„Alles geht per Schneckenpost“
Mit der ITS Pflegemanagement GmbH hat der Salzburger Herbert Vogetseder gemeinsam mit seinem Sohn und seinem Schwiegersohn während der Pandemie ein neuartiges Pflege-Dienstleistungsunternehmen gestartet. Und dabei eine Digitalisierungs-Lücke ausgemacht.
Wer im November 2020, zu Beginn des zweiten Corona-Lockdowns ein Unternehmen startet, der muss von der Geschäftsidee richtig überzeugt sein. So auch Herbert Vogetseder, der genau zu dem Zeitpunkt in Altenmarkt im Pongau mit seinem Sohn Raphael und seinem Schwiegersohn Christian Seidl die ITS Pflegemanagement GmbH aus der Taufe gehoben hat. Das Trio hat damit ein in Österreich völlig neuartiges Service für Pflegebedürftige gestartet und dafür aus eigener Tasche investiert.
„Unsere Geschäftsidee ist ein Rundum-Service für Pflegebedürftige. Wir kümmern uns für unsere Klienten um alle Angelegenheiten und arbeiten damit an der Schnittstelle zu Behörden, Angehörigen und Ärzten“, erklärt Vogetseder, „wir nehmen unsere Klienten an der Hand und begleiten sie durch den gesamten Pflege-Prozess, von der Hilfe bei Bewilligungen über die Pflege-Einstufung hin zu den Therapieplätzen und so weiter.“

Die ITS Pflegemanagement Geschäftsführer Christian Seidl, Herbert Vogetseder und Raphael Vogetseder (von links)
Der Clou daran: Angehörige werden nicht belastet, Pflegebedürftige erhalten rund um die Uhr die für sie bestmögliche Unterstützung und Therapie. Abgewickelt wird der Service von einem Team von aktuell zehn Mitarbeitern mit jahrzehntelanger Erfahrung in der Alten- und Krankenpflege.
Wer denkt, dass ein solches Unternehmen zur Zeit der Corona-Pandemie, in der Pflege- und Hilfskräfte händeringend gesucht werden, ein Selbstzünder ist, der irrt. „Genau das Gegenteil war der Fall“, sagt Vogetseder, „genau zu dem Zeitpunkt als wir gestartet sind wurden Senioren- und Pflegeheime geschlossen, Veranstaltungen und Treffen von Seniorenverbänden fanden nicht mehr statt. Wir wollten unsere Dienstleistungen den Gemeinden und Seniorenvereinen präsentieren, konnten das aber nicht mehr tun.“ Die Folge war, dass der Businessplan des neu gegründeten Unternehmens gleich einmal über den Haufen geworfen werden musste.
Die Mühen der Bürokratie
Beim Austria Wirtschaftsservice AWS, wo er um eine Förderung ansuchte, machte der Neo-Unternehmer ebenfalls unliebsame Erfahrungen. „Das AWS hat unsere ohnehin schon konservativ gerechneten Zahlen regelrecht zerpflückt. Eine Finanzamtprüfung wäre weniger schlimm gewesen. Es war kompliziert und mühselig aber am Ende doch erfolgreich“, sagt Vogetseder, der aber noch weniger gute Erinnerungen an die staatlichen Corona-Unterstützungen hat: „Als neu gegründetes Unternehmen hatten wir keine Vergleichsergebnisse aus dem Vorjahr und daher auch keinen Anspruch auf Corona-Hilfszahlungen.“
Glück für die Neo-Unternehmer: Die frühere Gesundheitsministerin Maria Rauch-Kallat hatte sich bereits zuvor an dem Health-Start-up beteiligt und so hatte man auch in der schwierigen Zeit den notwendigen finanziellen Rückhalt. „Es gab auch Interesse einer großen Versicherung und einer Bank, aber die hätten unser Unternehmen gleich übernehmen wollen, und dazu waren wir nicht bereit“, sagt Vogetseder.
Nun, da sich der ITS Pflegemanegement nach den Corona-Lockdowns wieder Tür und Tor öffnen die Dienstleistungen Gemeinden, Verbänden und Vereinen zu präsentieren, gibt es die nächste bürokratische Hürde, die dem Unternehmen im Weg liegt: „Die Digitalisierung ist im Pflegebereich noch nicht weit fortgeschritten. Dokumente müssen immer per Post verschickt werden. Das dauert nicht nur lange, es gehen auch immer wieder Schriftstücke verloren. Wir dürfen nicht einmal digitale Fotos verschicken. Es wäre einer der wichtigsten Wünsche, dass sich das ändert. Es würde eine viel schneller Hilfe und Bearbeitung von Fällen und eine einfache Dokumentation ermöglichen.“