Rekordjahr für Faserhersteller Lenzing
Die Ausrichtung auf Spezialfasern und ein günstiges Marktumfeld hat dem österreichischen Lenzing-Konzern das beste Jahr seiner Geschichte beschert. Nun wird in den Ausbau des Geschäfts in den USA und in Asien investiert.
Das Lenzing-Vorstandsteam Robert van de Kerkhof, Stefan Doboczky, Heiko Arnold und Thomas Obendrauf (v.l.n.r.)
Der Faserhersteller Lenzing kann auf das beste Geschäftsjahr seiner Geschichte zurückblicken. "Es war ein fantastisches Jahr. Wir hatten durch die Bank Rekordergebnisse", erklärte Vorstandschef Thomas Doboczky bei der Bilanzpräsentation. Maßgeblich dafür waren die geänderte Produktstrategie, mehr auf Spezialfasern zu setzen.
Die Umsatzerlöse des Konzerns stiegen im Geschäftsjahr 2017 um 5,9 Prozent auf 2,26 Milliarden Euro. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) erhöhte sich um 17,3 Prozent auf 502,5 Millionen Euro. Das Betriebsergebnis (EBIT) legte um ein Viertel auf 371 Millionen Euro zu. Unter dem Strich verdiente das oberösterreichische Unternehmen 281,7 Millionen Euro, um fast ein Viertel (23 Prozent) mehr als 2016. Die bereinigte Eigenkapitalquote verbesserte sich auf 61,2 Prozent (Ende 2016: 53 Prozent).
Die Aktionäre können sich über die äußerst positive Geschäftsentwicklung freuen. Sie werden zusätzlich zur stabilen Dividende von drei Euro eine Sonderdividiende von zwei Euro je Aktie erhalten. Der Konzern wird somit 132,75 Millionen Euro an seine Aktionäre ausschütten.

Lenzing-Aktie (ISIN AT0000644505); 5-Jahres-Entwicklung. Für aktuelle Kursinformationen klicken Sie bitte auf den Chart.
An der Wiener Börse notierte die Lenzing-Aktie (ISIN AT0000644505) gegen 13.00 Uhr bei 102,6 Euro. Das Paper hat im Jahr 2017 eine außerordentliche Berg- und Talfahrt hingelegt, ist zunächst auf ein Allzeit-Hoch von 178,95 Euro gestiegen und anschließend wieder auf 95,55 Euro abgesackt.
Ausblick
Ein weiteres Rekordergebnis wird sich bei Lenzing im Jahr 2018 voraussichtlich nicht einstellen. 2018 werde herausfordernder, prognostizierte Doboczky. Es gebe mehrere Unsicherheiten wie Wechselkursentwicklungen, den Preisdruck bei Viskose sowie höhere Preise bei einigen Schlüsselrohstoffen wie Natronlauge. Für heuer wird daher ein Ergebnis erwartet, das unter den letzten beiden Jahre liegen wird.
Der Konzern will mit seinen rund 6.500 Mitarbeitern in Zukunft mehr Spezialfasern produzieren, mit denen höhere Margen erzielt werden können. Mit Spezialfasern wie "Tencel" werden inzwischen bereits über 40 Prozent des Umsatzes erwirtschaftet. Bis 2020 soll der Anteil der Spezialfasern am Gesamtumsatz auf 50 prozent gesteigert werden.
Lenzing will damit künftig auch beim Endkunden sichtbarer sein. In Deutschland wird unter anderem bereits mit dem Sportbekleidungshersteller Schöffel kooperiert. Produkte aus Tencel-Fasern werden von Schöffel prominent platziert - quasi als Shop-in-Shop-Konzept.
2017 hat Lenzing die Spezialfaser "Refibra", ein Recyclingprodukt aus den Stoffen, die beim Zuschnitt in Fabriken abfallen, eingeführt und unter anderem mit der spanischen Inditex-Gruppe (u.a. Zara, Bershka, Massimo Dutti, Pull&Bear) den größten Textilkonzern der Welt als Kunden gewonnen. Zara verkauft seither T-Shirts, Pullover und Tops aus "Refibra". Es gibt weitere Kooperationspartner aus der Textilindustrie, die jedoch nicht genannt werden dürfen.
Lenzing hat im vergangenen Jahr 238,8 Millionen Euro in die Erweiterung von Produktionskapazitäten gesteckt. Für 2018 rechnet Finanzchef Obendrauf mit Investitionen von rund 300 Millionen Euro.
USA und Asien
Der Faserhersteller betreibt in den USA ein Werk und ist außerdem mit einem Büro in New York präsent. Bislang hat das Unternehmen von der Politik der Trump-Administration eher profitiert. "Wir können uns nicht über die US-Steuerreform beschweren", räumte Finanzchef Obendrauf Unternehmens ein.
Aktuell investiert Lenzing in den Ausbau der Produktionskapazitäten in den USA. Am bestehenden Standort in Mobile (Alabama) werden 275 Millionen Euro für eine zusätzliche Anlage aufgebracht. Die Investition stehe, wie Doboczky betont, jedoch nicht in Zusammenhang mit der Steuerreform in den USA. Hintergrund ist vielmehr, dass Lenzing von den USA aus in den asiatischen Raum expandiert. In einer ähnlichen Größenordnung wie in den USA plant der Konzern auch ein neues Werk in Thailand. Die endgültige Entscheidung dafür soll im Herbst 2018 fallen.
2017 hat Lenzing ein Applikationszentrum in Hongkong sowie Vertriebsbüros in der Türkei und in Südkorea eröffnet. Im AIC Hongkong werden neue Anwendungen für Fasern entwickelt und getestet.