Novomatic: Neues aus Gumpoldskirchen
Die Novomatic Group verpasst sich eine neue Organisation, will im Lotteriengeschäft wachsen und holt sich ein Rating von Standard & Poor’s.
Novomatic-Gründer Johann Graf.
Die Novomatic Group erlebt eine stille Revolution. Der von Johann Graf gegründete Glücksspielriese verpasst sich momentan ein umfassendes Facelifting. Der im niederösterreichischen Gumpoldskirchen ansässige Glücksspielriese soll in Zukunft von einer schlanken Holding gesteuert werden. Der Novomatic-Vorstand wird von vier auf drei Personen und der Novomatic-Aufsichtsrat von fünf auf drei Personen geschrumpft.
Im Holding-Vorstand sitzen nun Harald Neumann (CEO), Technik-Vorstand Thomas Graf, 49, und Finanz-Vorstand Peter Stein, 48. Der 65-jährige Novomatic-Veteran Ryszard Presch verlässt den Vorstand und wird Geschäftsführer der Austrian Gaming Industries (AGI), einer Tochter der Novomatic Group. Dem Aufsichtsrat der Novomatic AG bleiben der 78-jährige Herbert Lugmayr (Vorsitzender) sowie der Steuerberater Christian Widhalm, 44, und die Rechtsanwältin Martina Flitsch, 47, erhalten. Martina Kurz und Barbara Feldmann wechseln ins Kontrollgremium der AGI.
Auf Holding-Ebene übernimmt der 37-jährige Stefan Krenn die Leitung des Generalsekretariats. Als rechte Hand von Novomatic-General Harald Neumann ist er für die Koordination und Organisation der Vorstandsagenden zuständig. Auch Marketing und Kommunikation fallen in den Verantwortungsbereich des neuen Generalsekretärs. In der Novomatic AG ganz oben angesiedelt ist auch der 50-jährige Klaus Niedl. Als Konzernpersonalchef ist er für Planung, Entwicklung und Förderung der weltweit 23.000 Novomatic-Mitarbeiter verantwortlich. Vor seinem Wechsel nach Gumpoldskirchen arbeitete Niedl als Chefpersonalist der Hypo Group Alp-Adria (heute: Heta Asset Resolution). Krenn und Niedl sind beide zertfizierte Businesscoachs. Das prominenteste Opfer der Reorganisation ist die 39-jährige Alexandra Izdebska. Sie wurde als Marketingchefin abgesetzt und musste das Unternehmen verlassen.
Neues Organigramm
In der Novomatic-Tochter AGI wird nach der Reorganisation das gesamte operative Geschäft gebündelt sein. Ganz neu im Organigramm: Die Novo Lottery Solutions GmbH. "Das Lotteriengeschäft ist die letzte Sparte im Gaming-Bereich, die uns noch fehlt“, sagt Novomatic-Boss Harald Neumann. Hier will Neumann stärker wachsen. Zuletzt feierte er den Zuschlag bei einer Lotterien-Ausschreibung in Spanien. Parallel dazu arbeiten die Novo-Lottery-Leute an Partnerschaften in Israel und Tunesien.
Auch auf den Finanzmärkten erzeugte Novomatic einen Paukenschlag. Die Ratingagentur Standard & Poor’s gab am 2. Oktober 2015 bekannt, Novomatic-Bonds in den Investmentgrade-Status Triple-B zu heben. "Wir planen noch einige Akquisitionen in den nächsten Jahren und werden Fremdkapital vom Anleihenmarkt benötigen“, sagt Neumann. Laut internen Berechnungen liege der jährliche Investitionsbedarf bei zwischen 200 und 300 Millionen Euro. Aufsichtsratschef Herbert Lugmayr: "Mit einem guten Rating verbessern sich die Konditionen.“ Im Klartext: Novomatic muss künftig weniger Zinsen zahlen.
In der Hauptversammlung der Casinos Austria (Casag) am 5. Oktober war das neue Novomatic-Rating auch von Vorteil. Laut Anleihenprospekt der Casag-Tochter Casinos Austria International (CAI) müssen bei einem Kontrollwechsel auf Casag-Ebene die Anleihen zum Nominalwert zurückgekauft werden -Volumen: rund 140 Millionen Euro. Die Rückkauf-Klausel greift nur dann nicht, wenn der neue kontrollierende Casag-Aktionär ein Investmentgrade-Rating besitzt. Deshalb war das Rating bei der HV-Entscheidung zwischen Novomatic und dem konkurrierenden Tschechen-Konsortium von Bedeutung. Die CAME Holding bzw. die Austrian Gaming Holding konnte kein Rating vorweisen, was dazu beigetragen haben soll, sie als neuer Casag-Aktionär abzulehnen.
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