Österreich - Großer Verlierer eines Handelskriegs
Österreich ist Berechnungen des Münchner ifo-Instituts zufolge das von den Trump-Sanktionen am zweitstärksten betroffene Land in der EU. ifo-Ökonom Ökonom Gabriel Felbermayr warnt: „Es droht der Verlust jeder Disziplin im WTO-System“
Die ifo-Ökonomen Gabriel Felbermayr und Alexander Sandkamp haben berechnet, dass Österreich das unter den EU-Staaten von den US-Strafzöllen auf Stahl und Aluminium am zweitstärksten betroffene Land ist. Österreich wäre demnach mit einem Wert von 0,12 Prozent der Wirtschaftsleistung betroffen. Stärker trifft es nur Slowenien mit 0,15 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Der Wert für Deutschland beträgt 0,05 Prozent.
In einem Interview mit dem „trend“ meint Felbermayr, dass die EU nun zur Vergeltung gezwungen ist: „Das Prinzip ‚Aug um Aug, Zahn um Zahn’ ist steinzeitlich, aber Nichthandeln ist keine Möglichkeit. Sonst droht der komplette Verlust jeder Disziplin im WTO-System“.
Sanktionen: Welche EU-Staaten am stärksten betroffen sind (in % des BIP)
- 1. Slowenien: 0,15%
- 2. Österreich: 0,12%
- 3. Schweden: 0,09%
- 7. Niederlande: 0,08%
- 8. Deutschland: 0,05%
- 11. Italien: 0,04%
- EU-Schnitt 0,04%
Felbermayr rechnet auch mit der Verhängung von Strafzöllen auf Autoimporte europäischer Hersteller. Als mögliches Ergebnis von Verhandlungen zwischen der EU und den USA sieht der Experte eine Art „TTIP neu“, das heißt eine Neuformulierung des seit der Trump-Wahl eingefrorenen transatlantischen Freihandelsabkommens.
Nach der EU (25,7 Prozent) sind China (12 Prozent), Südkorea (10,1 Prozent) und Russland (7,9 Prozent) als Stahlexporteure hauptbetroffen. Felbermayr und Sandkamp rätseln auch darüber, welche Folgesanktionen der Schritt von Trump haben könnte. Und sie kommen zu einem bemerkenswerten Schluss: "Wie immer man es dreht: Wir befinden uns hier in handelspolitischem Neuland und in WTO-rechtlichem Niemandsland."
Das Interview mit ifo-Ökonom Gabriel Felbermayr finden Sie in der trend-Ausgabe 11/2018 vom 16. März 2018