Rettungsaktion: Kika/Leiner-Flagshipstore an Benko verkauft

Nach dem Bilanzskandal verkaufte der Kika/Leiner-Eigentümer Steinhoff unter Mithilfe der Regierungsspitzen den Leiner-Flagshipstore in Wien. Käufer: Immobilientycoon Rene Benko. Damit konnte eine Insolvenz vor Jahreswechsel verhindert werden.

Rettungsaktion: Kika/Leiner-Flagshipstore an Benko verkauft

"Leiner ist meiner" - der alte Slogan gilt nun für Immobilientycoon Rene Benko. Er ist der neue Eigentümer der Immobilie "Mariahilferstraße 18", wo der Leiner-Flagshipstore untergebracht ist.

Der Möbelriese Kika/Leiner ist durch die aktuellen Bilanzschwierigkeiten seines Mutterkonzerns Steinhoff viel stärker beeinträchtigt, als bisher bekannt war. Knapp vor Jahreswechsel wurde der Leiner-Flagshipstore auf der Wiener Mariahilferstraße verkauft – indirekt offenbar auch zur Verhinderung der Zahlungsunfähigkeit der Österreicher.

Der Deal wurde über ein Vorkaufsrecht am 29.12. im Grundbuch eingetragen. Die Vertragsunterzeichnung mit dem neuen Eigentümer – der Käufer ist der Immobilientycoon Rene Benko mit der "Laura Privatstiftung", deren Stifter Rene und Ingeborg Benko sind – fand noch am selben Tag statt, ist aber noch nicht am Bezirksgericht hinterlegt.

Der Kaufpreis beträgt rund 70 Millionen Euro und wurde zur Gänze in Cash bezahlt.

Beobachter sprechen davon, dass sogar Kanzler Sebastian Kurz und Justizminister Josef Moser in die Rettungsaktion eingebunden waren. Der Termindruck vor dem für die Rettungsaktion bilanztechnisch wichtigen Jahreswechsel wäre offenbar sonst nicht bewältigbar gewesen. Außerdem standen die Löhne und Gehälter der rund 5.000 Mitarbeiter in Österreich – und somit eine Insolvenz - auf dem Spiel.

Der Leiner Flagshipstore an der Wiener Mariahlferstraße (Archivaufnahme)

Der Leiner Flagshipstore an der Wiener Mariahlferstraße (Archivaufnahme)

Das Problem für Kika/Leiner (mit zusammen zuletzt knapp über 900 Millionen Euro Umsatz) liegt nicht im aktuellen Tagesgeschäft – im Gegenteil, Österreich-Boss Gunnar George spricht für das vergangene Geschäftsjahr von einem „über den Erwartungen liegenden Ergebnis, auch wenn wir noch nicht da sind, wo wir hin wollen“. Die Troubles bescheren offenbar das konzernweite sogenannte „Cash-Pooling“-Finanzierungssystem der Steinhoff-Gruppe, mit zahlreichen Tochtergesellschaften (neben Kika/Leiner etwa auch Conforama, Frankreich, oder Poco, Deutschland) immerhin der zweitgrößte Möbelhändler der Welt nach Ikea.

Die Österreicher können über ihre Einnahmen nur bedingt selbst verfügen, bekommen stattdessen monatlich rund 45 Millionen Euro Spielkapital von der Muttergesellschaft Steinhoff Europe überwiesen.

Der Mega-Bilanzskandal, der den Aktienkurs der Steinhoff-Gruppe im Dezember um 95 Prozent einbrechen ließ, der Führungsmannschaft rund um Langzeitchef Markus Jooste den Job kostete und eine Nachberechnung aller Geschäftsabschlüsse der vergangenen Jahren nach sich zieht, dürfte das System einigermaßen unterbrochen haben.

Steinhoff-Aktie (ISIN NL0011375019); Stand vom 5. Jänner 2018: 0,58 Euro; für aktuelle Kursinformationen klicken Sie bitte auf den Chart.

Steinhoff-Aktie (ISIN NL0011375019); Stand vom 5. Jänner 2018: 0,58 Euro; für aktuelle Kursinformationen klicken Sie bitte auf den Chart.

Erst der Verkauf von Immobilien aus dem Besitz der Steinhoff-Immobiliengesellschaft (wie der Leiner-Standort in Wien) hat die Gelder wieder flüssig gemacht. Sowohl Ratingagenturen als auch internationale Kreditfinanzierer, die das Möbelbusiness in der Regel finanzieren, hatten zuletzt bereits schwere Bedenken angemeldet.

Rene Benko kommt der Einstieg nicht ungelegen. Auch wenn der Wiener Standort vorläufig weiter durch Leiner bespielt wird - Kika/Leiner hat für das Haus einen bestehenden Mietvertrag bis zum Jahr 2030 - , könnte sich mittelfristig auch eine Perspektive für seine eigenen Expansionen ergeben. Benkos Signa-Gruppe betreibt in Deutschland die Karstadt-Kaufhäuser sowie den Berliner Luxus-Shoppingtempel KaDeWe. In Österreich betreibt die Gruppe das Kaufhaus Tyrol in Innsbruck.

Weder Benko, Kika/Leiner noch Steinhoff waren bisher zu einer offiziellen Stellungnahme über die Immobilientransaktion bereit.

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