Ökonomen heben die Inflationsprognose für den Euroraum wieder an
Die Inflationsprognosen für den Euroraum für das Jahr 2023 wurden wieder angehoben. EZB-Ökonomen rechnen nun über das Jahr gerechnet mit einer Teuerungsrate von 5,9 Prozent - weit über dem Plansoll von 2,0 Prozent. Weitere Zinsschritte werden daher 2023 folgen.
Experten der EZB-Geldpolitik haben ihre Inflationsprognosen für den Euroraum in diesem Jahr erneut erhöht. Die Volkswirte gehen inzwischen für heuer von einem Anstieg der Verbraucherpreise im Euroraum von 5,9 Prozent aus, wie die Europäische Zentralbank (EZB) am Freitag mitteilte. Im Oktober 2022 hatten sie noch ein Plus von 5,8 Prozent prognostiziert.
Die neue Vorhersage liegt damit noch einen Tick weiter von der Zielmarke der EZB von zwei Prozent entfernt, die unter Experten als optimales Niveau für eine Volkswirtschaft gilt. Ihre Prognose für die Kerninflation in diesem Jahr, in der die Preise für Energie, Lebensmittel Alkohol und Tabak ausgeblendet sind, erhöhten die Volkswirte auf 4,4 (3,9) Prozent.
Zuletzt hatte sich die allgemeine Teuerungsrate aufgrund eines nachlassenden Energiepreisschubs deutlich abgeschwächt. Im Jänner lag die Inflation nach einer ersten Schätzung noch bei 8,5 Prozent im Euroraum nach 9,2 Prozent im Dezember. Die Kerninflation, in der die schwankungsreichen Energie- und Rohstoffpreise ausgeklammert sind, verharrte aber bei 5,2 Prozent. Die EZB steuert mit kräftigen Zinserhöhungen dagegen: Auf ihrer Zinssitzung am Donnerstag hob sie die Schlüsselzinsen wie im Dezember um 0,50 Prozentpunkte an und stellte schon für März die nächste Anhebung um einen halben Prozentpunkt in Aussicht.
Inflationsziel 2,0 Prozent erst langfristig erreichbar
Die EZB befragt in ihrem sogenannten Survey of Professional Forecasters (SPF) viermal im Jahr Ökonomen zu deren Wachstums- und Inflationsprognosen. Die Umfrageergebnisse geben den Euro-Wächtern wichtige Anhaltspunkte für die Ausrichtung ihrer Geldpolitik. Die jüngste Umfrage der Notenbank fand zwischen dem 6. und 12. Jänner statt. Dabei erhielt sie 58 Antworten.
Für das Jahr 2024 rechnen die Volkswirte jetzt mit einer Inflationsrate von 2,7 (Oktober: 2,4) Prozent. Für 2025 erwarten sie eine Rate von 2,1 Prozent. Längerfristig gehen sie von einer Teuerung von 2,1 (2,2) Prozent aus.
Nach Einschätzung des litauischen Notenbankchefs Gediminas Šimkus zeigt die Inflationsentwicklung dennoch langsam eine Wende ins Positive. Damit rücke womöglich das Ende der Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank (EZB) näher, sagte das EZB-Ratsmitglied vor Journalisten in Vilnius. "Ich denke, dass wir uns bereits auf diese Endrate zubewegen," merkte er an. Gleichwohl könnten die Währungshüter auf die in Aussicht gestellte Zinsanhebung im März von 0,50 Prozentpunkten eine weitere im Mai im gleichen Volumen oder von 0,25 Prozentpunkten folgen lassen.