Sophia Genetics auf der Datenspur des genetischen Codes
Tarik Dlala, Vice President von Sophia Genetics, über das verheißungsvolle Vorhaben des Schweizer Medizin-Start-ups, mittels künstlicher Intelligenz das Leben von Krebspatienten zu retten. Dlala will „mit kollektivem Wissen gegen den Krebs“ kämpfen.
Tarik Dlala vergleicht mit seinem Unternehmen Sophia Genetics genetische Daten, um Veränderungen im genetischen Code zu entdecken.
trend:
Die Idee von Sophia Genetics ist auf zwei zukunftsweisenden Technologien aufgebaut: künstlicher Intelligenz und Gensequenzierung. Wie arbeiten diese beiden Innovationen in der Praxis zusammen?
Tarik Dlala:
Unser Ziel zu Beginn vor fünf Jahren war es, die DNA-Sequenzierung so weit zu standardisieren, dass wir in der Lage sind, genetische Daten effizient und vergleichbar zu analysieren. Auf diese Weise ist es uns heute möglich, mit 99-prozentiger Treffsicherheit Veränderungen im genetischen Code, die Erbkrankheiten zur Folge haben können, zu entdecken – egal, ob die Sequenzierung in der Schweiz, in den USA oder in Kamerun durchgeführt wird. Und das innerhalb von zwei Stunden, nachdem die Rohdaten der Sequenzierung auf unsere Sophia-AI-Plattform geladen wurden.
Ist das auch der Hauptunterschied zu den vielen privaten Anbietern, die inzwischen behaupten, menschliche Genome entschlüsseln zu können?
Dlala:
Die schnelle Auswertung der Rohdaten, wofür sonst oft Wochen benötigt werden, kann bei der Behandlung von Patienten zweifellos von großem Vorteil sein und dabei helfen, Leben zu retten. Es ist allerdings nach wie vor extrem schwierig, das menschliche Genom vollständig zu entschlüsseln. Darum konzentrieren wir uns auf über 4.000 Gene, die für die Analyse bestimmter Erbkrankheiten relevant sind. Und diese standardisierte, sehr aufwendige Analyse bieten wir weltweit in etwas mehr als 1.000 Kliniken in 77 Ländern an, die unsere Dienste in Anspruch nehmen. Damit tragen wir wesentlich zu dem Trend der datengetriebenen, personalisierten Medizin bei.
Wie viel kostet eine Analyse?
Dlala:
Zwischen 100 und 1.000 Euro – das hängt von der Art des Tests ab, also ob es zum Beispiel um genetisch bedingten Brustkrebs geht oder etwa um eine kardiologische Krankheit.
Wie viele genetische Profile haben Sie auf diese Weise bereits analysiert und welchen Vorteil bietet da künstliche Intelligenz?
Dlala:
Bis heute haben wir 242.000 Genprofile erstellen können, und jeden Monat kommen rund 10.000 neue hinzu. Und da kommt nun noch stärker die künstliche Intelligenz ins Spiel. Denn in unserer anonymisierten Datenbank werden künftig auch die jeweiligen Behandlungsmethoden erfasst und wie erfolgreich diese jeweils bei der Krebsbekämpfung waren. Damit soll Sophia AI in die Lage versetzt werden, zusätzlich zur Analyse der Gensequenzen auch auszuwerten, mit welchen medizinischen Methoden durch einen Gendefekt hervorgerufene Tumorerkrankungen erfolgreich behandelt werden können. Auf diese Weise soll ein Patient auch vom Wissen der Ärzte auf der anderen Seite des Erdballs unmittelbar und ohne Zeitverlust profitieren können.
Ab wann wird das möglich sein?
Dlala:
Ich kann Ihnen leider noch nicht sagen, wann wir so weit sind, das hängt noch von so vielen Faktoren ab. Aber es ist eine enorme Herausforderung, eine Datenbank dieser Größenordnung gefüllt mit kollektivem Wissen aufzubauen.
Aus Ihrer Erfahrung bei Sophia Genetics – welche Rolle spielt künstliche Intelligenz bei der Weiterentwicklung von Wirtschaft und Gesellschaft?
Dlala:
Künstliche Intelligenz spielt bei jedem Vorhaben eine große Rolle, bei dem es darum geht, Menschen dabei zu unterstützen, wertvolle Informationen aus großen Datenbergen zu generieren. Nicht jede Industrie wird künstliche Intelligenz benötigen, aber viele Unternehmen werden damit künftig in der Lage sein, mehr Informationen aus ihren Daten herauszuholen und damit zum Unternehmenserfolg wesentlich beitragen.
Wo wird Sophia Genetics in fünf Jahren stehen?
Dlala:
Auch das hängt von so vielen Faktoren ab, aber Tatsache ist, dass schon jetzt immer mehr Spitäler weltweit unsere Dienste nützen, weil es ihnen und uns darum geht, Patienten zu helfen und Krebs zu bekämpfen. Wir verzeichnen da ein exponentielles Wachstum. In fünf Jahren wird jede Behandlung eines Patienten beginnen, dass ein genetisches Profil von ihm erstellt und danach eine Behandlungsmethode festgelegt werden wird. Derzeit analysieren wir jedenfalls alle fünf Minuten eine Gensequenz, in der Zukunft schaffen wir hoffentlich eine alle fünf Sekunden.
Das Interview ist dem trend 35/2018 vom 31. August 2018 entnommen.
Darwin's Circle
Darwin's Circle, die hochkarätige Technologie-Konferenz, geht in die zweite Runde.
Im Haus der Industrie in Wien werden für den 27. September 2018 internationale Speaker zu den großen Themen unserer Zeit erwartet, etwa Jurgi Camblong, CEO und Co-Founder von Sophia Genetics, Blockchain-Pionierin Leanne Kemp oder Visionär Visionär Bulent Altan.
Neben Themen wie künstliche Intelligenz, Big Data oder Space Travel werden auf der exklusiven Invite-only-Konferenz auch spannende Fragen wie die Zukunft der Arbeit, Corporate Innovation oder Sicherheit im digitalen Zeitalter erörtert.
Nähere Informationen zu der vom trend unterstützten Konferenz, zu den Sprechern und den Teilnahmebedingungen unter www.darwins-circle.com
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