Wien. Die OMV (ISIN AT0000743059) befindet sich in einem "Dauerkampf gegen den Produktions- und Reserven-Rückgang", daher habe Cash die oberste Priorität in der OMV-Strategie, sagte Vorstandschef Rainer Seele am Mittwoch bei der Hauptversammlung in Wien.
Der Ölpreis werde heuer voraussichtlich um 40 Dollar pro Fass pendeln, eine Entlastung sei angesichts der Zerstrittenheit der großen Ölproduzenten nicht in Sicht, meinte Seele. "Es wird weiter auf hohem Niveau produziert, das geht an die Preise." Daher bestehe für die OMV in ihrer jetzigen Verfassung Handlungsbedarf. "Wir haben zu hohe Kosten im Upstream-Bereich und sind bei niedrigen Ölpreisen nicht wettbewerbsfähig."
Auch der weltweite Gasmarkt sei derzeit überversorgt, "das macht Erdgas zum Billigprodukt", sagte Seele. Langfristig werde es aber eine Erholung geben, denn die Gasproduktion in Europa sei rückläufig und der Importbedarf werde steigen.
Problemfeld Ölpreis
Das Dilemma der OMV derzeit: Während sich die Kämpfe im Jemen und in Libyen auf die OMV-Produktion und ihre Ergebnisse negativ auswirken würden, habe die Geopolitik keine Auswirkung auf die Preise. Einige der Produzentenländer könnten beim aktuellen Ölpreis ihre Haushalte nicht mehr decken.
Man werde diesen Problemen auf mehreren Ebenen begegnen, sagte Seele. Einerseits werde man die Investitionen heuer weiter massiv zurückfahren, andererseits sollen auch die Konzernkosten insgesamt spürbar gesenkt werden. Gleichzeitig will man durch die Veräußerung nicht strategischer Assets zu Geld kommen. Dazu gehören der Verkauf von bis zu 49 Prozent an der Gas Connect Austria und bis zu 100 Prozent am türkischen Tankstellennetz OMV Petrol Ofisi.
"Die Gas Connect Austria ist eine Attraktivität für Finanzinvestoren", pries Seele die Gasleitungs-Tochter an. Für die OMV limitiere jedoch die Regulierung durch die EU den unternehmerischen Einfluss und die strategische Relevanz des Unternehmens. Man werde aber die Mehrheitsbeteiligung und damit die Kontrolle über die Gas Connect behalten. Die Petrol Ofisi wiederum sei Marktführer in Europas einzigem Wachstumsmarkt, sie sei aber für die OMV strategisch isoliert und "in einem regulatorisch schwierigen Umfeld".
Dem Problem schwindender Reserven will Seele u.a. mit dem geplanten Assets-Swap mit dem russischen Gazprom-Konzern begegnen. "Neue zentrale Entwicklungsregion für uns ist Russland." Der zusätzliche Charme des Deals für die OMV bestehe darin, dass man dafür wenig Cash benötige.
Gas aus dem Norden
Hohe Priorität hat für Seele auch das Pipeline-Projekt Nord Stream 2, "das ein Gewinnbringer wird", weil man für die Bereitstellung der Kapazität bezahlt werde und nicht für die transportierten Gasmengen.
Vom Rat der Umweltschutz-Organisation Greenpeace, aus dem Öl- und Gasgeschäft auszusteigen, weil dem Unternehmen sonst der wirtschaftliche Untergang und seinen Aktionären hohe Verluste drohten, hält Seele offensichtlich nichts: "Öl und Gas haben Zukunft, daran ändern auch die aktuellen Turbulenzen an den Öl- und Gasmärkten nichts."
Auch die regelmäßigen Warnungen der irankritischen Plattform "Stop the Bomb" vor einem drohenden Reputationsverlust für die OMV durch das angekündigte Iran-Engagement beeindrucken den OMV-Chef nicht. Man wolle eine "stabile Verankerung" der OMV im Iran erreichen und dort die Entwicklung von Ölfeldern prüfen.
Aktie weiter unter Druck
Für Aktionäre ist die beschriebene schwierige, das Geschäft der OMV belastende Situation im Öl- und Gasgeschäft, ebenfalls eine Geduldsprobe. Das Papier pendelt seit dem Jahr 2009 rund um Werte zwischen rund 20 und 35 Euro. Aktuell notiert die OMV bei 25,62 Euro. Im laufenden Jahr hat die Aktie somit 2,03% an Wert verloren, im Jahresvergleich steht ein Minus von 5,83% und im Dreijahresvergleich ein Minus von 12,99% zu Buche. Die Gewinnprognosen pro Aktie haben sich in den letzten zwei Monate nicht wesentlich verändert. Das KGV liegt bei 9,67, auf Basis der Wachstumsprognosen schätzen Analysten die Aktie aktuell als leicht unterbewertet ein.

OMV Aktienchart ISIN AT0000743059