Maskenskandal Hygiene Austria - Lenzing zieht Manager ab

Lenzing erhebt schwere Vorwürfe gegen Joint-Venture-Partner Palmers im Maskenskandal. Der Faserhersteller habe keinen Zugang zu Unterlagen. Ein Aufklärung der dubiosen Vorgänge sei somit nicht möglich. Palmers zeigt sich von dem Schritt überrascht.

Maskenskandal Hygiene Austria - Lenzing zieht Manager ab

Wien/Lenzing. Bei der Hygiene Austria, einem Joint Venture von Palmers und Lenzing, ist es jetzt wegen des Maskenskandals zum offenen Bruch zwischen den beiden Eigentümern gekommen. Der börsennotierte Faserhersteller Lenzing hat heute bekanntgegeben, seine beiden Geschäftsführer zurückzuziehen bzw. abzuberufen. Als Grund wird genannt, dass man keinen vollständigen Zugang zu wichtigen Unterlagen erhalten habe. Palmers zeigt sich von dem Schritt des Partners überrascht.

"Zu keiner Zeit hat Palmers die Aufklärung der Untersuchung behindert oder Unterlagen zurückgehalten", hießt es in einem Palmers-Statement vom Montag. Die Unterlagen seien im Rahmen der Hausdurchsuchung am 2. März den Behörden übergeben worden. Darüber hinaus seien alle Unterlagen immer auch den von Lenzing gestellten Geschäftsführern vorgelegen, "da immer nur beide Geschäftsführer wirksam für Hygiene Austria LP GmbH zeichnen konnten".

Allerdings hätten Lenzing und Palmers vergangenes Wochenende über eine Übernahme der Lenzing-Anteile an der Hygiene Austria durch Palmers verhandelt. Die Verhandlungen seien derzeit noch nicht abgeschlossen, heißt es vom Unternehmen. Dem verbleibenden Hygiene Austria-Chef Tino Wieser sei es ein Anliegen "sämtliche Vorwürfe hinsichtlich der behaupteten Mängel" aufzuklären.

Lenzing hatte am Nachmittag per Aussendung erklärt, dass mit sofortiger Wirkung die Nominierung von Stephan Sielaff als Geschäftsführer der Hygiene Austria zurückgezogen und Stephan Trubrich als Geschäftsführer abberufen werde. Ein ehest bald von Lenzing zu bestimmender Wirtschaftstreuhänder werde mit der Verwaltung der Lenzing-Anteile an Hygiene Austria betraut. Im Vorstand der Lenzing AG werde künftig ausschließlich Sielaff für alle Agenden betreffend der Beteiligung an der Hygiene Austria zuständig sein.

Damit bleibt in der Geschäftsführung der Hygiene Austria nur noch Tino Wieser, der auch dem Vorstand des Hygiene-Austria-Minderheitseigentümers Palmers Textil AG angehört. Sein Verwandtschaftsverhältnis zur Büroleiterin von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP), die mit seinem Bruder Palmers-Vorstand Luca Wieser verheiratet ist, ist in den letzten Tagen im Zuge der innenpolitischen Turbulenzen rund um den Maskenskandal thematisiert worden. Die zur Aufarbeitung der Vorgänge notwendigen Unterlagen befänden sich großteils in den Räumen von Palmers, zu denen Lenzing "weder Zutritt noch Zugriff" bekommen habe, kritisiert Lenzing in der Aussendung. Daher sei man außerstande, die operative Geschäftsführung auszuüben.

"Trotz intensivstem Ressourceneinsatz seitens Lenzing war die dringend erforderliche rasche Aufklärung mit belastbaren Resultaten ebenso wenig möglich, wie die tatsächliche Ausübung der Geschäftsführung. Lenzing sieht daher die Aufarbeitung der aktuellen Vorwürfe bei den zuständigen Behörden. Dabei wird Lenzing nach besten Kräften unterstützen", heißt es in der Lenzing-Aussendung von Montagnachmittag.

Das Projekt Hygiene Austria sei von Lenzing mitgegründet worden, um mit österreichischer Qualität einen wichtigen Beitrag zum Schutz der Bevölkerung in der größten Pandemie der letzten hundert Jahre leisten zu können, heißt es weiter in der Lenzing-Aussendung. "Das Versprechen "Made in Austria" wurde offensichtlich nicht durchgehend gewährleistet. Eine umfassende und schonungslose Aufklärung ist daher unabdingbar."

SPÖ-Vizeklubvorsitzender Jörg Leichtfried äußerte Kritik: Die Causa scheine sich "zu einem der größten Kriminal- und Korruptionsfälle der jüngeren Wirtschaftsgeschichte zu entwickeln und das im Umfeld von Sebastian Kurz." Ein österreichischer Weltkonzern, die Lenzing AG, ziehe sich von einem Tag auf den anderen zurück, weil sie offenbar befürchte, dass "politisch gewollt Aufklärung verhindert werden soll", so Leichtfried in einer der APA übermittelten Stellungnahme. Der Schaden für den Standort Österreich sei bereits entstanden. "Angesichts der persönlichen Verbindungen zwischen Kanzlerbüro und Hygiene Austria werden die Aussagen des Kanzlers, er wusste von nichts, von Tag zu Tag unglaubwürdiger. Dass die Regierung offenbar einem solchen Unternehmen auch am Vergabegesetz vorbei einen Millionenauftrag zuschanzen wollte, ist ein Skandal und muss restlos aufgeklärt werden!"

An der im Frühjahr 2020 zur Maskenproduktion gegründeten Hygiene Austria hält die Lenzing AG 50,1 Prozent, die Palmers Textil AG 49,9 Prozent. Das in Wiener Neudorf (Bezirk Mödling) ansässige Unternehmen hatte eingeräumt, dass ein Teil der als "Made in Austria" vermarkteten Masken in China zugekauft wurde.

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