„Alles ist unklar“
2016 haben Rhana Loudon und Olivia Hromatka einen Fitness-Trend nach Österreich geholt und sind mit ihren Supercycle-Studios durchgestartet. In der Corona-Krise kommen die Unternehmerinnen aber vor allem angesichts strenger Vorschriften, mangelnder finanzieller Unterstützung und der andauernden Unsicherheit ins Schwitzen.
Die Supercycle-Gründerinnen Rhana Loudon (li) und Olivia Hromatka quält die Frage: "Wie sollen Betriebe mit diesen Auflagen überleben?"
Club-Feeling beim Workout? Dance-Cycling macht’s möglich: Bei den choreografierten Spinning-Kursen wird zu lauter Musik in die Pedale getreten, Discobeleuchtung sorgt für das entsprechende Ambiente. 2016 haben Rhana Loudon und Olivia Hromatka den international gehypten Fitness-Trend nach Österreich geholt und das erste Supercycle-Studio im 7. Wiener Gemeindebezirk eröffnet, mittlerweile gibt es drei Indoor-Studios in der Hauptstadt. Im Zuge der Corona-Pandemie wurde kurzerhand auf eine Outdoor-Location umgesattelt, mit 19. Mai konnte schließlich der Betrieb in einem der drei Studios zumindest eingeschränkt wieder aufgenommen werden. Strenge Vorschriften, mangelnde finanzielle Unterstützung und Unklarheiten in Bezug auf weitere Maßnahmen bremsen die Unternehmerinnen aber weiterhin aus.
„Als 2020 der Lockdown kam, haben wir sofort unsere Fahrräder vermietet und angefangen Online-Kurse anzubieten“, erzählt Supercycle-Gründerin Rhana Loudon. „Als es dann wieder möglich war, haben wir auf Outdoor-Classes umgestellt und im Freien ein Studio aufgebaut – vor allem, um unser Team halten zu können. Wir haben zum Teil freie Dienstnehmer bei uns, für die zu Beginn der Pandemie keine Kurzarbeit beantragt werden konnte, was für uns sehr problematisch war. Auch beim Fixkostenzuschuss haben wir leider nur ein Drittel dessen bekommen, was uns hätte zustehen sollen, weil wir von einem Jahr auf das nächste gewachsen sind. Das war ein großer Schock.“
Harte Bandagen
Mittlerweile ist es möglich, auch für freie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Kurzarbeit zu beantragen – eine große Erleichterung für die Unternehmerinnen. Eine wirkliche Entspannung der Situation ist aber auch über ein Jahr nach dem Beginn der Pandemie noch nicht in Sicht. Auch die Maßnahmenlockerungen mit 19. Mai und die dadurch ermöglichte Wiedereröffnung von Fitnessstudios bringen Supercycle nicht wieder auf Kurs – sondern im Gegenteil weitere Herausforderungen mit sich. „Was uns die größte Sorge macht, ist nicht das Schließen, sondern das Öffnen mit Einschränkungen“, so Loudon. „Wir haben in unseren Studios die Auflage, dass 20 Quadratmeter pro Person zur Verfügung stehen müssen. Das bedeutet, dass wir den Betrieb in zwei von drei Studios nicht wieder aufnehmen dürfen und damit nur 25 Prozent unserer üblichen Kapazität nutzen können. Wie sollen Betriebe mit diesen Auflagen überleben? Das ist es, was uns und auch andere Studios quält.“
Die Sicherheitsmaßnahmen selbst kritisiert Loudon dabei nicht – vielmehr mangle es an der entsprechenden Unterstützung, um die entstehenden Umsatzeinbußen ausgleichen zu können. „Wir sind wahnsinnig froh darüber, dass es die Tests und weitere Maßnahmen gibt, damit sich die Kunden bei uns sicher fühlen können“, stellt die 35-Jährige klar. „Wir wollen nur die Wahrnehmung dafür schärfen, dass es für Branchen, die so strengen Regelungen unterliegen, mehr Unterstützung braucht.“
Hoffen und warten
Um nicht weiterhin Verluste einfahren zu müssen, würde man sich bei Supercycle ein Entgegenkommen seitens der Regierung wünschen – etwa Steuererleichterungen, wie sie anderswo bereits umgesetzt wurden. „Im Sommer und im Herbst haben wir immer wieder gefordert, dass es die gleichen Steuererleichterungen, die es in der Gastronomie gab, auch für die Sportbranche geben sollte“, so Loudon. „Während in der Gastronomie die Umsatzsteuer auf 5 Prozent gesenkt wurde, haben wir einfach Pech gehabt.“
Neben der immensen finanziellen Belastung stellt die andauernde Unsicherheit für das Supercycle-Duo die größte Herausforderung dar. „Alles ist unklar“, bringt Loudon ein großes Problem vieler österreichischer Unternehmen auf den Punkt. „Wir wissen einfach nicht, wie es für uns weitergeht. Was wir in den letzten Monaten aber mitbekommen haben ist, dass das Thema Sport neben der Kultur ganz unten auf der Prioritätenliste steht – das finden wir sehr schade, aber es ist leider die Realität.“