Laudamotion und Boeing 737 Max bremsen Ryanair
Die Irische Billig-Airline Ryanair fliegt Richtung Milliardengewinn. Hohe Verluste bei Laudamotion und das weiterhin aufrechte Flugverbot für die Boeing 737 Max Maschinen werfen die Fluglinie aber in ihren Plänen zurück.
Ryanair-Chef Tim O'Leary hat mit Laudamotion zunächst einmal Verluste eingekauft.
Die Billig-Fliegerei ist für Ryanair, Europas größte Diskont-Airline ein äußerst lukratives Geschäft. Im abgelaufenen dritten Geschäftsquartal bis Ende Dezember 2019 konnte die Fluglinie einen Gewinn von 88 Millionen Euro erwirtschaften. Die Zahl der Fluggäste stieg um sechs Prozent auf 35,9 Millionen, der Umsatz um 21 Prozent auf 1,9 Milliarden Euro.
Zurückzuführen sind die Ergebnisse vor allem auf die im Ryanair-Konzern gestiegenen Preise. Die Ticketpreise wurden um neun Prozent angehoben, die Zusatzerlöse etwa für bevorzugtes An-Bord-Gehen und die Auswahl von Sitzplätzen legten um 28 Prozent zu. Im Ende März endenden gesamten Geschäftsjahr soll der Gewinn bei 950 Millionen bis 1,05 Milliarden Euro liegen.
Dennoch muss die erfolgsverwöhnte Ryanair, zu der auch die aus der Air Berlin hervorgegangene Laudamotion gehört, ihre Ziele ein wenig zurückschrauben. Die börsenotierte Fluglinie [ISIN IE00BYTBXV33], die bis 200 Millionen Passagiere bis zum Ende des bis März 2024 laufenden Geschäftsjahres transportieren wollte, wird dieses Ziel erst ein bis zwei Jahre später erreichen.
Problemkind Laudamotion
Eine der Ursachen ist die Übernahme von Laudamotion. Ryanair gibt dafür zwei Gründe an. Zum einen das anhaltende Flugverbot für die Mittelstreckenmaschinen vom Typ Boeing 737 Max, zum anderen die Verluste bei der Laudamotion.
"Lauda schneidet weiterhin unterdurchschnittlich ab, wobei die Tarife trotz des starken Verkehrswachstums und der hohen Auslastung weit unter den Erwartungen liegen", heißt es im Bericht zum dritten Geschäftsquartal 2019/20. Die Tarife liegen auch deutlich unter denen anderer Airlines des Konzerns. "Das Lauda-Management setzt einen neuen Kostensenkungsplan um und verbessert die Marktdurchdringung bei Nebenprodukten", hält Ryanair fest.
Die niedrigen Tarife sind eine Folge des Preiskampfes am Flughafen Wien, der Laudamotion einen Verlust von 90 Millionen Euro eingebrockt hat. Ursprünglich war das Defizit im zweiten Jahr des Bestehens der Airline mit 50 Millionen Euro eingeplant. Laudamotion hat aktuell 950 Mitarbeiter, davon 450 in Wien.
Problemkind Boeing
Die nächste Problemstelle liegt beim US-Flugzeughersteller Boeing, bei dem Ryanair insgesamt 135 Maschinen vom Typ Boeing 737 Max bestellt hat. Im Sommer 2020 hätten bereits 58 Maschinen des Typs für Ryanair fliegen sollen, jetzt geht Ryanair nicht mehr davon aus, vor September oder Oktober 2020 überhaupt auch nur eine 737 Max in der Luft zu haben.
Ryanair hat über 470 Mittelstreckenjets im Einsatz, fast durchwegs herkömmliche Boeing 737, die 737 Max ist für die Airline vor allem wegen des geringeren Kerosinverbrauchs interessant. Marketingchef Kenny Jacobs baut darauf, dass die Passagiere nach einer Wiederzulassung des Jets nicht an der Sicherheit zweifeln. "Einige haben vielleicht Angst. Aber ich glaube, es wird alles gut", sagte er vor wenigen Tagen dem Fachportal "Aerotelegraph". "Wenn Sie eine Max auf dem Rollfeld neben eine Boeing 737-800 stellen, werden die meisten Kunden den Unterschied nicht erkennen."
Bei Laudamotion kommen hingegen Flugzeuge vom Typ Airbus A320 zum Einsatz. Die Laudamotion-Flotte soll von 23 auf 38 Maschinen vergrößert werden. Ryanair will bis Sommer 2020 die Kapazitäten in Wien vergrößern und mit Laudamotion eine neue Basis im kroatischen Zadar einrichten.