OPEC drosselt Öl-Produktion - Ölpreis überspringt 50-Dollar-Marke
Die Vertreter der OPEC-Staaten haben sich am Mittwoch doch noch darauf geeinigt erstmals seit dem Jahr 2008 weniger Öl zu fördern. Damit soll die Stabilisierung des Ölpreises erreicht werden. Die Ölpreise haben umgehend kräftig zugelegt. Für die Konsumenten könnte das ein Anstieg der Preise für Benzin und Heizöl bedeuten.

Im letzten Moment vor der Sitzung der OPEC-Staaten in Wien ist am Mittwoch die Spannung gestiegen. Die Vorverhandlungen hatten noch darauf hingedeutet, dass es wohl nicht zur einer Einigung kommen wird, die Fördermengen zu reduzieren. Am Mittwoch in der Früh hatte die Stimmung dann doch gedreht.
Die Delegierten vom Irak, Iran und Saudi-Arabien haben kurz vor dem Treffen der Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) aufhorchen lassen, dass es doch eine Übereinkunft geben wird. Bisher waren sich die Vertreter der drei Länder über die Festlegung von Förderquoten uneins. "Es wird heute eine Einigung geben", sagte der Delegierte des Irak am Mittwoch auf dem Weg zu der Zusammenkunft. "Ich bin optimistisch", betonte auch Irans Ölminister Bidschan Sanganeh.
Am späten Mittwochnachmittag haben die OPEC-Mitglieder dann auch ihren Kompromiss bekanntgegeben. Demnach will das Ölkartell in den ersten sechs Monaten des Jahres 2017 die tägliche Fördermenge reduzieren. 1,2 Millionen Barrel (je 159 Liter) sollen pro Tag weniger produziert werden. Das neue Förderlimit beträgt somit 32,5 Millionen Barrel pro Tag. "Wir haben heute einen großen Erfolg beschlossen", sagte der Ölminister aus Katar, Mohammed Bin Saleh Al-Sada.
Als wesentliche Maßnahme zur Erreichung des Ziels setzte Indonesien, das rund 700.000 Barrel Öl am Tag fördert, seine Mitgliedschaft aus. Das Land war nach einer sieben Jahre langen Pause erst Anfang 2016 wieder zu dem Kartell gestoßen.
Der Preis pro Fass könnte bis zum Jahresende 2018 auf 60 Dollar pro Fass steigen. Für Konsumenten könnte der jüngste OPEC-Beschluss in weiterer Folge zu einem Preisanstieg von Benzin und Heizöl um rund zehn Prozent bedeuten - nicht sofort, sondern bis Ende des Jahres 2017.
Rasanter Anstieg des Ölpreises
Die Reaktion an der Börse auf die morgens bereits in Aussicht gestellte Einigung folgte prompt: Der Kurs für das Barrel Nordseeöl ist am Mittwochvormittag geradezu in die Höhe geschossen - um rund sieben Prozent wurde die Öl-Sorte Brent höher notiert. Die 50-Dollar-Marke wurde bereits am späten Vormittag übersprungen. Und der Höhenflug ging am Nachmittag weiter. Der Ölpreis (für die Nordseesorte Brent) hatte sogar zwischenzeitlich fast neun Prozent höher notiert. Gegen 18:30 Uhr (MEZ) notierte das Barrel bei 50,04 Dollar, was ein Zuwachs gegenüber dem Vortag von 7,59 Prozent oder Plus von 3,53 Dollar bedeutet.
Künftig erwartet sich die OPEC ein Zielwert von 55 Dollar pro Fass. Am Dienstag betrug die Notierung noch knapp 47 Dollar pro Barrel.
Am Dienstag sind die Ölpreise noch auf Talfahrt gegangen, nachdem die Vorverhandlungen zum OPEC-Treffen offenbar ohne zählbaren Erfolg für erhoffte Produktionskürzungen geblieben waren. Die Ölpreise waren um rund vier Prozent gesunken.
Kein Allheilmittel
Analysten sehen die Förderkürzung allerdings nicht als Allheilmittel. Die Wirkung der Einigung habe wohl nur einen vorübergehenden Charakter. "Die Fundamentaldaten sind stärker. Die Entscheidung ist mittelfristig nicht besonders relevant", meinte etwa Alexander Pögl vom Forschungsunternehmen JBC.
Im ersten Halbjahr erwarten die Experten von JBC eine Überproduktion von 1,8 Millionen Barrel. Die OPEC rechnet im kommenden Jahr mit einem täglichen Öl-Weltbedarf von 95,6 Millionen Barrel.
JBC geht laut APA/dpa davon aus, dass sich Angebot und Nachfrage erst 2019 wieder ausgleichen werden. Andere Beobachter und die OPEC selbst sehen diesen Effekt früher eintreten. Zumindest für 2017 scheint sich damit ein Preis zwischen 40 und 55 US-Dollar für die Nordsee-Ölsorte Brent abzuzeichnen. 55 Dollar, so hieß es aus den Delegationskreisen, war eine Zielmarke der Verhandlungspartner.
Ob das erreicht wird, ist aber fraglich. Denn wegen der Konjunkturabkühlung in China und Indien ist laut der Internationalen Energieagentur IEA kaum mit einer anziehenden Nachfrage zu rechnen.
Das Ölkartell hat somit zum ersten Mal seit dem Jahr 2008 wieder eine Kürzung der Fördermenge beschlossen. Seit dem Jahr 2008 kam es zu einem Überangebot an Öl auf dem Weltmarkt. Vor allem Saudi-Arabien stemmte sich immer wieder gegen die Drosselung bei der Öl-Förderung. Das Ergebnis war eine Ölschwemme und damit verbunden ein massiver Preisverfall für Rohöl. Seit dem Jahr 2014 ist der Preis von damals über 80 Dollar pro Barrel teilweise um über die Hälfte gefallen. Im Vorjahr schien sogar ein Ölpreis von unter 20 Dollar pro Barrel möglich.
In Algerien hatten sich die oft zerstrittenen 14 OPEC-Länder im September darauf verständigt, die tägliche Förderung auf 32,5 bis 33 Millionen Fass von aktuell 33,64 Millionen zu senken. Iran und Irak wollten zuletzt Ausnahmen für sich beanspruchen. Der Iran wollte nach dem Wegfall der Sanktionen infolge des Atomstreits sogar mehr Öl fördern und verkaufen. Das Land benötigt die Erlöse dringend, um die eigene Wirtschaft wieder anzukurbeln. Der Irak argumentiert auf die Erlöse aus dem Ölgeschäft angewiesen zu sein, weil das Geld für die Finanzierung des Kampfs gegen die Islamisten-Miliz IS verwendet werden muss und zum Aufbau der dadurch zerstörten Regionen. Auch die beiden durch Unruhen geschüttelten Länder Libyen und Nigeria beanspruchten zuletzt Sonderregelungen.
Auch Nicht-OEPC-Länder sollen bei einer Förderkürzung mitziehen. Russland hatte erst vor wenigen Tagen avisiert bei einer Begrenzung der Fördermengen mitzuziehen. So will Russland 300.000 Barrel am Tag weniger produzieren.

Im Juli 2008 notierte der Ölpreis auf Rekordhöhe von 143,95 Dollar - nun soll der Preis mit der Begrenzung der Fördermenge stabilisiert werden.