Meinl am Graben: Trotz stabiler Umsätze droht Gefahr

Trotz starker Konkurrenz von Spezialshops sowie Merkur und Billa läuft der Gourmettempel Meinl am Graben.

Meinl am Graben: Trotz stabiler Umsätze droht Gefahr

Neulich an der Fischtheke im Delikatessengeschäft "Meinl am Graben“ in der Wiener Innenstadt: Ein russisches Paar ordert Steinbutt und legt dafür gut und gerne 800 Euro hin. Für Normalverbraucher eine unglaubliche Summe für einen Fisch, an Österreichs erster Adresse für Feinschmecker aber keine Seltenheit.

Das Geschäft im Meinl am Graben geht bestens. Und das, obwohl der Platzhirsch in den vergangenen drei Jahren ordentlich Konkurrenz bekam: 2010 öffnete Billa Corso, die Premium-Schiene von Billa, nur unweit gelegen im Herrnhuterhaus am Neuen Markt. Letztes Jahr kam ein Luxus-Merkur am Hohen Markt dazu. Spezialgeschäfte wie "Joseph Brot“ in der benachbarten Naglergasse machen auch Kunden abspenstig.

Doch Meinl am Graben hatte in vergangenen Jahren praktisch keine größeren Umsatzeinbußen. Laut FORMAT vorliegendem Geschäftsbericht verzeichnete das im Besitz von Bankier Julius Meinl stehende Geschäft 2012 rund 20,5 Millionen Euro Umsatz. "Wir spüren nichts vom Merkur am Hohen Markt, weil wir ein anderes Zielpublikum haben“, sagt Meinl-am-Graben-Geschäftsführer Herbert Vlasaty. Fügt aber an: "Das Umfeld im Lebensmittelhandel ist sicher härter geworden. Unser Ziel ist es, die Nummer Eins zu bleiben“.

Gerade in der Vorweihnachtszeit wird der Kampf um die Gourmet-Kundschaft noch stärker. "In dieser Zeit möchten sich die Kunden etwas Besonderes gönnen. Dann ist die Nachfrage nach edlem Champagner, Weinbränden, Trüffeln, Pasteten und anderen Delikatessen besonders hoch“, so Merkur-Vorstand Michael Franek.

Zur Eröffnung vor einem Jahr lag das Ziel der Merkur-Kette für den Hohen Markt bei einer Million Kunden und einem Umsatz von 6.600 Euro pro Quadratmeter. Bei 2.000 Quadratmetern Verkaufsfläche macht das theoretisch mehr als 13 Millionen Euro Umsatz für 2013. "Unsere Erwartungen haben sich erfüllt“, sagt Franek. Konkrete Zahlen nennt er nicht.

Knappe Margen

Wie knapp die Margen im Luxus-Lebensmittelhandel aber kalkuliert sind, zeigt sich in der Meinl am Graben-Bilanz: Trotz stabiler Umsätze schreibt der Nobelladen seit Jahren rote Zahlen wegen hoher Abschreibungen aufgrund der Anfangsinvestitionen in das Haus. Im Geschäftsjahr 2012 wurde daher eine Eigenkapitalsanierung durchgeführt, und ein operativer Gewinn von fast sechs Millionen Euro wurde nur erzielt, weil außerordentliche Erträge gemacht wurden.

Nicht auszurechnen was passiert, wenn es Hausherr René Benko tatsächlich gelingen sollte, die Monatsmiete von 30.000 Euro auf 300.000 Euro zu erhöhen . Der Fall liegt derzeit bei der Schlichtungsstelle.