„In heimische Unternehmen investieren“
Mit dem Ziel, mehr Wertschöpfung bei den heimischen Unternehmen zu halten, riefen Matthias Leitner und Jessica Reitzer zu Beginn der Corona-Pandemie eine neuartige Urlaubsplattform ins Leben. Hinter myPlatzerl.at steht jetzt auch ein erfahrener Investor – denn die Bemühungen nach staatlichen Förderungen verliefen für das Start-up im Sand.
Auszeit in Österreich: Die Plattform myPlatzerl.at vermittelt genussvollen Urlaub in der Heimat.
Die Tourismusbranche wurde von der Corona-Krise schwer getroffen. Im Zuge der Lockdowns durften Hotels und andere Unterkünfte monatelang keine Gäste empfangen, strenge Sicherheitsmaßnahmen erschweren den Betrieb, und auch über ein Jahr nach dem Beginn der Pandemie ist die Branche von der Normalität noch meilenweit entfernt. Als Hotelbetreiber könnte man angesichts dieser Umstände verzweifeln – doch Matthias Leitner und Jessica Reitzer wählten einen anderen Weg.
Das Paar aus Salzburg, das insgesamt drei familiengeführte Hotels in Kaprun betreibt, trat die Flucht nach vorne an und rief innerhalb kürzester Zeit ein neuartiges Urlaubsportal ins Leben, das den internationalen Marktriesen im Bereich der Online-Buchungen den Kampf ansagt. Statt hoher Provisionen zahlen die Unterkünfte für die Listung auf myPlatzerl.at lediglich einen monatlichen Betrag zwischen 10 und 20 Euro – und davon profitieren nicht nur sie selbst, sondern auch die Gäste.
Urlaub in Österreich
„Die internationalen Plattformen verlangen von den heimischen Unterkünften sehr hohe Provisionen, die zwischen 15 und teilweise sogar 40 Prozent liegen – viele Leute wissen das gar nicht“, erklärt Leitner. „Zudem gibt es in Österreich seit drei Jahren keine Bestpreisgarantie auf Buchungsplattformen mehr, das heißt, dass man in vielen Fällen die besseren Preise direkt auf den Websites der Hotels findet. Mit der Buchung über myPlatzerl.at hat der Gast also einen finanziellen Vorteil – und von der Wertschöpfung bleibt mehr bei den heimischen Unterkünften.“
Bereits kurz nach dem Beginn des ersten Lockdowns im März 2020 war myPlatzerl.at online, mittlerweile listet das Urlaubsportal rund 500 Unterkünfte in ganz Österreich. In naher Zukunft – voraussichtlich noch im Juni – soll auch die Buchung zu tagesaktuellen Preisen direkt über die Plattform möglich sein. Für die Umsetzung ihrer ambitionierten Pläne haben sich Leitner und Reitzer einen erfahrenen Investor ins Boot geholt: Mit einem Auftritt in der Start-up-Show „2 Minuten 2 Millionen“ von Puls 4 überzeugte das Paar den Hotelier Bernd Hinteregger. Mit dessen Support wird die Entwicklung von myPlatzerl.at weiterhin fokussiert vorangetrieben.

Matthias Leitner und Jessica Reitzer bei ihrem Pitch in der Start-up-Show "2 Minuten, 2 Millionen"
Verloren im Förderdschungel
Das ist auch notwendig – denn während die Unternehmensgründung selbst problemlos abgewickelt werden konnte, blieben die anschließenden Bemühungen um finanzielle Unterstützung erfolglos. „Mit der Firmengründung haben wir uns wirklich nicht schwergetan – aber wo wir uns ein bisschen alleingelassen gefühlt haben, war das Thema Förderungen“, erzählt Leitner. „Jessica hat mit einigen Leuten, mit einigen Förderstellen Kontakt gehabt, ist aber eigentlich immer nur weitergereicht worden. Durch die guten Kontakte unseres Investors Bernd Hinteregger kommen wir in dieser Richtung jetzt schneller weiter – für kleine Start-ups ohne Unterstützung ist das aber vielleicht etwas schwierig.“
Würde auch von Regierungsseite verstärkt in heimische Unternehmen investiert, könnten davon alle Beteiligten profitieren, ist Leitner überzeugt: „Ich habe den Eindruck, dass Regierungen häufig versuchen Projekte selbst zu realisieren, anstatt auf bereits vorhandene Lösungen zu setzen und damit auch die entsprechenden Unternehmen zu unterstützen. Da frage ich mich, ob es nicht besser wäre, sich für die Umsetzung heimische Unternehmen zu suchen und in diese zu investieren – ich könnte mir vorstellen, dass das oft auch bessere Ergebnisse liefern würde.“
Draht zur Politik
Als erfreulich verbucht Leitner die breite Resonanz auf myPlatzerl.at – nicht nur von Seiten der Unterkünfte und Medien, sondern auch aus der Politik. „Sehr positiv aufgefallen ist mir, dass nach unseren Medienauftritten Politiker aktiv auf uns zugekommen sind – etwa die NEOS-Landtagsabgeordnete Liesl Weitgasser, die sich wirklich für das Thema interessiert hat. Sie hat Jessica und mich auch immer wieder bezüglich allgemeiner Themen in Hinblick auf die Hotellerie kontaktiert, weil sie natürlich wusste, dass wir durch die Plattform mit vielen Unterkünften in Österreich Kontakt haben und sie durch uns sehr viel Feedback bekommen hat. Für uns in der Hotellerie war das vergangene Jahr sehr schwierig – da ist es super, eine Ansprechpartnerin in der Politik zu haben, die unsere Anliegen auch wirklich an die richtigen Personen weitergibt.“