Die Fusion der Raiffeisen Zentralbank (RZB) und der börsenotierten Osteruopa-Tochter Raiffeisen Bank International (RBI) ist besiegelt. Gleichzeitig wurden auch die vorläufigen Bewertungsspannen der zu verschmelzenden Einheiten festgelegt. Das fusionierte Unternehmen wird wie bisher börsenotiert sein. Bisher war die RBI an der Wiener Börse unter der ISIN AT0000606306 notiert.
Die Transaktion umfasst die Funktionen der RZB als Spitzeninstitut der Raiffeisen Bankengruppe Österreich sowie die Beteiligungen der RZB. Von der Transaktion ausgenommen ist der bereits angekündigte Teilverkauf der UNIQA-Beteiligung. Alle damit im Zusammenhang stehenden Ergebnis- und Bewertungsbeiträge wurden in der Erfolgsrechnung neutralisiert, sind jedoch im Eigenkapital berücksichtigt. Rechnerisch beträgt somit das Kernkapital des verschmolzenen Bank bei 11,3 Prozent per 30. Juni 2016 (Common Equity Tier 1 Ratio fully loaded).
Zu einer Reduktion wird es künftig beim Streubesitz kommen. Das Management rechnet künftig mit einem Streubesitz zwischen von 34,6 und 35,7 Prozent. Bisher belief sich der Streubesitz auf 39,2 Prozent. Soll heißen: In Zukunft wird die RZB zwischen 64,5 bis 65,4 Prozent an der "neuen" Raiffeisenbank halten
Bei Investoren kam der Fusionsbeschluss gut an. Die RBI-Aktie hat an der Wiener Börse im Frühhandel gleich um rund zwei Prozent höher notiert. Zum Börsenschluss steht ein Plus von 1,43 Prozent. Die Aktie notiert nun bei 14,19 Euro.

Neue Führung
Die fusionierte Raiffeisen soll auch einen neue Führung bekommen. Heinrich Schaller, Generaldirektor der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich, soll Chef des fusionierten Instituts werden.
Michaela Keplinger-Mitterlehner, bei der Raiffeisenlandesbank OÖ Generaldirektor-Stellvertreterin, soll Schaller als RLB OÖ-Chefin nachfolgen.
In den Aufsichtsrat wechseln soll RZB-Chef Walter Rothensteiner. Erwin Hameseder soll aber weiterhin an der Spitze des Kontrollgremiums bleiben.
Getrennte Wirtschaftsprüfung
Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaften wurden von den Vorständen der RZB bzw. der RBI jeweils unabhängig voneinander beauftragt, nach der sogenannten Dividend Discount Methode ermittelte vergleichende Unternehmensbewertungen gemäß internationalen Bewertungsstandards durchzuführen. Die Angemessenheit des noch nicht vorliegenden endgültigen Umtauschverhältnisses muss aufgrund des österreichischen Verschmelzungsrechts zudem von einem gerichtlich zu bestellenden unabhängigen Verschmelzungsprüfer – gleichfalls eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft – bestätigt werden.
Die außerordentliche Hauptversammlung der RBI, in der mit einer Dreiviertelmehrheit des anwesenden Kapitals über die Verschmelzung abgestimmt werden soll, ist für den 24. Jänner 2017 geplant. Die zur Abstimmung über die Verschmelzung erforderlichen Unterlagen werden – nach Festlegung des endgültigen Umtauschverhältnisses und Vornahme der gesetzlich erforderlichen Prüfungen durch die Aufsichtsräte und externe Prüfer – bis zum 23. Dezember 2016 öffentlich zur Verfügung stehen.
Für das fusionierte Institut will die Finanzziele der RBI unverändert aufrecht erhalten. Die Eigenkapitalquote muss kräftig erhöhen. Mit der Fusion einher gehen beträchtliche Sparziele. Außerdem will sich der Raiffeisen-Bankensektor mit der Fusion eine vereinfachte Struktur verpassen.
Stärkung des Eigenkapitals
Bis Ende 2017 strebt die fusionierte Raiffeisen-Bank eine höhere Eigenkapitalquote an. Die Kapitalquote (CET1 Ratio/fully loaded) soll mindestens 12 Prozent, die Eigenmittelquote (fully loaded) soll mindestens 16 Prozent betragen. Der Return on Equity vor Steuern soll mittelfristig rund 14 Prozent und der Konzern-Return-on-Equity rund 11 Prozent betragen. Für die Cost/Income Ratio hat die neue Raiffeisenbank 50 bis 55 Prozent angestrebt.
Zur Erinnerung: Beim Stresstest der EU-Bankenbehörde EBA im Juli hatte die RZB auf dem vorletzten Platz von 51 geprüften europäischen Banken abgeschnitten. Die Banken mussten beweisen, wie sie eine mehrjährige Krise überstehen würden. Laut Stresstest würde das Kernkapital der RZB in einem weiteren Schockszenario - vergleichbar mit der Finanzkrise 2008 - nur knapp über dem Mindesterfordernis von 5,5 Prozent liegen.
Trotz Schwächen bei der Kapitalquote wurde das Ergebnis damals von Stefan Pichler, dem Bankenexperten der Wirtschaftsuniversität Wien, als "zufriedenstellend" bewertet. Neben der Kapitalquoten, die in der Öffentlichkeit am meisten im Fokus liegen, würden laut Pichler die Banken noch nach weiteren "hundert Kennzahlen" geprüft.