Arne Johannsen: Banken im Zwiespalt: Geld oder Kunden

Banken sind anders. Bei ihnen sind keine Kunden besser als viele Kunden. Doch noch mehr als der Mensch stört die Bankensteuer.

Arne Johannsen: Banken im Zwiespalt: Geld oder Kunden

Arne Johannsen: " Google macht aus meinen Daten viel Geld, meine Bank mit den viel besseren Daten Verluste. Gibt es das?"

Das Einzige, was stört, ist der Kunde. Mit diesem ironischen Titel schaffte es der Autor Edgar Geffroy für hundert Wochen unter die Top Ten der Buchbestseller. Offensichtlich hat man auch bei der UniCredit in Mailand dieses Plädoyer für mehr Kundenorientierung in die Hand genommen, ist aber über das Cover nicht hinausgekommen. Deshalb soll also das Privatkundengeschäft der Österreich-Tochter Bank Austria verkauft werden. Da muss mit dem Geschäftsmodell schon einiges im Argen liegen, wenn keine Kunden besser sind als viele Kunden.

Google weiß, was ich einkaufe und wohin ich verreise. Meine Bank weiß, wie viel ich verdiene, ob mir am Monatsende etwas übrig bleibt oder ob ich Schulden habe, was ich an Miete zahle und wie ich versichert bin. Google macht aus meinen Daten viel Geld, meine Bank mit den viel besseren Daten Verluste.

Gibt es das? Ja, weil die Banken es versäumt haben, mir maßgeschneiderte Angebote zu machen, die meiner Lebenssituation entsprechen. Weil beim Onlinebanking kaum Service angeboten wird. Weil die IT-Systeme der Banken weitgehend überaltet und ineffizient sind. Deshalb will die Bank ihre Kunden nicht mehr. Doch die Trennung wird formal schwierig, weil die Gemeide Wien sie blockieren kann. Diese Verträge kennt auch die UniCredit.

Das Einzige, was stört, ist die Bankensteuer. So lautet deshalb auch die eigentliche Botschaft hinter der Ankündigung, die Bank Austria zu demontieren. Adressat ist der Finanzminister. Fällt die Steuer, bleiben die Jobs, so der unmissverständliche Subtext. Doch auch das gilt nur vorläufig. Denn die Bank der Zukunft muss ihre Beziehung zum Kunden neu definieren. Persönliche Beratung ist ein Asset, technische Tools für mein Liquiditätsmanagement sind es auch. Doch dafür muss man investieren. Vergangenes Jahr machte die Bank Austria 1,4 Milliarden Euro Gewinn.

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