Rapid Wien - Der Doppelpass auf der Rasierklinge
Sportlich läuft beim Fußball-Traditionsklub Rapid Wien auch heuer alles andere als rund. Genauso wie in der Saison 2017/18, als die Grün-Weißen nicht in einem Europäischen Wettbewerb vertreten waren. Trotz Platz 3 in der vergangenen Saison ist der Millionengewinn unterm Strich alles andere als beruhigend. Ein Millionentransfer und der Rotstift brachten den Erfolg.
Der "Doppelpass" vom grünen Rasen zur Bilanz ist für Rapid Wien nur mit viel Pressing zu schaffen.
Rapid Wien kann für das Geschäftsjahr 2017/18 einen Gewinn in der Höhe von 2,37 Millionen Euro präsentieren, bei einem Umsatz von 41,7 Millionen Euro. Das klingt gut, aber der Umsatz ist somit gegenüber dem Jahr davor, als Rapid die erste Saison im neu eröffneten Allianz-Stadion spielte, um rund zwei Millionen Euro gesunken. Der Gewinn blieb gleich.
Die aktuelle sportlich durchwachsene Saison - aktuell liegt Rapid in der Bundesliga nur auf Rang acht und damit zwei Plätze vom Meister-Play-Off entfernt - schlägt sich trotz Rang 3 in der abgelaufenen Saison abseits des grünen Rasens auf der Gewinn- und Verlustrechnung nieder. Von Jubel kann nicht die Rede sein, obwohl Österreichs Rekordmeister für die Saison 1 nach dem Einzug in die neue Fußball-Arena das selbst gesteckte Finanzziel übertroffen hatte. In der haben aber ein Millionentransfer und massive Ausgabenkürzungen haben das Ergebnis gerettet.
Zur Erinnerung: Eine "schwarze Null" bei 30 Millionen Euro Umsatz wurden im Vorjahr vom Rapid-Geschäftsführer Christoph Peschek ausgegeben. Einfacher Grund: Rapid Wien konnte sich aufgrund von Tabellenplatz 6 (14 Punkte entfernt von Rang 3) in der Saison 2016/17 im Vorjahr nicht für die Europa League qualifizieren. Die Absenz in einem europäischen Fußballwettbewerb und der damit erwartete Umsatzausfall wurde mit der neuen Zielsetzung für das Geschäftsjahr 2017/18 quasi eingepreist.
Transfers und Kostensenkungen retten über die Zeit
Dass die Grün-weißen bis zur Jahresmitte 2018 dennoch "schwarze Zahlen" für die Bilanz eingespielt haben, ist vor allem dem Verkauf des Spielers Maximilian Wöber zu Ajax Amsterdam zu verdanken. Auch Platz 3 in der abgelaufenen Saison konnte den Finanzen dann doch nicht den Schub geben. Alleine mit den Erlösen aus der Bundesliga oder und ohne Transfererlöse kann Rapdi in der Bilanz nicht rüssieren. Denn ohne den großen Millionentransfers, die knapp über zehn Millionen Euro Umsatz gebracht haben, sähe es in der nun präsentierten Bilanz der Grün-Weißen tiefrot aus. Die Transferbilanz (Transfererlöse minus -ausgaben) hat schlussendlich das Ergebnis von einem Verlust von minus 5,17 Millionen Euro auf ein Plus von 2,37 Millionen Euro gedreht.
"Trotz der internationalen Absenz konnten wir die dritthöchsten Umsatzerlöse der Vereinsgeschichte erzielen, dies stimmt aus ökonomischer Sicht sehr zuversichtlich für die Zukunft", teilt Rapid-Geschäftsführer Peschek in einer Aussendung mit, der sich über die Erreichung der Ziele aus dem Businessplan dennoch freut.
Die Freude dürfte allerdings mit Blick auf die teils massiven Umsatzrückgängen getrübter ausfallen, als den Rapid-Verantwortlichen recht sein kann. Denn bei den Umsatzerlösen wurde ein Rückgang von 26 Prozent auf 30,7 Millionen Euro verzeichnet. Vor allem das Tagesgeschäft dürfte Rapid-Chef Peschek doch einige Sorgenfalten mitgeben vor allem mit Blick auf die sportliche Performance in der laufenden Saison.
Der Rotstift
Doch nicht nur die Millionen aus den Transfers, sondern auch massive Ausgabenkürzungen haben das Ergebnis gerettet. Gleichzeitig hat Rapid auf der Ausgabenseite kräftig den Rotstift gezückt, um einen weiteren Millionenbetrag einzusparen. Ohne die Kürzung der Aufwendungen (Materialaufwand und bezogenen Leistungen) würde das Ergebnis im roten Bereich ausfallen. Um rund ein Drittel (-32 Prozent) wurden die Aufwände gedrückt. Dazu zählen vor allem Aufwände für Heimspiele, Hospitality (VIP) und Merchandising (Wareneinsatz). In Zahlen: Die Kosten wurden um 3,2 Millionen Euro auf 6,7 Millionen Euro gedrückt.
Auch beim Personal wurden der Rotstift gezückt: Im Bilanzjahr 2016/17 wurden die Personalkosten um 2,7 Millionen Euro auf 18,6 Millionen Euro gesenkt.
Der Denkzettel der Zuseher
Die Umsatzeinbußen sind nicht zuletzt auch auf das Fernbleiben der Fans zurückzuführen. Denn im Tagesgeschäft hat Rapid in der vorigen Saison einen kräftigen Denkzettel bekommen: Die Erlöse für Ticketing (-38 Prozent oder 2,9 Millionen auf 4,8 Millionen Euro) und Merchandising (-23 Prozent oder 0,8 Millionen auf 2,5 Millionen Euro) sind kräftig eingebrochen. Rapid-Chef Peschek bezeichnet die Erlöse im Ticketing und Merchandising dennoch als "bemerkenswerte Umsätze."
Die Erlöse aus dem Sponsoring (- 8 Prozent) und den zahlungskräftigen Kunden aus dem VIP-Bereich (Hospitality - 4 Prozent) sind hingegen nur einstellig gesunken, was in Summe rund eine Million Euro Umsatzeinbuße bedeutet. Beide Bereiche tragen immerhin 55 Prozent der Gesamterlöse. "Besonders erfreulich" nennt Rapid-Chef Peschek die Erlöse aus diesen beiden Erlösquellen.
Mehr als nur Butter auf dem Brot
Teilnahmen an internationalen Wettbewerben sind für Profiklubs nicht nur die Butter auf dem Brot. Vielmehr euphorisieren die Spiele auf dem internationalen Parkett auch die Stimmung und die Zahlungsbereitschaft der Fans, um auch zu den Heimspielen in der Bundesliga zahlreich ins Stadion zu strömen.
Die Absenz in einem europäischen Wettbewerb haben die Rapidler nun beinhart erfahren müssen. Denn die Zahlen, Daten und Fakten auf dem Bilanzzettel 2017/18 sprechen genauso die Wahrheit aus, wie eine Fußballtabelle (Anm. die niemals lügt). Rang 6 mit Ende der Saison 2016/17 hat voll auf die betriebswirtschaftliche Performance des Folgejahrs durchgeschlagen.
Das große Zittern
Für das aktuelle Geschäftsjahr kann Rapid zwar wieder mit den Umsätzen aus der Europa League rechnen. Angesichts der erneut schlechten Performance droht dem Klub in der heimischen Bundesliga aber wieder ein Jahr der Bedeutungslosigkeit, was einmal mehr die Geduld der Fans strapazieren wird. Der Doppelpass zwischen den sportlichen und finanziellen Zielen dürfte heuer einmal mehr nicht gelingen.
Sportlich ist Rapid Wien in der Bundesliga mit derzeit Rang 8 (von zwölf Teams) einmal mehr im Abseits trotz eines wohl auch teuren Trainerwechsels in der laufenden Saison. Um in die finanziell lukrative Meisterrunde nach 22. Spieltagen aufzusteigen muss Rang 6 erreicht werden.
In der UEFA-Europa League ist nach vier Spieltagen trotz letztem Platz in der Gruppe hinter Villareal (6 Punkte), Spartak Moskau (5 Punkte) und Glasgow Rangers (5 Punkte) für Rapid Wien (4 Punkte) in den beiden ausstehenden Spielen noch die Chance auf den Aufstieg und somit lukrativer Geldströme gewahrt.
Das Zuckerl für die Rapid-Investoren
Eine positive Botschaft hat Rapid Wien trotz sinkendem Umsatz und schwächelnder Performance (sportlich und wirtschaftlich) dennoch für die Fans: Alle Rapidfans, die die im Rahmen des Crowdinvesting-Programms ihrem Klub in Form des sogenannten Finanzproduktes "Rapid Investor" Geld geliehen haben bekommen Bares ausbezahlt. Für das als nachrangigem Darlehen zur Verfügung gestellten wird der Zins (2,0, 2,5 bzw. 3,0 Prozent Verzinsung, je nach Laufzeit von 5, 7 oder 9 Jahren) plus Bonus von 1 Prozent ausgeschüttet. Voraussetzung dafür ist das positive Ergebnis (auf Ebitda-Basis). Vor Weihnachten wird das Geld an die Rapid-Investoren fließen.
Für Hochspannung ist demnächst abseits des Spielfeldes gesorgt. Am 26. November findet im Allianz Stadion die Hauptversammlung statt. Neben Fragen zur sportlichen Performance und zu den Zahlen wird auch eine Vorentscheidung bei der Besetzung im Präsidium fallen. Rapid-Präsident Michael Krammer wohl bekanntgegeben, ob er im kommenden Jahr 2019 zur Wiederwahl und somit einer dritten Kandidatur antreten wird.
Krammer war einst im Jahr 2013 angetreten, um Rapid Wien bis 2019 in die UEFA-Top-50-Rangliste Europas zu führen. Derzeit rangiert Österreichs Rekordmeister auf Rang 71. Meister RB Salzburg hält Platz 30, Austria Wien Rang 138.