anlegern machen deshalb bereits Spekulationen über ein dann fälliges Übernahmeangebot die Runde. Die zuletzt gebeutelten Metro-Aktien (ISIN DE000BFB0019) schossen in der Folge bis zum Börseschluss um 13,3 Prozent nach oben.

Metro-Aktie (ISIN DE000BFB0019); Schlusskurs vom 27.8.2018: 13,35 €; für aktuelle Kursinformationen klicken Sie bitte auf den Chart.

Metro-Aktie (ISIN DE000BFB0019); Schlusskurs vom 27.8.2018: 13,35 €; für aktuelle Kursinformationen klicken Sie bitte auf den Chart.

Die im MDax-notierten Ceconomy-Aktien (ISIN DE0007257503), die im laufenden Jahr bereits fast die Hälfte ihres Werts (-46,85%) verloren hatten, stiegen bis zum Börsenschluss um 4,1 Prozent

Ceconomy-Aktie (ISIN DE0007257503); Schlusskurs vom 27.8.2018: 6,70 €. Für aktuelle Kursinformationen bitte auf den Chart klicken.

Ceconomy-Aktie (ISIN DE0007257503); Schlusskurs vom 27.8.2018: 6,70 €. Für aktuelle Kursinformationen bitte auf den Chart klicken.

Metro sei jeder Aktionär willkommen, kommentierte ein Konzernsprecher. Man freue sich darauf, den neuen Anteilseigner und seine Vorstellungen kennenzulernen.

Kretinsy, der Energie-Milliardär

Mit EPH ist Kretinsky schon länger auch außerhalb Tschechiens aktiv. 2016 hat er - ebenfalls mit Tkac als Partner - die deutschen Braunkohlekraftwerke und den Braunkohle-Tagebau von Vattenfall übernommen. EPH verfügt unter anderem auch in Tschechien, der Slowakei, Italien und Großbritannien über Kraftwerke. Die Gruppe beschäftigt nach eigenen Angaben knapp 25.000 Mitarbeiter. 2017 hatte sie bei einem Umsatz von rund sechs Milliarden Euro einen operativen Ertrag von rund 1,9 Milliarden Euro eingefahren. Das Unternehmen kontrolliert etwa einen 49-prozentigen Anteil am Gas-Pipeline-Betreiber Eustream in der Slowakei, der auch russisches Gas in die EU transportiert.

Studiert hat Kretinsky an der Universität Brünn, er hat dort Abschlüsse in Politikwissenschaften und Jus. Begonnen hat er seine Karriere als Wirtschaftsanwalt bei der im Finanz- und Banksektor tätigen J&T-Gruppe. Dort arbeitete er auch mit dem damaligen Finanzmogul und J&T-Eigentümer Tkac zusammen, mit dem er nun in Metro-Aktien investiert. Kretinsky engagierte sich mit J&T auch im Energie-Sektor, daraus entstand auch die Energieversorgungsgruppe EPH - dessen Chef und Mehrheitseigner Kretinsky nun ist.

Getreu dem Ansatz Kretinskys, dass erneuerbare Energiequellen wie Wind, Solar und Biomasse die fossilen Träger Kohle, Gas und Atom noch lange nicht ersetzen können werden und dass sich auf jeden Fall bis zum Ende der Übergangszeit mit den alten Kraftwerken noch gutes Geld verdienen lässt setzt der Milliardär vor allem auf die fossilen Energieträger.

Weitere Beteiligungen

Auch abseits des Energiesektors ist Kretinsky aktiv. So ist er an einem Medien-Unternehmen beteiligt, das das tschechische Boulevard-Blatt "Blesk" herausbringt. Mit der französischen Lagardere-Gruppe verhandelt er über die Übernahme von Zeitschriften-Titeln, darunter auch "Elle". 2015 übernahm er außerdem gemeinsam mit Patrik Tkac und der Investmentgruppe PPF von Petr Kellner den zweitgrößten tschechischen Online-Händler Mall.cz und das Preisvergleichsportal Heureka.cz

Über seine Ziele bei Metro hält sich Kretinsky erst einmal bedeckt - und in der Handelsbranche hat er sich noch keinen Namen gemacht. Er sei stolz darauf, die Gelegenheit zu bekommen, ein wichtiger Aktionär des Handelsriesen zu werden, erklärte er in einer Pressemitteilung. Über die Herausforderungen, denen sich die zuletzt kriselnde Metro im hart umkämpften Handel stellen müsse, sei er sich im Klaren. "Den Erwerb weiterer Anteile an der Gesellschaft in der Zukunft schließen wir nicht aus", fügte er hinzu. Kretinsky kündigte an, dass er bei Metro als Aktionär eine "positive Rolle" spielen und die künftige Entwicklung des Konzerns unterstützen wolle. Die Karten bei Metro werden jedenfalls neu gemischt. Dafür steht der Name Kretinsky zweifellos.

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