Stromzukunft: E-Autos schnell laden wird teurer
Wer Stromnetze mehr beansprucht, soll künftig mehr zahlen. Erste Berechnungen zur geplanten Tarifreform zeigen, wie teuer starke Stromanschlüsse für Elektroautos oder Wärmepumpen werden.
Knapp ein Jahr nach den ersten Ideen über neue Stromtarife in Zeiten verstärkter Elektrizitätsnutzung hat die Strom-Regulierungsbehörde e-Control nun erste konkrete Berechnungen zu neuen, E-Mobility tauglichen Varianten durchgeführt. Dabei zeigt sich, dass Kunden für schnelle Lademöglichkeiten eines Elektroautos wohl deutliche Preissteigerungen in Kauf nehmen werden müssen.
Statt einer jährlichen Anschlusspauschale von bisher 67 Euro werden dann (noch unabhängig vom tatsächlichen Stromverbrauch) mindestens einmal 220 Euro pro Jahr fällig, das ist mehr als eine Verdreifachung. Dafür wird das Netzentgelt bei Stromlieferung leicht von 4,67 auf 4,1 Cent je kWh reduziert, was bei rund 8.000 kWh (Standardwert für Haushalt samt Elektroauto), mit rund 45 Euro Kostenminderung zu Buche schlägt.
Ziel: Verhalten verändern
In beiden Fällen geht es nur um die sogenannten Netzkosten, die rund ein Drittel der gesamten Stromkosten für Haushalte ausmachen. Der Rest sind Steuern und Abgaben, sowie der Energiepreis selbst. Die e-Control möchte dessen Höhe angesichts der Netzbelastung durch verstärkten Strombezug stärker anhand der Leistungskraft differenzieren. Ziel sei, das Verbraucherverhalten zu verändern, weniger, Einkommen für die Netzbetreiber zu erhöhen, betont e-Control-Tarifexpertin Karin Emberger. Eine Tarifreform müsste zuvor im Parlament beschlossen werden.
Dabei muss allerdings in Rechnung gestellt werden, dass in Zukunft nicht nur Elektroautos den Strombedarf in die Höhe jagen werden, sondern auch der Ersatz von fossilen Heizungen oder Warmwasser durch Wärmepumpen. Jedes kW an Leistungskapazität soll 20 Euro kosten, alleine für des Schnellladen eines Elektroautos ist ein Stromanschluss in der Höhe von 11 kW und mehr notwendig. Zum Vergleich – bisher wurde bei Haushaltsanschlüssen mit maximal vier KW Leistung gerechnet, ein normaler Heizstrahler im Winter braucht aber in der Regel bereits zwei bis drei kW Leistung.
Der Konsum macht den Preis
Der Vorteil der neuen Kalkulation – für Haushalte ohne hohen Leistungsbedarf könnten die Stromkosten wegen geringerer Netztarife bei Stromlieferung in Summe sogar leicht sinken, betont die e-Control. Für einen Beispielshaushalt etwa werden 223 statt 230 Euro angeführt. Tarifexpertin Emberger dazu: „Wir sehen, dass derzeit nur 20 Prozent der Kunden über längere Zeit auch hohe Leistung brauchen.“
Doch auch Elektroautonutzer könnten im neuen Tarifmodell Stromkosten sparen, wenn sie mit vier kW das Auslangen finden, auf Schnelllademöglichkeit verzichten, das Elektroauto grundsätzlich über Nacht am Ladekabel hängen lassen und sonst wenige Stromverbraucher zuschalten müssen. Gegebenenfalls müssten sie auch externe Eingriffe des Netzbetreibers in die Ladevorgänge akzeptieren. Dann würden die Kosten von 439 auf 409 Euro sinken, berechnet die e-Control.
Wie sich eine Tarifreform in Zukunft tatsächlich auswirkt, hängt freilich von der Nutzung zukünftiger großer Stromverbraucher ab. Derzeit gibt es nur Berechnungen ohne große Durchdringung mit Elektroautos oder Wärmepumpen. Dabei würde das von der e-Control vorgestellte Modell für 35 Prozent der Kunden jedenfalls eine Verteuerung bringen, für 65 Prozent eine Verbilligung. Leicht möglich, dass sich das Verhältnis in Zukunft umdreht.