"Ein Start-up dominiert dein ganzes Leben“

Alexa Wesner hat sieben Firmen gegründet, bevor sie US-Botschafterin in Wien wurde. Und Serienunternehmer Markus Wagner von i5invest hilft Start-ups mit seinen Kontakten auf den Weg. Eine Doppelconférence über die Leidenschaft und das Scheitern.

"Ein Start-up dominiert dein ganzes Leben“
"Ein Start-up dominiert dein ganzes Leben“

Zwei Serienunternehmer unter sich: Markus Wagner von i5invest und US-Botschafterin Alexa Wesner, siebenfache Firmengründerin.

Format: Sie haben viel Gründererfahrung. Die wichtigsten Ratschläge?

Wesner: Du musst alles investieren, was du hast. Es dominiert dein komplettes Leben. Und - deine Geschichte muss fesseln: Investoren, Mitarbeiter und Mentoren. Glaub an dein Produkt und kämpfe dafür. Warte nicht, bis es "perfekt“ ist. Bring es heraus, mach Fokusgruppen. Wer zu lange wartet, kann nicht der Erste sein.

Wagner: Die Leidenschaft muss aus den Augen blitzen, man muss sein Leben danach ausrichten, in guten wie in schlechten Zeiten. Oft ist das unglamouröser, als man es sich vorstellt. Einer unserer Trainees hat mir erzählt, dass er davon geträumt hat, auf Konferenzen seine Visionen zu teilen. Stattdessen musste er auf Verkaufstour durch die Bundesländer tingeln. Leidenschaft bringt dich auch durch diese Zeit.

Format: Diese unbedingte Leidenschaft kann man als Mittzwanziger leichter bringen. Ist Gründen nicht auch eine Altersfrage?

Wagner: Der Mythos, dass die Gründer jünger werden, stimmt zum Teil - auch deshalb, weil es günstiger geworden ist und das Unternehmersein generell mehr Thema. Die ideale Kombination wäre: Jung genug, um gefährlich, aber alt genug, um erfahren zu sein. Aber: Je älter du wirst, umso höher sind die Kosten des Scheiterns.

Format: In Österreich ist man durch Scheitern punziert, in den USA peppt das den Lebenslauf auf. Wird das in den USA nicht zu sehr glorifiziert?

Wesner: Das glaube ich nicht. Wenn eine große Firma pleite geht und viele Schicksale dranhängen, wird das nicht so gesehen. Was wir Amerikaner aber schon tun: Wir honorieren Versuche, unser aller Leben besser zu machen. Scheitern wird nicht als Dealkiller für die nächste Runde gesehen. Man fragt: Was kann man daraus lernen?

Wagner: Die Kosten des Scheiterns hängen auch vom Umfeld ab. Im Valley hast du am nächsten Tag wieder einen Job, halt nicht als Chef. Ein funktionierendes Ökosystem hilft dir bei der Risikominimierung.

Wesner: Stimmt, aber das Ökosystem muss auch groß genug sein, damit du am nächsten Tag wieder einen Job hast. Die kritische Masse an Mentoren und Risiko muss vorhanden sein.

Format: Für eine großes Ökosystem ist Österreich wohl zu klein.

Wagner: Als ich damals enthusiastisch aus den USA zurückkam, hatte ich große Pläne, hier ein Ökosystem aufzubauen. Ich habe realisiert, dass das größere System schneller skaliert. Das ist der Winner-takes-it-all-Mechanismus. Ein kleines Land wie Österreich kann kein zweites Valley werden, aber es kann ein Land werden mit den besten Verbindungen ins Valley.

Wesner: Ich komme aus Austin, Texas. Dort gibt es eine sehr lebendige Start-up-Kultur. Aber auf die Idee, das nächste Valley zu werden, kommt man nicht. Lerne vom Valley, miss dich daran, aber versuch nicht, es zu kopieren.

Format: Was war Ihr größter Fehler?

Wesner: Bei mir war es die zweite Firma, die ich gründete. Sie funktionierte, ging aber doch pleite, weil der Markt crashte. Mein Fehler war, dass ich das einfach nicht genug beobachtet hatte. Das Timing hat mich am falschen Fuß erwischt.

Format: Was unterscheidet die Gründer der ersten Dotcom-Phase von denen heute?

Wesner: Das ist eine andere Umgebung. In den 90ern hat das Internet erst angefangen. Firmen haben damals einfach die alte Industrie "erneuert“, Beispiel Amazon. Heute werden Industrien komplett neu erschaffen, Beispiel Facebook.

Wagner: Heute geht es mehr um Umsätze, nicht mehr nur um Ideen. Es gibt ein System etablierter Player, Investoren, Inkubatoren, du kannst Unternehmersein an der Uni studieren. Du kannst jede Information im Internet bekommen. Du misst dich global, kennst aber auch den Mitbewerb früher - kannst also gar nicht lange im Trüben fischen, ohne die Konkurrenz zu bemerken.

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