"Ready to fly": Freudentränen beim AUA-Neustart
Erst vor wenigen Tagen wurde die Austrian Airlines mit einer 600-Millionen-Euro Staatshilfe vor der Insolvenz gerettet. Nun wurde nach dem 90-tägigen Stillstand der Linienflugbetrieb mit einem Flug nach München wieder aufgenommen.
Ein Selfie zum neustart: AUA-CEO Alexis von Hoensbroech hält einen historischen Moment fest. Neben ihm Airport-Vorstandsdirektor Julian Jäger.
OS111. Die Nummer des ersten Linienfluges der Austrian Airlines nach dem drei Monate dauernden, Corona-bedingten Grounding, hat Symbolcharakter. Sie steht für einen Aufbruch in eine neue Zeit, in der das Reisen - zumindest fast wieder - wie vor der Pandemie möglich sein wird.
Die Passagiere am Gate F01 wurden von jubelnden Flugbegleiterinnen empfangen. Dutzende hatten einen Spalier gebildet und schwangen Fähnchen schwangen. Auch für AUA-CEO Alexis von Hoensbroech, der eine Woche zuvor noch um seine Airline gezittert hatte, war es ein "sehr emotionaler Tag", an dem er "dankbar, wieder starten zu dürfen" war.
Dabei war der "Jungfernflug" beim Neustart nach München nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Im Juni kann die Austrian Airlines vorerst nur mit fünf Prozent des Vorjahresangebotes starten. Das ist, wie Hoensbroech zugibt "immer noch fast gar nichts". Die Airline wird vorerst etwas mehr als 30 Destinationen anfliegen,und selbst diese werden zunächst noch seltener und aufgrund der geringen Nachfrage mit den kleinsten Maschinen bedient.

Check-In zum "Jungfernflug": Am Airport muss der Mindestabstand eingehalten werden.
Im Juli soll das Angebot auf 20 Prozent steigen, dann soll es auch das Comeback der Langstrecke geben. Geplant sind vorerst Flüge nach Newark/New Jersey, Washington, Chicago sowie Bangkok. Bis Jahresende hofft das AUA-Management wieder 50 Prozent der zu Normalzeiten angebotenen Flüge durchführen zu können. Wann es einen "neuen Normalzustand" geben werde, "kann niemand vorhersehen", so der AUA-Chef. Es werde "eher Jahre als Monate" dauern. Erst 2022 oder 2023 sei mit "80 Prozent des Niveaus vor der Krise" zu rechnen.
Schutzmaßnahmen im Flugzeug
Das Fliegen wird jedenfalls noch eine ganze Weile einen eigenartigen Beigeschmack haben. Den haben auch die Passagiere beim Flug OS111 erlebt. Für alle Passagiere ab sechs Jahren ist das Tragen von Mund-Nasen-Schutzmasken Pflicht. Für die Mitarbeiter, besonders die Flugbegleiter, ebenso. Jeder Passagier erhält zudem beim Einsteigen in die Kabine ein Desinfektionstuch.

Fliegen mit erhöhten Sicherheitsmaßnahmen: Mund-Nasen-Schutzmasken sind obligat.
Nach jedem Flug werden alle Oberflächen der Maschinen - von den Toiletten bis zu den Sitzreihen - einer sehr intensiver Reinigung und Desinfektion unterzogen. HEPA-Filter (High Efficiency Partikel Absorber) an Bord der Austrian-Flugzeuge sollen zudem 99,9 Prozent aller Viren, Bakterien und Partikel aus der Luft entfernen.
Im Cockpit der Maschine mit dem Namen "Vienna Johann Strauss Orchestra" befanden sich Embraer-Flottenchef Ewald Roithner und Sicherheitspilot Rudolf Buchsteiner. Roithner begrüßte mit den Worten: "Ich spreche für alle 7.000 Mitarbeiter, wenn ich sage: We are ready to fly."
Auch am Flughafen Wien-Schwechat, der wo der Flugverkehr im vergangenen Monat nahezu vollständig zum Erliegen gekommen ist, herrschte angesichts des AUA-Neustarts große Erleichterung. "Es fühlt sich wunderbar an, den Flughafen wieder in Betrieb zu sehen", sagte Airport-Vorstandsdirektor Julian Jäger. Er bezeichnete es als "Privileg und Freude, wieder nach vorne schauen zu dürfen". Auch am Flughafen Wien wurden die Hygienemaßnahmen erhöht. Es gelten nach wie vor die Abstandsregeln. Nicht zuletzt freut sich jäger trotz des Social Distancing "auf ein paar Tausend Passagiere" statt - wie in den vergangenen Wochen - einige Hundert.