Petraeus-Syndrom in der Provinz
Michael Schmid über den CIA-Chef und einen Alibi-Akademiker.
Über General Petraeus lässt sich leicht spotten, dass er als Chef des amerikanischen Geheimdiensts ohnehin fehl am Platz war, wo er doch nicht einmal einen privaten Seitensprung wirksam zu tarnen verstand. Wie wir nun erfahren, hatte der gefallene CIA-Boss einen Bruder im Geiste aus Oberösterreich. Auch der ist jetzt seinen Job los. Doch wie er, kein Profi-Agent wohlgemerkt, sondern gewesener Amtsleiter einer Gemeinde im Bezirk Wels, die Camouflage seiner außerehelichen Betätigung anlegte, dürfte Beobachtern, denen nichts Männliches fremd ist, Respekt abnötigen: Um zeitlichen Spielraum für die Zweitbeziehung zu erlangen, täuschte der Familienvater ein ganzes Studium vor.
Blendender Bluff: Nicht nur die Gattin, auch Kollegen des scheinbar so strebsamen Beamten wähnten ihn in Vorlesungen, wenn es ihn zur Freundin zog. Die Rolle des Werkstudenten verselbständigte sich so sehr, dass eine Sponsionsfeier im Büro unvermeidlich wurde. Dann kam das Türschild mit dem Magister-Titel. Später ein Karrieresprung. Jetzt ist er auf- und rausgeflogen. Der Bürgermeister weint seiner Fachkompetenz nach, sagt, er sei der absolut beste Bewerber gewesen. Und den Titel hätte er für den Job gar nicht gebraucht!