OMV-Chef Rainer Seele hört 2022 auf
Der Chef des österreichischen Mineralölkonzerns Rainer Seele wird seinen bis Juni 2022 gültigen Vertrag erfüllen, aber seine Option auf Verlängerung nicht ziehen. Greenpeace verlangt den sofortigen Rücktritt.
Rainer Seele wird nach sieben Jahren als OMV-Chef abtreten.
Wien. Rainer Seele hört auf. Der OMV-Chef, der sei 2015 die Geschicke des österreichischen Ölkonzerns leitet, wird im kommenden Jahr das Unternehmen verlassen. Die Option, den zum 30. Juni auslaufenden Vertrag um ein weiteres Jahr zu verlängern, wird der 60jährige Seele nicht ziehen. Er wird das Unternehmen definitiv verlassen.
Seele hatte zuletzt gleich an mehreren Fronten zu kämpfen. So hatte Seele konzernintern Streitereien mit den Betriebsräten. Auch die North-Stream2-Strategie mit dem Milliarden schwerem Engagement der OMV dürfte nach der wahl von Joe Binden zum US-Präsidenten wieder aktuell geworden sein. Die damit verbundenen US-Drohungen von Sanktionen gegen die beteiligten Unternehmen an dem Pipeline-Projekt mit Russland sind wieder aufgelebt und noch noch vom Tisch. Zwei weitere heißen Eisen dürften dem OMV-Chef nun schwer zu schaffen machen: Der angeblich überteuerte Kauf von Borealis sowie die Beschnüffelung und behauptete Agitation von Umweltschützern.
Im Clinch mit Umweltorganisationen
Die Umweltorganisationen Greenpeace und Fridays for Future hatten die OMV beschuldigt, dass Mitglieder der Organisationen von Detekteiunternehmen ausspioniert und sogar überwacht wurden. Umweltschützer in Neuseeland sollen systematisch ausspioniert und durch Sicherheitsleute infiltriert worden sein. Der OMV-Konzern hatte dies zuletzt mehrfach vehement bestritten.
Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) sowie Vize-Kanzler Werner Kogler hatte als Eigentümer-Vertreter der Republik Österreich zuletzt eine Anfrage an den OMV-Chef geschickt, auf die Beschuldigungen einzugehen. Greenpeace hatte bereits vorige Woche schon den Rücktritt von Seele gefordert.
Kritik an der Borealis-Übernahme
Für die Übernahme von Borealis ware OMV-Chef Seele ebenso kritisiert worden. Kritiker wendeten ein, die OMV habe einen zu hohen Preis für Borealis bezahlt. Ein österreichischen Medium wurde nach einem Bericht mit einer Klage eingedeckt.
Daneben machen dem Unternehmenschef auch konzerninterne Streitigkeiten rund um dem Betriebsrat zu schaffen. Mehrere Medien berichteten in den vergangenen Wochen und Monaten über harte interne Machtkämpfe zwischen Belegschaftsvertretern - insbesondere nach der Borealis-Übernahme - sowie über interne Untersuchungen von OMV-Mitarbeitern ohne vorangegangene Einbindung des Betriebsrats.
OMV und ihre Eigentümer
Die Republik Österreich ist über die Staatsholding ÖBAG (Österreichische Beteiligungs AG) mit 31,5 Prozent der größte Hauptaktionär des Mineralölkonzerns. 24,9 Prozent hält MPPH (Mubadala Petroleum and Petrochemicals Holding Company L.L.C) aus Abu Dhabi. 43,1 Prozent der OMV-Aktien sind in Streubesitz. 0,4 Prozent sind in Händen der Mitarbeiter. 0,1 Prozent hält die OMV als eigene Aktien.
Die OMV-Aktie [ISIN AT0000743059] hatte am Montag [26.4.2021] zwischenzeitlich knapp zwei Prozent schwächer notiert, kurz vor Börseschluss notiereten ide Papiere noch immer mit 1,44 Prozent schwächer bei 41,90 € notiert, nachdem das Unternehmen Seeles Abgang für kommendes Jahr mitgeteilt hatte.