Nigerianerin Ngozi Okonjo-Iweala wird WTO-Chefin

Die Entwicklungsökonomin Ngozi Okonjo-Iweala, früher Finanz-, Wirtschafts und Außenministerin Nigerias, und Vorstandsvorsitzende der Impfallianz Gavi, wird neue Chefin der Welthandelsorganisation WTO.

Nigerianerin Ngozi Okonjo-Iweala wird WTO-Chefin

Die nigerianische Entwicklungsökonomin Ngozi Okonjo-Iweala wurde zur neuen Generaldirektorin der Welthandelsorganisation (WTO) gewählt. Die Entscheidung der 164 Mitgliedsländer fiel bei der Sitzung der WTO-Botschafter in Genf einstimmig aus. Die 66-Jährige tritt ihr Amt am 1. März an.

Mit Okonjo-Iweala tritt erstmals eine Frau und erstmals eine Vertreterin des afrikanischen Kontinents an die Spitze der 1995 gegründeten Organisation. Die WTO will die Liberalisierung des Welthandels unter fairen und nachhaltigen Bedingungen fördern. Okonjo-Iweala sieht Handel nach eigenen Angaben als Motor für Wohlstand, Widerstandskraft und nachhaltiges Wachstum.

Gelähmte Institution

Ngozi Okonjo-Iweala studierte an der Harvard University (Abschluss 1977 magna cum laude) und am Massachusetts Institute of Technology. 21 Jahre lang war sie als Entwicklungsökonomin bei der Weltbank tätig, wo sie auch Vizepräsidentin und Corporate Secretary war .

Okonjo-Iweala hat umfangreiche internationale Erfahrung: Sie war zwei mal Finanzministerin von Nigeria. Zuletzt leitete sie den Verwaltungsrat der internationalen Impfinitiative GAVI, die die faire Verteilung der Corona-Impfstoffe weltweit koordinieren soll. Sie folgt auf Roberto Azevedo, der im Sommer 2020 vorzeitig zurückgetreten ist. Er wechselte zum US-Getränkehersteller Pepsico.

Blockierte und gelähmte Institution

Okonjo-Iweala hätte bereits im Herbst ihr Amt antreten sollen, die USA hatten der 66-Jährigen unter Präsident Donald Trump jedoch als einziges WTO-Mitgliedsland die Zustimmung verweigert. Trump hatte die Koreanerin Yoo Myung-hee favorisiert. Sein Nachfolger Joe Biden hob den nun Widerstand auf.

Okonjo-Iweala übernimmt die WTO in ihrer schwersten Krise. Seit dem Scheitern der 2001 gestarteten Doha-Runde gab es keine größeren Handelsliberalisierungen mehr. Eine der größten Errungenschaften der WTO, die Streitschlichtung bei Handelsdisputen, ist gelähmt, weil die USA seit Jahren die Ernennung neuer Berufungsrichter blockieren. Die Berufungsinstanz ist deshalb seit Dezember 2019 handlungsunfähig. Die Kritik an der Handhabe der Berufungsrichter begann schon unter Präsident Barack Obama. Die USA verlangen Reformen, legten aber wenig konkrete Forderungen vor. Reformbedarf sehen auch andere Länder.

Um in der schwierigen Situation zu vermitteln, sei politisches Geschick gefragt, meinte die Leiterin des Ifo-Zentrums für Außenwirtschaft, Lisandra Flach. Diese zentrale Eigenschaft bringe Frau Okonjo-Iweala mit. Wolfgang Niedermark, Mitglied der Hauptgeschäftsführung des Bundesverbands der Deutschen Industrie, bezeichnete die Entscheidung als "Befreiungsschlag für dringend notwendige Reformen und ein Hoffnungszeichen für den internationalen regelbasierten Handel". Er rief die Ökonomin zu mutigen Schritten auf. "Oberste Priorität für Ngozi Okonjo-Iweala muss die Reform der Streitschlichtung haben. Nur ein reformierter WTO-Mechanismus legt Handelskonflikte wieder nach klaren und verbindlichen Verfahren bei."

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