Swarovski: Familiengruppe stellt sich gegen CEO und Konzernumbau
Bei der Abstimmung über die Änderung der Unternehmensstruktur des Tiroler Kristallkonzerns Swarovski stimmten rund 80 Prozent der Gesellschafter den Plänen von CEO Robert Buchbauer zu. Gegner der Pläne pochen weiter darauf, dass dafür Einstimmigkeit nötig ist.
Swarovski CEO Robert Buchbauer
Bei der Abstimmung über die Änderung der Unternehmensstruktur des Tiroler Kristallkonzerns Swarovski stimmten rund 80 Prozent der Gesellschafter stimmten dem Konzernumbau zu. Für CEO Robert Buchbauer kommt das einen "rechtswirksamen Beschluss" gleich.
Buchbauer will eine Familienholding mit Sitz in Wattens schaffen. Unter dem Dach diederser Holding sollen alle Kristallgeschäfte vereint werden. Nach Geschäftsführung und Beirat hätte nun auch die große Mehrheit der Gesellschafter den Weg zu einer Strukturreform eindeutig befürwortet und ermöglicht, so Buchbauer. Mit Eintritt der Swarovski International Holding (SIH) mit Sitz in der Schweiz in die Daniel Swarovski Kommanditgesellschaft könnten alle notwendigen Strukturreformen rasch, zielgerichtet und solide erfolgen. Gleichzeitig würden die Eigentumsrechte aller Gesellschafter erhalten bleiben. Die SIH werde nämlich zur Gänze von der Familienholding (SAH) gehalten.
Laut dem CEO ist für diese Umstrukturierung keine Einstimmigkeit unter den rund 80 Gesellschaftern notwendig, eine hohe qualifizierte Mehrheit sei ausreichend. Zuletzt war Buchbauer mit seinen Plänen bei einem Teil der Gesellschaftern abgeblitzt, er konnte rund 80 Prozent Zustimmung unter den Gesellschaftern erreichen. Nun ortete er einen "extrem hohen Rückhalt". Der Kristallkonzern musste wegen der Coronakrise enorme Umsatzeinbußen hinnehmen und baute weltweit 6.000 Mitarbeiter ab.
Buchbauer will die Beschlüsse nun umsetzen, erklärte er in einer Aussendung. "Der Weg der Transformation muss gegangen werden", so der Konzernchef. Die Transformation beinhalte ebenso eine strategische Neuausrichtung des Unternehmens. "Die Neuausrichtung unserer Kernbereiche, Effizienzsteigerung und die nachhaltige Absicherung des Unternehmens sind weiterhin unsere Ziele", meinte Buchbauer. Indes gab Buchbauer bekannt, dass es heuer keine Ausschüttung von Dividenden geben werde. "Die Gewinnschwelle werden wir nicht überschreiten", meinte er zuvor.
Familiengruppe Fritz hält dagegen
Die Familiengruppe aus dem Stamm Fritz rund um Gerhard, Paul, Helmut und Nadja Swarovski bezeichnete diese Familienholding jedoch als "zahnloses Gebilde". Die gesamte Entscheidungsmacht würde dadurch de facto in die Schweiz wandern. Über einen Kapitalzuschuss würde die Schweizer Holding den Löwenanteil bekommen, die Anteile der Gesellschafter würden komplett verwässert werden.
"Alles andere als 100 Prozent Zustimmung würde jede Entscheidung über die vorgeschlagene diktatorische Struktur - die nichts mit einer Finanzierung von Wattens zu tun hat, sondern den Gesellschaftern das Unternehmen und ihre Rechte entwenden soll - illegal und ungültig machen", hieß es in einer Stellungnahme der Familiengruppe aus dem Stamm Fritz. Frühere Urteile von Oberstgerichten sowie auf den Anlassfall bezogene detaillierte Gutachten anerkannter Experten würden völlig klar machen, dass die Änderung der Struktur Einstimmigkeit erfordere.
Zudem kündigte die Familiengruppe mögliche rechtliche Schritte an. "Würden dieses rechtliche Erfordernis und die Ablehnung ignoriert werden, wird die Nichtigkeit der Entscheidung gerichtlich geltend gemacht werden", hieß es. Die Finanzierung von Wattens könne auf verschiedenen anderen Wegen sichergestellt werden, wofür Vorschläge auf den Tischen liegen. "Außerdem haben mehrere von uns angeboten, Wattens zu übernehmen und aufzufangen, bevor es mutwillig zerstört wird", erklärten die Swarovski-Familienmitglieder. Die Verantwortlichen sollten nach "vielen Jahren des Misserfolgs und der Unkultur den Weg freimachen, anstatt verzweifelt zu versuchen, ihre Macht einzuzementieren", kritisierten die Familienmitglieder die Konzernführung.