Alpine Bau: Anwalts-Pistoleros

Da wären sie also wieder, die "First Mover" unter den Rechtsvertretern. Die ersten Strafanzeigen und Schadenersatzklagen im Gefolge der Alpine-Pleite haben nicht lange auf sich warten lassen. Nicht einmal ein Monat nach der Insolvenz der Alpine Bau stehen für manche Advokaten die Schuldigen an der Misere einwandfrei fest– allerdings für jeden jeweils andere.

Alpine Bau: Anwalts-Pistoleros

Wirtschaftsprüfer und Ex-Manager. Emissionsbanken, Aufsichtsräte und Ex-Eigentümer werden sicher nicht mehr lange warten müssen, bis auch ihnen Schreiben mit diversen Begehrlichkeiten ins Haus flattern.

All das erinnert ein bisschen ans Hornberger Schießen. Scheinbar wahllos wird bei all jenen angeklopft, bei denen Geld vermutet wird. Dass sich jemand allen Ernstes nach vier kurzen Wochen ein Bild von dem komplexen Fall machen konnte, ist wohl auszuschließen.

Das Kalkül dahinter: Wer als erster mit einer Anzeige oder Klage in der Zeitung steht, darf auf zahlreiche Anrufe erboster Alpine-Geschädigter und damit auf zahlende Mandanten hoffen. Auch eine Form der Werbung, aber keine seriöse. Solche Schnellschüsse sind insbesondere dann nicht seriös, wenn – wie hier bei Alpine – aus Verjährungssicht keine Notwendigkeit dazu besteht. Auch in den Großcausen der letzten Jahre hat sich zumeist gezeigt: Die schnellsten unter den Anwälten waren nicht unbedingt die erfolgreichsten.

Wer also sein gutes Geld nicht auch noch dem schlechten nachwerfen möchte, sollte zuwarten und nicht unbedingt auf die rasenden Anwälte setzen.

- Angelika Kramer