RBI verkauft Kernbankgeschäft in Polen an BNP Paribas

Die französische Bank BNP zahlt 775 Millionen Euro für das Kernbankgeschäft der polnischen Tochter der Raiffeisen Bank International (RBI).

RBI verkauft Kernbankgeschäft in Polen an BNP Paribas

Wien/Paris. Die Raiffeisenbank International (RBI) hat ihre Raiffeisen Bank Polska S.A. an die französische BNP Paribas verkauft. Dabei dreht es sich um den Verkauf des Kernbankgeschäfts. Die Fremdwährungskredite der RBI-Tochter wurden nicht verkauft. Das Geschäft werde das Kernkapital (CET 1 Fully Loaded) um 0,9 Prozentpunkte erhöhen, im Konzerngewinn aber ein Minus von 120 Mio. Euro bewirken, teilte die RBI mit. Der Kaufpreis wurde mit rund 775 Mio. Euro beziffert.

Die RBI habe damit die Verpflichtung der RBI gegenüber dem polnischen Regulator KNF, Aktien der Raiffeisen Bank Polska S.A. an der Warschauer Börse zu listen, erfüllt. Das Closing für das Geschäft wird im vierten Quartal 2018 erwartet. "Diese Transaktion stellt einen wesentlichen Schritt zur Optimierung unserer Unternehmensgruppe dar. Wir schaffen mit der Kapitalgewinnung zusätzlichen Spielraum für die Stärkung unserer Marktposition in relevanten Märkten" wird RBI-CEO Johann Strobl dazu zitiert.

Schon im November 2017 hatte die RBI angekündigt, das auf fremde Währungen lautende 3,5 Mrd. Euro schwere Hypothekarkreditportfolio der polnischen Tochterbank auf sich selbst zu übertragen. Dafür gründet die RBI nun eine polnische Filiale.

Darlehen in Fremdwährungen haben nach der Frankenaufwertung an Attraktivität für die Finanzinstitute verloren, denn laut geltendem polnischem Recht dürfen Banken mit Fremdwährungskreditbestand keine Dividenden ausschütten.

Im Jänner hatte RBI-Chef Strobl angekündigt, bis April "Klarheit zu schaffen", ob die Bank verkauft oder an die Börse bringt. Für einen Börsengang gab es schon mehrere Anläufe, zuletzt war ein solches Vorhaben im Sommer geplatzt.

Für die Polbank hatte die RBI vor mehr als sechs Jahren rund 600 Millionen Euro bezahlt und danach noch Kapital erhöht.

Es war nicht der erste Versuch, die polnische Tochter Bank Polska zu verkaufen. 2016 platzte das Vorhaben, nachdem die Alior Bank den Deal stoppte. Die RBI verordnete ihrer Tochter daraufhin einen Sparkurs.

Neben einem Mehrheitsverkauf hatte die RBI nach eigenen Angaben zuletzt auch noch einen Börsengang oder eine weitere Restrukturierung erwogen. Die Bank Polska war seit einiger Zeit nicht mehr in der Lage, angemessene Gewinne zu erwirtschaften, da auf dem hart umkämpften polnischen Bankenmarkt die Zinsen sehr niedrig sind.

BNP Paribas war seit längerem an der Raiffeisen Polbank interessiert. Die Franzosen sind ebenfalls in Polen aktiv. Das RBI-Geschäft wird mittels Abspaltung auf die in Warschau börsennotierte BNP-Tochter BGZ BNP Paribas übertragen.

Die polnische Regulierungsbehörde KNF hatte die RBI aufgefordert, bis zum 15. Mai mindestens 15 Prozent der Tochterbank an die Warschauer Börse zu bringen. Mit einem Mehrheitsverkauf - wie nun geschehen - wollte sich die Aufsicht ebenfalls zufriedengeben. Abgeschlossen sein soll der Verkauf im vierten Quartal 2018.

Dem Aktienkurs hat der Verkauf der Polen-Tochter einen Schub gegeben, nachdem die RBI-Papiere am Montag mit 11,66 Prozent Minus aus dem Handel gingen. Im frühen Handel hatten die RBI-Aktien (AT0000606306) um rund fünf Prozent auf 28,61 Euro zugelegt. Allerdings war das Kursfeuerwerk rasch wieder verpufft und drehten ins Minus. Am Dienstag gegen 10:30 Uhr hatten die RBI-Papiere erneut verloren und notierten mit 6,6 Prozent schwächer gegenüber dem Montagsschluss. Bis um elf Uhr ist der Kurs weiterhin auf bis zu 11,3 Prozent abgesagt. um dann wieder zu drehen. Gegen 12:30 Uhr notierte die Aktie mit einem Minus von 1,3 Prozent.

Am Vortag hatten die Papiere aufgrund der von den USA angekündigten Russland-Sanktionen noch bis zu 14 Prozent verloren. Beim Börsenschluss notierten die RBI-Aktien mit einem Minus von 11,66 Prozent bei 27,12 Euro - auf dem tiefsten Stand seit August des vergangenen Jahres. Die Russland-Sanktionen hatten am Montag in Moskau einen Börsencrash ausgelöst, der bis an die Wiener Börse seine Wirkung zeigt. Auch die Kurse anderer in Russland engagierter Unternehmen wie OMV und Strabag hatten mit 4,13 bzw 3,54 Prozent im Minus geschlossen.

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