Herbert Hacker über das „Dom Beisl“ in Wien

Es gibt Köche, die eine lange Wanderung von einem Lokal zum anderen hinter sich haben, um irgendwann einmal richtig anzukommen. So einer ist auch Harald Riedl, der schon eine Menge Küchen von innen gesehen hat.

Er war im Schwarzen Kameel, im Vincent, im Riegi und zuletzt im Radisson Blue Hotel am Parkring. Seit voriger Woche hat auch er nun ein Lokal, das für ihn maßgeschneidert scheint: das neue „Dom Beisl“ hinter dem Stephansdom.

Riedl genießt schon seit langem als Koch einen exzellenten Ruf, von seinem Wesen her wird ihm allerdings auch eine gewisse Ähnlichkeit mit dem verstorbenen Brachialmimen Klaus Kinski in der Rolle des wütenden Fitzcarraldo nachgesagt. Und so wie Kinski als Schauspieler brillierte, steht auch außer Zweifel, dass Riedl als Koch über ein enormes Talent verfügt. Das zeigt er in dem etwas nüchtern gestalteten „Dom Beisl“ schon vom ersten Tag an.

Riedl kocht aufwendig, technisch makellos und von der Art der Gerichte ziemlich hedonistisch. Sein „Lauwarmer Kalbskopf mit Zunge, Flusskrebsen und Sauce Gribiche“ ist ein subtiles Gesamtkunstwerk, ähnlich das „Gebackene Parmesanei mit marinierter Makrele und Kartoffel-Lauch-Dressing“. Bei der „Mühlbacher Forelle auf weißer Olivenpolenta“ zeigt er, wie virtuos er mit Fischen umgehen kann, beim „Gefüllten Kaninchen im Römertopf“ stellt er unter Beweis, dass er auch die rar gewordene Kochtechnik mit einem Römertopf draufhat. Das Kaninchen ist kein bisschen trocken, sondern herrlich saftig, die Fülle ein Gedicht.

Die Weinkarte ist groß und bestens bestückt, als Sommelier hat Riedl den sympathischen Patrick Hopf verpflichten können, der mit ihm schon im Riegi zusammengearbeitet hat. Alles in allem eine kulinarische Pflichtadresse mit viel Potenzial.

NAME: Dom Beisl
ADRESSE: 1010 Wien, Schulerstraße 4
TELEFON: 01/512 03 02
ÖFFNUNGSZEITEN: Mo–Fr 11.30–14.30, 18–23 Uhr
PREISE: VS 6–18,50, HS 22–26 Euro

- Herbert Hacker