Flugzeug-Zulieferer FACC muss 650 Mitarbeiter abbauen
Der oberösterreichische Luftfahrtzulieferer FACC muss angesichts der Probleme in der Luftfahrt massive Personalkürzungen vornehmen. 650 Jobs werden gestrichen.
FACC CEO Robert Machtlinger
Die Corona-bedingte Krise der gesamten Luftfahrtbranche hat auch den Zulieferer FACC mit Stammsitz in Ried in Innkreis in Öberösterreich mit geballter Wucht getroffen. Angesichts der nicht absehbaren Dauer der Krise muss das Unternehmen nun einen empfindlichen Personalschnitt setzen.
CEO Robert Machtlinger, der Betriebsrat und Gewerkschaftsvertreter informierten nun die Belegschaft über den geplanten Stellenabbau und den mit Arbeitnehmervertretern ausverhandelten Sozialplan. Bei dem börsenotierten Unternehmen (AT00000FACC2) werden 650 Stellen wegfallen. Es sind alle Unternehmensbereiche mit Ausnahme der Forschung betroffen. Auch Lehrlinge müssen das Unternehmen nicht verlassen. "Weil wir durch Innovation wachsen", begründete Machtlinger das Festhalten am Mitarbeiterstand in der Forschung.
Österreich wird hart getroffen
Noch bis Ende September gilt bei FACC Kurzarbeit. Mit den vom Jobabbau Betroffenen wolle man so rasch wie möglich persönliche Gespräche führen, so der FACC-Chef. Im November, wenn die Kurzarbeit beendet wird, werde man dann mit dem neuen Personalstand weitermachen und "in Richtung Zukunft" gehen. Großteils werden die Kündigungen in Österreich erfolgen, wo derzeit noch 3.400 Mitarbeiter beschäftigt sind. Der Mitarbeiterstand wird sich somit auf rund 2.700 reduzieren. Insgesamt soll ein Sparprogramm von 15 Millionen Euro umgesetzt werden.
Machtlinger geht zwar davon aus, dass die Talsohle mittlerweile durchschritten ist, mit Umsatz und Beschäftigtenstand werde man aber erst in vier bis fünf Jahren wieder auf dem Vorkrisenniveau sei - "vorausgesetzt wir kaufen nicht etwas oder machen eine Projektübernahme". Konkret geplant sei zwar nichts, "aber wir haben unsere Fühler ausgestreckt", so der CEO.
FACC hat das erste Halbjahr mit einem Umsatzeinbruch um mehr als ein Viertel und einem Verlust von 41 Millionen Euro abgeschlossen. Auf das Gesamtjahr 2020 gerechnet geht er von 520 Millionen Euro Umsatz - rund 230 Millionen Euro weniger als im Jahr zuvor - aus. Der Verlust werde jenseits von 50 bis 60 Millionen Euro liegen.
Land Oberösterreich stellt Hilfe in Aussicht
Als "schweren Schlag" für Mitarbeiter und das Innviertel haben Oberösterreichs Landeshauptmann Thomas Stelzer und Wirtschaftslandesrat Markus Achleitner die Kündigungen bedauert. Zugleich setzen sie "Hoffnung auf die Aufnahmefähigkeit des Arbeitsmarktes". So sucht etwa die Pierer Mobility Group die unter anderem in Mattighofen Motorräder der Marke KTM herstellt, aktuell 200 zusätzliche Mitarbeiter.
Insgesamt gebe es im Innviertel aktuell fast 3.000 offene Stellen", erklärten Stelzer und Achleitner. Außerdem stehe das Land Oberösterreich zur Hilfe bereit. Eine Möglichkeit, um die gekündigten Mitarbeiter zu unterstützen, wäre eine Stiftungslösung, so der Wirtschaftslandesrat. Mit dem 'Oberösterreich-Paket' zur Bewältigung der Corona-Krise habe das Land OÖ die finanziellen Voraussetzungen dafür geschaffen, um in Fällen wie diesen rasch helfen zu können", meinten Landeshauptmann und Landesrat.
Jobkiller Corona
FACC ist leider kein Einzelfall. Bedingt durch die Corona-Krise haben in den letzten Tagen und Wochen etliche heimische Vorzeige-Unternehmen angekündigt, dass sie empfindliche Personalschnitte setzen müssen. Die wichtigsten im Überblick:
- FACC: Bei dem auf Komponenten für die Luftfahrtindustrie spezialisierten Unternehmen werden 650 Arbeitsplätze wegfallen.
- Doka: Das zur Umdasch-Gruppe gehörende Schalungstechnik-Unternehmen muss seinen Mitarbeiterstand um 200 Vollzeitkräfte reduzieren.
- MAN Steyr: Der LKW- und Bushersteller wird sein Werk in Steyr (OÖ) schließen. 2.300 Arbeitsplätze gehen verloren.
- Sacher: Der Traditionsbetrieb muss 140 Mitarbeiter freisetzen-
- Mayr-Melnhof: Wegen "Umstrukturierungsmaßnahmen" werden am Standort von Mayr-Melnhof in Hirschwang a. d. Rax in Niederösterreich rund 130 Jobs wegfallen.
- BWT: Der Wasseraufbereiter BWT will bis Ende September am Standort Mondsee 60 Stellen streichen. Weitere sind von Auslagerungen betroffen.
- voestalpine: Der Stahlkonzern streicht in der Steiermark 500 bis 550 Stellen. Betroffen sind etwa 250 Mitarbeiter in Kindberg und rund 250 bis 300 Arbeitnehmer in Kapfenberg,
- Swarovski: Der Kristallkonzern wird im Herbst von den derzeit noch bestehenden 4.600 Stellen am Stammsitz Wattens weitere 1.000 abbauen.