René Benkos Signa übernimmt Kika/Leiner
Nach beinharten Verhandlungen hat der österreichische Immobilienunternehmer René Benko mit seiner Signa Holding den Zuschlag für die angeschlagene Möbelkette Kika/Leiner bekommen. Mitbieter waren zuletzt auch der steirische Investor Frank Albert und mehrere US-Hedgefonds.
René Benko: Der Immobilien-Magnat kommt als Retter in höchster Not und übernimmt die angeschlagene Kika/Leiner-Möbelgruppe.
Das Schicksal von Kika/Leiner ist besiegelt: Die Österreich-Tochter des südafrikanisch-deutschen Möbelkonzerns Steinhoff wird von René Benkos Signa überommen.
Aus gut informierten Kreisen hat der trend erfahren, dass Signa rund 500 Millionen Euro für die schwer angeschlagenen Möbelkette zahlen wird. Der Wert soll ein Vielfaches von dem entsprechen, was alleine die Immobilien von Kika/Leiner wert sind.
Signa wird die Marken Kika und Leiner behalten und die Standorte auch als Möbelhäuser weiter führen. Mit dem Übernahme-Deal steigt Signa Retail erstmals in Österreich in den Handel ein. Die Retail-Gruppe von René Benkos Signa hat einiges an Sanierungserfahrung vorzuweisen. Signa-Retail hat die Karstadt-Kaufhausgruppe inklusive dem renommierten Berliner Kaufhaus KaDeWe in Deutschland übernommen und mit einer beinharten Reorganisation auf Profitkurs gebracht.
In den Verhandlungen um die Existenz der Möbelhandelsgruppe Kika/Leiner wurde zuletzt die Zeit knapp. Eine Entscheidung über die Zukunft der Möbelkette musste am Donnerstag noch fallen, weil am Freitag die Frist abläuft, bis zu der bei Kika/Leiner die Lohnsteuerabgaben für die rund 5000 Beschäftigten fällig sind. Die Signa hat die Summe sogar schon vorsorglich bei der Finanzprokuratur hinterlegt. Zudem steht die Zahlung der Urlaubsgelder an, die bis Ende Juni den Mitarbeitern ausgezahlt werden müssen.
Wie der trend vergangene Woche berichtete, wurden die Forderungen der Gläubigerbanken größtenteils bereits von Hedgefonds übernommen. Wäre der Deal am Donnerstagabend nicht über die Bühne gegangen, hätte Kika/Leiner höchstwahrscheinlich den Gang zum Insolvenzrichter gehen müssen.
Viele Kaufinteressenten
In den vergangenen Tagen hatte sich der Verhandlungsmarathon zugespitzt. Hedgefonds-Manager in London hatten zuletzt darum gefeilscht, ob sie besser aussteigen, wenn die Signa das Handelsunternehmen übernimmt – oder wenn sie Kika/Leiner in Insolvenz gehen lassen und dann die Immobilien getrennt verwerten.
Ganz vorne mit dabei waren zuletzt die Baupost Group aus London. Auch die Hedgefonds KKR und BlueMountain Capital, beide aus New York, oder Farallon Capital Management und TPG Capital, beide aus San Francisco, waren mit von der Partie.
Aber auch ein weiterer Österreicher hatte zuletzt starkes Interesse an der Übernahme von Kika/Leiner gezeigt. Der steirische Investor Frank Albert wollte einsteigen. Er hatte vor Jahren bereits bei den Baumax-Filialen vorexerziert, wie eine schwer angeschlagene Filialkette übernommen und weiterverwertet werden kann. Albert soll ebenfalls mitgeboten hat. Dem Vernehmen nach in Kooperation mit XXX Lutz, neben IKEA dem größten Konkurrenten von Kika/Leiner. Vorderhand soll er zuletzt zwar schon aus dem Rennen gewesen sein, aber in Kontakt mit einigen Hedgefonds soll Albert seine Chance gewahrt haben.
Für den Konzern von René Benko sieht es gut aus. Ein weiterer Knackpunkt hatte die Verhandlungen noch in die Länge gezogen. Die Signa wollte vertragliche Rücktrittsrechte für den Kauf der Kika/Leiner-Immobilien, die der Steinhoff Gruppe gehören.
Da Steinhoff nicht nur mit Bilanzfälschung, sondern im Hintergrund auch mit Korruptionsskandalen konfrontiert ist, will sich Signa für den Fall absichern, dass die Immobilien von Steinhoff gar nicht rechtmäßig erworben wurden.
Die Steinhoff-Gruppe hat sich in den vergangenen gut zehn Jahren zum zweitgrößten Möbelhaus der Welt empor gearbeitet. Über eine Einkaufstour hatte der Konzern sich sukzessive mehrere Möbelhändler in verschiedenen Ländern übernommen.
Ein Bilanzskandal, der im Jahr 2016 seinen Lauf genommen hatte, war zuletzt eskaliert. Stets wurde beteuert, dass die Österreich-Tochter Kika/Leiner von den Malversationen nicht betroffen war. Erst im Februar 2018 hatte Wirtschaftsprüfer festgestellt, dass die Immobilien von Kika/Leiner im Anlagevermögen zu hoch bewertet waren. Damit geriet auch Kika/Leiner in den Abwärtsstrudel des Steinhoff-Konzerns.