„Politischer Support wäre wünschenswert“

Mit ihrem Start-up testFRWD und der App identyME haben Hennes Weiss und Veit-Ander Aichbichler den weltweit ersten digitalisierten, fälschungssicheren Wohnzimmertest entwickelt. Das innovative System wird auf internationaler Ebene und von verschiedenen Branchen bereits stark nachgefragt – von der österreichischen Regierung gibt es bis dato aber kein Feedback.

„Politischer Support wäre wünschenswert“

Wie kann man die Eventbranche retten, große Sportveranstaltungen ermöglichen und Flugreisen sicher machen? Eine innovative Antwort auf diese Fragen liefert testFRWD: Das Start-up bringt mit der App identyME den weltweit ersten digitalisierten Wohnzimmertest auf den Markt. Als Spin-Off von Lead Horizon – dem Hersteller jener patentierter Gurgeltests, die im Rahmen der Wiener Test-Offensive „Alles gurgelt!“ in der Hauptstadt längst zum Alltag gehören – wurde das Unternehmen wenige Monate nach dem Beginn der Corona-Pandemie im Sommer 2020 ins Leben gerufen.

Neben dem Engagement, die praktischen DIY-PCR-Tests auch in anderen Ländern zu etablieren, fokussieren sich die testFRWD-Gründer Hennes Weiss und Veit-Ander Aichbichler aktuell vor allem auf die eingangs genannten Heimtests: Diese müssen im Gegensatz zu den PCR-Tests nicht von einem Labor ausgewertet werden, sondern liefern innerhalb weniger Minuten KI-gestützt ein fälschungssicheres Ergebnis, das für einen von der Regierung festgelegten Zeitraum – in Österreich sind das aktuell 24 Stunden – als Eintritts- oder Reisezertifikat dienen kann.

Fälschungssichere Wohnzimmer-Tests

„Die Idee ist, dass man sich nicht vor Ort testet, sondern zuhause. Das dauert ein paar Minuten, und man erhält das Ergebnis digital“, erklärt Weiss. Ein umfassendes multi-layer Sicherheitskonzept mit ‚Digital Fingerprint‘, KI (Face & Visual Recognition), Timestamp und API-Schnittstelle bildet die Basis für das innovative System, mit dem nicht nur die Identität des Anwenders oder der Anwenderin, sondern auch das Testergebnis fälschungssicher verifiziert wird. Die Daten können per Export-Button geteilt und beispielsweise für Ticketing- und Eintrittskontroll-Systeme genutzt werden. Dabei behalten die User stets die volle Kontrolle darüber, wer ihre Informationen erhält, wodurch der gesamte Prozess datenschutzkonform abläuft.

Die testFRWD Gründer Hennes Weiss (links) und Veit-Ander Aichbichler

Die testFRWD Gründer Hennes Weiss (links) und Veit-Ander Aichbichler

Mit einem Pilot-Event in der Wiener Pratersauna feiert das System seine globale Premiere: Die rund 200 Gäste erhalten nur mit einem im Vorfeld zuhause durchgeführten identyME-Test Zugang zur Veranstaltung. In naher Zukunft soll das auch bei deutlich größeren Events so funktionieren.

Internationales Interesse

Mit den digitalen Heimtests ist es aber noch nicht getan – testFRWD geht noch zwei Schritte weiter, um die sukzessive Wiederaufnahme des gesellschaftlichen Lebens weltweit zu unterstützen. „Eine große Stärke der identyME-App ist, dass man wählen kann, welchen Test man macht: Entweder einen PCR-Test in Zusammenarbeit mit der lokalen Laborstruktur, oder einen Antigen-Schnelltest. Im Ausland bieten wir das bereits an“, sagt Weiss. „Zusätzlich launchen wir noch einen Antikörper-Test, der ja auch für all jene interessant ist, die sich nicht impfen lassen möchten.“

Auf internationaler Ebene wird das System von testFRWD bereits stark nachgefragt: Gespräche mit verschiedenen Fußball-Bundesligen, der Formel 1, großen Festivals und Fluglinien laufen aktuell auf Hochtouren. Neben einer EU-weiten Grünen-Pass-Anbindung gibt es bereits die Zusage für die Integration in den globalen "IATA Travel Pass“ sowie Schnittstellen zu großen Ticketing-Plattformen im Eventbereich, Stadien und diversen Entry-Apps. Umso erstaunlicher ist es, dass die Resonanz hierzulande eher verhalten ausfällt – denn während in Deutschland, Spanien, Portugal und Großbritannien bereits konkrete Schritte geplant sind, gestalten sich die Bemühungen nach größeren Kooperationen in Österreich schwierig. Insbesondere die fehlende Unterstützung seitens der Regierung ist für die Unternehmer nicht nachvollziehbar.

Nationales Desinteresse

„Die politische Situation ist verzwickt: In Österreich wird man nur dann wertgeschätzt, wenn man im Ausland schon Erfolg hatte“, resümiert Weiss. „Wir haben unser Konzept schon vor Wochen an alle Parteien, an das Gesundheitsministerium, die Stadt Wien und die Wirtschaftskammer geschickt, wir waren im Kanzleramt und im Sportministerium und haben – abgesehen von den NEOS – überhaupt kein Feedback bekommen. Es ist häufig so, dass die Politik kreative, neue Ideen aus der Privatwirtschaft entweder ignoriert oder versucht, sie in irgendeiner Form selbst umzusetzen. Das finde ich ein wenig schade – politischer Support wäre hier wünschenswert.“

Einsatzmöglichkeiten gäbe es auch abseits der Event- und Reisebranche viele – so sei das Heimtest-System mit der identyME-App etwa für Schulen oder Universitäten perfekt geeignet, erklärt Weiss. Dementsprechend unverständlich ist es für den Unternehmer, wieso von Regierungsseite nicht auf die vorhandene Expertise zurückgegriffen wird: „Wir haben eine fertige Lösung für fälschungssichere Heimtests, aber anstatt mit uns zusammenzuarbeiten, entwickeln die Bundesländer lieber eigene Systeme, die bei weitem nicht so gut funktionieren.“

Nach Wochen der erfolglosen Kontaktversuche hat Weiss sich bereits damit abgefunden, mit testFRWD primär andere Märkte zu bedienen – immerhin wird ein solches System aktuell überall auf der Welt dringend benötigt. Ganz verstehen kann er es aber nicht: „Wir sind einfach ein bisschen enttäuscht, dass wir von der Regierung kein Feedback bekommen – und das obwohl wir wissen, dass wir weltweit das beste Produkt haben.“