OECD: Die 7 größten Schwachstellen Österreichs
Die OECD hat die wirtschaftliche Situation und die Wettbewerbsfähigkeit Österreichs in seiner aktuellen Länderstudie genau analysiert. Die größten Probleme und welche Verbesserungsvorschläge die Experten haben.
Schwache Digitalisierung, zu niedriges Pensionsantrittsalte, problembehaftete Banken. Die ökonomischen Probleme des Landes sind laut OECD nach wie vor vielfältig.
Der Befund der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung ist, was Österreichs Wirtschaft betrifft, insgesamt gut. "Das Land ist eine stabile und gesunde Wirtschaft. Das Wachstum ist 2016 durch die Steuerreform und die Exportnachfrage aufgrund des weltweiten Wirtschaftsaufschwung angezogen", so die OECD in ihrer neuesten Österreich-Länderstudie. So weit so gut.

Doch ein Wermutstropfen ist nicht nur, dass Österreich dem OECD-Schnitt deutlich hinterher hinkt (siehe Grafik), auch sonst orten die Wirtschaftsprofis an vielen Ecken der Alpenrepublik Reformbedarf.
Die größten Probleme, die die OECD für Österreich ortet und was empfohlen wird.
1. Zu hohe Verschuldung. Die Schuldenquote (öffentliche Schulden im Verhältnis zum BIP) von zuletzt 82,6 Prozent ist nach Einschätzung der OECD zu hoch. Vor allem vor dem Hintergrund, der vorhersehbar stark steigenden Kosten für Pensionen und das Pflegesystem.
Der Rat der OECD: Das Pensionsalter rasch anheben.
Sparen bei Bildung, Gesundheit und Pflege. Im Bildungs-, Gesundheits- und Pflegesystem und in der öffentlichen Verwaltung in Österreich gibt es nach Ansicht der OECD einige Ineffizienzen, weil die Finanzierung und Verwaltung "zu fragmentiert" ist und sich über zu viele Bereiche erstreckt. Die OECD-Experten empfehlen eine tief gehende Analyse der öffentlichen Ausgaben in diesen Bereichen und eine Angleichung der Steuer- und Ausgabenhoheit.
2. Banken sind nach wie vor zu wenig profitabel und die Kapitalausstattung ist zu schwach. So der Befund der Wirtschaftsexperten.
Der Rat der OECD: Rigoros die Kosten im Banksektor weiter senken und die Modernisierung in Form der Digitalisierung fortsetzen. Sowohl kleine als auch größere Geldhäuser sollen streng überwacht werden.
3. Firmengründungen sollen durch Wagniskapital in Schwung kommen. Die OECD empfiehlt Venture Capital durch staatliche Anreize für Anleger interessanter zu machen.. Start-ups werden zu sehr von Banken finanziert. Die OECD empfiehlt durch staatliche Maßnahmen, wie Senkung der Steuern, die Finanzierung durch Wagniskapital attraktiver zu machen.
4. Der Handel und professionelle Services sind in Österreich überreguliert und die Eintrittsbarrieren sind zu hoch, urteilt die OECD. Ihr Rat: "Die Beschränkungen für den Handel sollen reduziert werden und die Zahl der exklusiven Rechte für professionelle Services gesenkt."
5. Wenig-Arbeit wird steuerlich belohnt. Die Arbeitslosenzahlen wurden hauptsächlich durch eine steigende Zahl an Teilzeit-Jobs gesenkt und dadurch das die Anzahl der Arbeitsstunden pro Mitarbeiter gesenkt wurden. Um die Ursache für die schwache Entwicklung am Arbeitsmarkt zu bekämpfen, empfiehlt die OECD die Verzerrungen im Steuersystem zu beheben. Diese würden, jene die eine Transformationen von einem Teilzeit- zu einem Vollzeitjob machen würden, steuerlich bestrafen.
6. Zu wenig Ganztags-Kinderbetreuung. Arbeit und Kinderbetreung ist in Österreich noch immer schwer unter einen Hut zu bekommen. Die Empfehlung: Mehr Ganztagsschulen und Kinderbetreuungsstädten im ganzen Land.
7. Schwach bestellt ist es hierzulande auch um die Digitalisierung. So sind Österreichs Erwachsene gerade einmal was die digitalen Kenntnisse betrifft gerade einmal über dem OECD-Schnitt, der 35 Länder umfasst.

Erwachsene mit fortgeschrittenen digitalen Kenntnissen sind in Österreich im Vergleich zu Holland, Schweden, Dänemark und Deutschland nur mäßig vorhanden.

Viele Firmen in Österreich können mit Cloud Computing noch nicht viel anfangen.
Die OECD rät Zeitpläne aufzustellen, in der die Digitalisierung vorangetrieben werden soll. Damit der digitale Wandel in Österreich beschleunigt wird, empfiehlt die OECD die im Jänner präsentierte "Digital Roadmap" der Regierung konkret mit Zeitplänen und messbaren Zielvorgaben zu versehen. Damit soll auch die digitale Kompetenzen von kleinen Unternehmen gefördert werden. Im Rahmen der Breitbandstrategie 2020 raten die OECD-Experten, den Wettbewerb für Breitbanddienstleistungen zu erhöhen und den Markteintritt neuer Breitbandanbieter zu erleichtern.
Außerdem sollte nach Ansicht der OECD ein effektiverer Datenschutz gefördert werden und Cybersicherheit und Verbraucherschutzes gestärkt werden. Um sogenannte "Crowdworker" besser zu vertreten und zu schützen, sollten Arbeitsrecht und Institutionen in Österreich angepasst werden, empfehlen die OECD-Experten.
Der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) gehören 35 Industrienationen und aufstrebende Schwellenländer an. Ziel der Organisation ist es, Regierungen ein Forum zur Zusammenarbeit zu bieten und Lösungen für gemeinsame Probleme zu finden.