Martin Ho: "Ich habe nichts mit der Drogenparty zu tun"
Der Wiener Gastronom und Clubbetreiber Martin Ho verteidigt sich und nimmt im trend-Interview erstmals zum Polizeieinsatz am 1. Mai in einem seiner Lokale Stellung. Ho spricht auch über sein Verhältnis zu Sebastian Kurz und ortet „mehrere blöde Zufälle“.
Szenegastronom Martin Ho
trend:
Herr Ho, in einem Ihrer Lokale, dem Dots im Brunnerhof, gab es Freitag abend eine Drogenrazzia, und Sie, der König der Nachtclubs, geben an, um 20 Uhr ins Bett gegangen zu sein und nichts mitbekommen zu haben?
Martin Ho:
Ich habe seit dem Shutdown meinen Arbeitsrhythmus umgestellt und nutze jetzt die üblichen Bürozeiten, um neue Dinge zu entwickeln – etwa eine neue Bar an der Seilerstätte oder die Neuausrichtung und -gestaltung des Dots (siehe dazu die nächste Ausgabe des trend). Daher komme ich immer zeitig nach Hause an meinen niederösterreichischen Wohnsitz. Ich lege mich dann immer früh mit meiner Frau und meiner Tochter ins Bett und schaue ein oder zwei Folgen der Netflix-Serie „Das Haus des Geldes“. So war es auch am Freitag. Um 20.15 bin ich eingeschlafen.
Da war der Einsatz schon im Gange.
Anders als berichtet war er um 21.00. Ich habe davon am nächsten Tag in der Früh erfahren. Da habe ich auf meinem Telefon gesehen, dass mein Anwalt, mein Pressesprecher und ein lieber Freund mich versucht hatten zu erreichen. Dann habe ich die Medienberichte gesehen und schrittweise davon erfahren, was geschehen ist. Und am Wochenende hat dann das Internet die Kontrolle über das Geschehen übernommen.
Das Internet hat die Kontrolle über das Geschehen übernommen.
Die illegale Party in Ihrem Lokal war physisch und nicht im Internet.
Was ist passiert? Einer meiner Mitarbeiter im Brunnerhof, der dort eingesetzt ist, um das Zustellgeschäft zu koordinieren, betreut dort Stammkunden. Ein Stammkunde hat das Ende der Ausgangsbeschränkungen fälschlicherweise so interpretiert, dass es inzwischen erlaubt ist, auch 10 oder 15 oder 20 Freunde mitzunehmen.
Es waren laut Polizeibericht 20, also 10 über der höchst zulässigen Versammlungsgröße.
Ja. Und dieser Stammkunde dachte außerdem, dass es mit Sicherheitsabstand möglich ist, das Sushi vor Ort zu verzehren – in der so genannten Zigarrenstube. Dass die Mitglieder dieser Gesellschaft dann die von der Polizei festgestellten Suchtmittel bei sich trugen, das kann weder der Koch noch der Mitarbeiter wissen. Der Stammkunde hatte das Pech, dass irgend jemanden aus seinem Umfeld der Polizei davor gesagt hatte, dass er eine geheime Drogenparty mit Drogenhandel veranstalten wird. Und die Polizei hat es offensichtlich geglaubt.

Martin Ho: "Ich habe nichts damit zu tun. Der Polizeieinsatz galt dem Phantom."
Sie wollen mit all dem nichts zu tun haben?
Ich habe nichts damit zu tun. Es gab keinen Durchsuchungsbefehl gegen meine Firma oder meine Person oder einen meiner Mitarbeiter. Der Polizeieinsatz galt dem Phantom, das die Information hatte.
Wenn Sie nichts davon gewusst haben, könnte es sein, dass solche Drogenpartys schon öfter in diesem oder auch anderen Ihrer Lokale statt gefunden haben?
Das kann ich ausschließen. Meine Betriebsleiter und das Management waren in der Corona-Zeit sehr aktiv, um den Brunnerhof zu restaurieren und den Gastgarten neu aufzustellen. Wenn es Spuren einer Party gegeben hätte, wäre ihnen das aufgefallen.
Über Konsequenzen müssen wir erst beraten.
Aber es gab für die Party am 1. Mai doch einen Mittelsmann, der Ihrem Bereich zugehörig sein soll.
Das einzige, was wir aus dem Polizeibericht heraus lesen konnten, war, dass es besagter Stammkunde weder mit mir noch mit meinem engeren Management ausgemacht hat. Intern haben wir ermittelt, dass es ein Koch war.
Besagter Stammkunde...
...ist mir bekannt, aber er gehört nicht zu meinem engeren Freundeskreis.
Der Koch...
... ist ein bewährter Mitarbeiter, er hat sein Herz am rechten Fleck. Welche Konsequenzen es für ihn geben wird, darüber müssen wir erst beraten.
Nun ist bekannt, dass Sie ein Freund von Kanzler Kurz und Finanzministers Blümel. Vermuten Sie hinter der Aktion auch politische Motive?
Da wird zu viel hinein interpretiert: Sebastian als auch ich, wir haben unsere eigenen Freundeskreise. Es gibt sicher eine Handvoll, die noch enger mit ihm sind als ich, und eine Handvoll, die noch enger mit mir sind als mit ihm. Deshalb glaube ich nicht, dass es politische Motive gab, auch wenn ich nach dem Wahlkampf des Jahres 2019 nichts mehr ausschließen will. Für die Medien ist es natürlich ein gefundenes Fressen, wenn es Photoshop-behandelte Bilder des Kanzlers und mir gibt. Mittlerweile bin ich da ja schon einiges gewohnt. In Summe war es eine Aneinanderreihung von mehreren blöden Zufällen, von Unüberlegtheiten und Neid.
Verraten Sie mir Ihren Lieblingscharakter aus „Haus des Geldes“?
Ich bin da klassisch. „Tokio“ und der „Professor“.