A. Lampl in 'formatiert': K.-H. Grasser glänzt immer noch, aber nicht mit der Wahrheit

KHG wird nicht verfolgt, weil er jung, fesch und intelligent ist. Im Gegenteil: Seine Masche zieht.

Zu jung und erfolgreich, zu intelligent, zu schön und eine zu reiche Frau. Besser hätte nicht einmal Karl-Heinz Grasser selbst die Gründe formulieren können, warum er von der Jagdgesellschaft gnadenlos verfolgt wird. Aber weil er auch zu bescheiden ist, um so etwas selbst zu formulieren, hat er im ORF den Brief eines weiblichen Fans verlesen, um die Neider – auch in diesem Magazin – wissen zu lassen, wie das gesunde Volksempfinden über ihn urteilt. Und das sitzt.

Aber bevor wir Asche aufs Haupt streuen, erlauben wir uns ein paar Anmerkungen in Richtung der treuen Briefschreiberin. Ihr Hero KHG hat auch bei seinem jüngsten TV-Auftritt wieder geglänzt, gleichwohl nicht unbedingt mit der Wahrheit. So erklärte er die dem Fiskus vorenthaltenen 18.000 Euro samt Jahre später folgender Selbstanzeige mit unterjährigen Gewinnen auf einem vergessenen kanadischen Aktiendepot. Nun sind aber, wie schon die „Presse“ treffend anmerkte, unterjährige Gewinne nur dann steuerpflichtig, wenn sie realisiert werden, sprich: wenn die Aktien mit Profit verkauft werden. Wie aber kann Grasser auf einem Depot, das er vergessen hat, mit Wertpapieren handeln? Mit so einem Unsinn sollte man sich auch von einem, „der zu jung Finanzminister geworden ist“, nicht blenden lassen.

Guter Kontakt zu falschen Freunden

Intelligent ist der Kärntner Sonnyboy zweifellos. Zu intelligent etwa, um nicht genau gewusst zu haben, was sein engstes Umfeld so alles trieb. Hätte Grasser, wie er behauptet, wirklich nicht gewusst, dass seine Spezis Walter Meischberger, Peter Hochegger & Co durch ihre Nähe zum Minister Abermillionen an Provisionen und Honoraren kassiert haben (Beispiele: Buwog, Telekom, ÖBB, Porr), dann hätte er längst jeden Kontakt zu den falschen Freunden abgebrochen. Das Gegenteil ist der Fall: Er sagt zwar, dass deren Aktivitäten seine beruflichen Aussichten zerstört haben, führt aber trotzdem laufend vertrauensvolle Gespräche mit ihnen, wie Abhörprotokolle der Ermittler beweisen, und trifft sich mit ihnen, um Argumentationsstrategien abzustimmen. Was, bitte, braucht jemand noch mehr, damit er – bzw. sie – glaubt, dass Grasser selbstverständlich eingeweiht war? Zumindest eingeweiht.

Vielleicht eine kleine Erinnerungshilfe: Die erste geschäftliche Aktivität Grassers nach dem Ausscheiden aus der Politik war eine Firma mit den Herren Meischberger und Hochegger, die zuvor – angeblich hinter seinem Rücken – dubiose Deals im Dunstkreis staatsnaher Unternehmen gemacht hatten. Name der gemeinsamen Gesellschaft: Valora Solutions. Name der Gesellschaft, über die Hochegger während Grassers Amtszeit den Buwog-Vertrag abschloss und bei der Telekom abkassierte: Valora Unternehmensberatung. Sicher nur ein Zufall. Oder eine böswillige Unterstellung von weniger Intelligenten, die der Neid frisst, weil sie auch nicht so schön sind wie KHG.

Sein gutes Aussehen kam Grasser gleich beim nächsten Job wieder zugute. Julius Meinl holte ihn, um mit seinem Gesicht Anleger für die Meinl International Power zu locken. 600 Millionen Euro zahlten arglose Investoren ein. Damit war der Geschäftszweck der Gesellschaft schon erfüllt: Der Banker kassierte fette Provisionen, Grasser ein paar Millionen in rund zwei Jahren. Andere nennenswerte Aktivitäten entfaltete die Gesellschaft nie: Die Anleger verloren 300 Millionen. Und die Briefe schreibenden KHG-Fans finden das supertoll, obwohl für sie sonst schon 220.000 Euro Jahresgage für einen Minister eine riesige Schweinerei sind.

Reiche Schwiegermutter

Zum Glück hat Grassers reiche Frau eine noch reichere Mutter. Für die steckte KHG noch als Finanzminister 500.000 Euro in ein ebenso dubioses wie todsicheres Hypo-Kärnten-Investment mit über 50 Prozent Profit. Wofür die Multimillionärin, die Heerscharen an Vermögensverwaltern beschäftigt, dafür den Schwiegersohn brauchte, bleibt ein Geheimnis. Aber muss man deswegen gleich annehmen, dass Grasser sein Insiderwissen in Wahrheit für sich selbst genutzt hat?

Es ist gut möglich, dass der Ex-Minister strafrechtlich ungeschoren davonkommt. Moralisch und politisch ist seine Verstrickung in fast alle großen Wirtschaftsskandale untragbar. Dass er jung, gescheit, fesch und gut verheiratet ist, hat Grasser nicht die Verfolgung durch die zu kurz Gekommenen eingebrockt, wie er glaubt, sondern sichert ihm im Gegenteil trotz aller Fehltritte die Bewunderung durch einen Teil der Bevölkerung. Wobei ihm wahrscheinlich auch zugutekommt, dass er kein klassischer Parteipolitiker war. Es reicht heute schon aus, nicht dem rot-schwarzen Sumpf zugerechnet zu werden, um sich vieles erlauben zu können – weil die Opferrolle glaubwürdiger scheint. Das kennt man von Jörg Haider.

H.-C. Strache ist gerade wieder dabei, intelligente und gut aussehende Junge für sein Team zu rekrutieren, mit dem er um den Einzug in die nächste Regierung kämpfen will. Und es ist stark zu befürchten, dass sich darunter ein paar ideale Nachbesetzungen für den Strahlemann-Part des KHG finden.

- Andreas Lampl