Heiße Luft: Herbert Hacker über die Neueröffnung des Meinl am Graben

Wir erinnern uns: Vor einigen Monaten wurde offiziell die Schließung des legendären Feinschmeckertempels Meinl am Graben verkündet. Doch dichtgemacht wurde nur für kurze Zeit, dafür hat man aber die beiden tragenden Persönlichkeiten dieses Restaurants – den Küchenchef Joachim Gradwohl und den Sommelier Hermann Botolen – in die Wüste geschickt.

Seit Montag – nach einer dreiwöchigen Renovierungsphase – ist jetzt wieder offen. Und was erwartet einen dort?

Zunächst wenig Gäste, eigentlich fast gar keine. Es riecht noch ein wenig nach Farbe, da und dort wurde die Einrichtung verändert, die Sitzpolster neu überzogen und einige Ecken neu angepinselt. Auch die Speisekarte ist neu: klein und mit Klassikern wie Wiener Schnitzel und Salzburger Nockerln versehen.

An diesem Ort wurde einmal wirklich große Küche zelebriert – davon ist nur noch die Erinnerung übrig. Die Hummersuppe mit Trüffel ist brav gemacht – die Trüffelscheiben mit freiem Auge kaum erkennbar. Das in der Karte als „steirisches Gourmethuhn“ angepriesene Geflügel erweist sich am Tisch als eine Art „Trockenfutter“, und das auf einem Wagen spektakulär zurechtgeschnittene Roastbeef ist so fad und belanglos, wie es ansonsten nur in ausgewiesenen Touristenlokalen der Fall ist.

Wer sich noch an die Glanzstunden der außergewöhnlichen Gradwohl-Menüs erinnert, der muss wohl still und leise zu weinen beginnen und sich die Frage stellen, wozu denn die ganze Umstellung gut war. Da helfen auch die ganz gut gemachten Salzburger Nockerln wenig, denn im Grunde genommen ist dieses Dessert – so wie auch der Rest aus der Küche – nicht viel mehr als heiße Luft.

NAME: Meinl am Graben
ADRESSE: 1010 Wien, Graben 19, Tel.: 01/532 33 34-6000
ÖFFNUNGSZEITEN: Mo.–Fr. 8–20, Sa. 9–20 Uhr
PREISE: Vorspeisen 7 bis 19, Hauptspeisen 19 bis 29 Euro
WEBSITE: www.meinlamgraben.at