Der Speck und das Lachen: Herbert Hacker über das "Gasthaus Jell" in Krems
Um Ihnen die Wartezeit zu verkürzen, servieren wir Ihnen einen Hausspeck aus unserer eigenen Fleischhauerei, schreibt Ulrike Amon-Jell auf der ersten Seite ihrer Speisekarte. Und tatsächlich: Es werden zunächst ein dünn aufgeschnittener Jausenspeck und ein Aufstrich an den Tisch gebracht.
Und zwar in einer Menge, die auch für eine größere Gruppe hungriger Holzfäller ausreichen würde. Erster Gedanke: So viel kann niemand essen. Doch das ist ein Irrtum. Denn Jells Speck ist eine Sensation. Nichts kann einen davon abhalten nicht einmal die Schweinegrippe, wo wir noch dazu wissen, dass der Verzehr von Schweinefl eisch völlig unbedenklich ist.
Mit dem Speck als Ouvertüre wird auch die Küchenlinie vorgegeben. Die sympathische Paradewirtin und großartige Köchin hält wenig von leichter Verpfl egung in geringer Dimension. In dem rustikalen wie legendären Wirtshaus mitten in Krems werden seit ewigen Zeiten deftige, gut gemachte und in jedem Fall ausreichend portionierte Gerichte hergestellt. Legendär und unüberbietbar ist etwa der Schweinsbraten von Ulli Jell. Bereits nach dem ersten Mal entsteht so etwas Ähnliches wie ein Abhängigkeitsverhältnis, von Psychologen auch als Sucht bezeichnet. Derzeit werden unter anderem Morcheln in rauen Mengen
verarbeitet, in Kombination mit hausgemachten Nudeln etwa.
Neben Gasthaus-Bestsellern wie gebackenem Bries und gebackenem Kalbskopf hat Jell auch eine Vorliebe für etwas schräg anmutende Kombinationen entwickelt: So sind etwa Jakobsmuscheln mit Blunzen-Krusteln zu einem neuen Klassiker geworden, aus Meeresfrüchten
lässt sie ein feines Gröstl entstehen. Und schließlich ist da noch das herrliche Lachen der Wirtin ein untrügliches Zeichen dafür, dass die Welt im Gasthaus Jell auch in Zeiten wie diesen noch in Ordnung ist.
Name:
Gasthaus Jell
Adresse:
3500 Krems, Hoher Markt 89, Tel.: 0 27 32/823 45
Öffnungszeiten:
Di.Fr. 1014, 1823, Sa., So. 1014 Uhr
Preise:
Vorspeisen bis 14, Hauptspeisen bis 25 Euro