MAN Steyr droht Schließung - 2.300 Jobs wackeln

Der deutsche LKW-Konzern MAN will weltweit 9.500 Jobs abbauen, was einem Viertel der Belegschaft entspricht. Die VW-Tochter will so das Ergebnis um 1,8 Milliarden Euro verbessern.

MAN Steyr droht Schließung - 2.300 Jobs wackeln

München/Steyr. Der deutsche Lastwagenbauer MAN [ISIN DE0005937007] steht vor einer massiven Umstrukturierung und will bis zu 9.500 Stellen abbauen, was rund einem Viertel der Belegschaft entspricht. "In Deutschland und Österreich sowie weltweit über alle Unternehmensbereiche hinweg", hieß es am Freitag in einer Ad-hoc-Mitteilung. "Auch der Produktionsstandort Steyr steht zur Disposition."

Der österreichische Produktionsstandort in Steyr mit seinen insgsamt 2300 Beschäftigen und die deutschen Betriebe in Plauen (Sachsen) und Wittlich (Rheinland-Pfalz) könnten ganz geschlossen werden, wie aus einer Konzernmitteilung vom Freitag hervorgeht.

Die VW-Tochter MAN ist laut Eigenangaben einer der führenden Nutzfahrzeugkonzerne in Europa und beschäftigte 2019 etwa 39.000 Mitarbeiter, 2.300 davon in Steyr. Der Konzernumsatz erreichte 2019 insgesamt rund 11 Mrd. Euro.

Die Vorstände der MAN SE, an der die Traton SE eine Beteiligung in Höhe von rund 94,36 Prozent hält, und der MAN Truck & Bus SE, der wichtigsten operativen Tochtergesellschaft der MAN SE, hätten heute, Freitag, die "Eckpunkte einer umfassenden Neuausrichtung der MAN Truck & Bus SE beschlossen", teilte Traton in einer Aussendung mit.

Bis 2023 solle nun laut heutiger Konzernmitteilung eine Ergebnisverbesserung von 1,8 Milliarden Euro erzielt werden. In allen Bereichen sollen Stellen wegfallen, zudem wollen die Manager Produktion und Entwicklung an andere Standorte verlegen. Mit dieser Neuausrichtung werde für das Jahr 2023 eine operative Umsatzrendite (RoS) von 8 Prozent angestrebt. Mit dem Maßnahmenpaket, das vor allem den massiven Personalabbau ionkludiert, will die VW-Tochter ihr Ergebnis um rund 1,8 Mrd. Euro verbessern.

Für die geplanten Personalmaßnahmen erwarten die Vorstände der MAN SE und der MAN Truck & Bus SE den Angaben zufolge derzeit einen Restrukturierungsaufwand in einem mittleren bis oberen dreistelligen Millionenbereich, also 500 bis 800 Mio. Euro.

Seit längerem steht bei MAN ein größerer Stellenabbau zur Diskussion, weil dem Konzern die Kosten schon vor der Coronakrise zu hoch waren. Zuletzt war in Medienberichten von bis zu 6.000 Stellen die Rede. Über das Vorgehen hatte es zwischen dem früheren VW-Nutzfahrzeugvorstand und Traton-Chef Andreas Renschler und der Arbeitnehmerseite heftigen Streit gegeben. Renschler musste Anfang Juli seine Posten bei VW räumen, Traton und MAN erhielten neue Chefs.

"Die beabsichtigte Neuausrichtung wird eine grundlegende Restrukturierung des Man Truck & Bus-Geschäfts in allen Bereichen, einschließlich einer Neuaufstellung des Entwicklungs- und Produktionsnetzwerks sowie einen signifikanten Stellenabbau erfordern", hieß es in der Mitteilung weiter. "In diesem Zusammenhang sind teilweise Verlagerungen von Entwicklungs- und Produktionsprozessen an andere Standorte geplant."

Konzept "tef unten aus der Mottenkiste"

Der deutsche MAN-Betriebsrat kritisierte die vom Vorstand angekündigte Streichung von bis zu 9.500 Arbeitsplätzen ungewöhnlich scharf. "Das sind Management-Konzepte von tief unten aus der Mottenkiste", erklärte Betriebsratschef Saki Stimoniaris.

Die Belegschaft werde nicht für schwere Managementfehler büßen, sondern Widerstand gegen den Stellabbau leisten. Er forderte den Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen und kündigte an, dem Vorstand eigene Vorstellungen zur Zukunft von MAN vorzulegen. Der Plan des Managements würde in Deutschland und Österreich "fast jeden zweiten Arbeitsplatz vernichten".

MAN gehört zusammen mit dem schwedischen Lkw-Bauer Scania zum Volkswagen-Konzern. Die Branche ist auch wegen der weltweit stark sinkenden Nachfrage nach Lastwagen unter Druck. In Europa rechnete MAN schon vor der Corona-Pandemie mit einem Rückgang um 10 bis 20 Prozent in diesem Jahr.

Der massive Personalabbau kommt bei den Spekulanten bestens an: Der Kurs der MAN-Aktie [ISIN DE0005937007] ist am Freitag um rund 1,8 Porzent gestiegen.

Einnerung an dunkle Zeiten des Manchesterkapitalismus

Die SPÖ Oberösterreich und die Gewerkschaften am Freitag in Presseaussendungen "kämpferisch" gezeigt. Sie forderten unter anderem ein "treffsicheres Investitionsprogramm".

Die oberösterreichische SPÖ-Vorsitzende Birgit Gerstorfer verlangte "entschlossenes Handeln" von Bundes- und Landesregierung ein - mit einem Gipfel zur Rettung der heimischen Arbeitsplätze. Gemeinsam mit Vertretern aller Parteien, den Sozialpartnern und Gewerkschaften solle ein "treffsicheres Investitionsprogramm" erarbeitet werden. Die bisherigen Initiativen von ÖVP, FPÖ und Grünen seien hauptsächlich eine PR-Show gewesen: "Wir müssen vom Reden zum Handeln kommen", stellte Gerstorfer klar.

Die Gewerkschafter Rainer Wimmer (PRO-GE) und Karl Dürtscher (GPA-djp) forderten statt dem Arbeitsplatz-Abbau die Ablöse des MAN-Managements und einen Neustart für die künftige Strategieausrichtung des Unternehmens - vor allem zusammen mit den Betriebsräten und Arbeitnehmern. Den aktuellen Transformationsprozess der Fahrzeugindustrie mit Massenkündigungen und Standortschließungen zu bewältigen, sei sicher keine nachhaltige Zukunftsstrategie, sondern erinnere vielmehr an die "dunklen Zeiten des Manchesterkapitalismus", kritisierten Wimmer und Dürtscher. Sie kündigten an, dass die Gewerkschaften gemeinsam mit dem MAN-Betriebsrat für den Standort Steyr mit allen Mitteln kämpfen werden.

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