Kreditfonds: Die neuen Risikofinanzierer des Mittelstands
Kreditfonds sind in Österreich eine relativ junge Form der Unternehmensfinanzierung. Für welche Unternehmen das interessant sein könnte, was diese Risikokredit kosten, die Vor- und Nachteile einer solchen Finanzierung und warum man sich ohne Profis nicht auf dieses mitunter glatte Finanzierungsparkett wagen sollte.
Wenn Banken immer weniger Risiko eingehen, bieten sich Unternehmen mittelständischen Unternehmen durch sogenanntes Direct Landing neue Möglichkeiten der Unternehmensfinanzierung.
Banken mit ihren immer strengeren Kreditvorgaben für Unternehmen bekommen nun Konkurrenz. Das angelsächsische Modell des Direct Lendings, das sind Kreditfonds, wird nun auch bereits von ersten Unternehmen in Österreich genutzt. Kreditfonds sammeln Millionenbeträge bei institutionellen Investoren wie Pensionskassen,Versicherungen, Stiftungen und Staatsfonds ein, um Darlehen an Unternehmen zu vergeben. In den USA haben sich Kreditfonds bereits vor mehr als einem Jahrzehnt etabliert.
In Europa verwalten Kreditfonds laut Angaben von Direct-Lending-Spezialist Deloitte inzwischen 128 Milliarden Euro, in den USA sind es 372 Milliarden Dollar. Alleine 2015 kamen in Europa 30 Milliarden Dollar neues Kapital hinzu. In den USA lag das Plus bei 46 Milliarden Dollar.
Banken weniger bereit Kredite zu vergeben
Der Unterschied zu einem klassischen Bankkredit ist, dass diese Kreditfonds größere Risiken eingehen dürfen. Unterliegen diese Fonds doch längst nicht den strengen Regularieren von Banken, die auch Sparguthaben ihrer Kunden verwalten. Vor allem die von Basel III zwingen die Banken in ein immer engeres Korsett, das ihnen bei der Vergabe von Krediten nur noch einen engen Spielraum lässt. Sind diese doch verpflichtet, die von ihnen gewährten Kredite mit deutlich mehr Eigenkapital als in der Vergangenheit zu hinterlegen. In diese Marktlücke drängen nun die Risikofinanzierer.
Das Gebiet der Kreditfonds ist das Risikokapital. Wenn Banken wegen mangelnder Sicherheiten, Schlaglöchern in der Bilanz der Kreditwerber oder unsicheren Wachstumsprognosen, bei Krediten abwinken müssen, schlägt die Stunde der Direct Lending Funds.
Nicht nur Immobilien zählen als Sicherheiten auch Bilanzkennziffern
Vor allem mittelständische Unternehmen bieten Kreditfonds eine große Chance an Geld zu kommen, das sie sonst wahrscheinlich nie erhalten würden. Wenn etwa eine Expansion ansteht und das Geschäft gerade in Problemen steckt und die Banken aufgrund mangelnder Sicherheiten, also fehlender Sachwerte wie Immobilien, keinen Kredit locker machen. Ben Trask, Partner bei Deloitte Österreich und Spezialist für Direct-Lending: „Diese Fonds dürfen bei der Beurteilung, ob ein Kredit vergeben wird, sich auch auf Bilanzkennziffern wie Working Capital stützen oder Aktienvermögen.“ Das Working Capital ist die Differenz von Umlaufvermögen und kurzfristigen Verbindlichkeiten. Ist das Ergebnis positiv sein, bedeutet dass, das ein Teil des Umlaufvermögens mit langfristig zur Verfügung stehendem Kapital finanziert wird und so kurzfristig keine Liquiditätsprobleme drohen. Die Bank darf aufgrund strenger Vorschriften, das nicht als Sicherheit akzeptieren. „Kreditfonds achten insgesamt auf die Performance und die Zukunftsaussichten eines Unternehmens und entscheiden auf dieser Basis“, so Trask. Wenn ein Unternehmen etwa aggressiv wächst, beobachtet die Bank eine solche Entwicklung über einen längeren Zeitraum bevor sie einen Kredit vergibt. Direct Lender vergeben dagegen relativ rasch einen Kredit, wenn sie an die Wachstumsperspektiven eines Unternehmens glauben. Weitere Vorteile sind eine flexiblere Abwicklung, etwa bei den Rückzahlungskonditionen. Generell würden diese schneller und weniger bürokratisch reagieren.
Banken und Kreditfonds arbeiten zusammen
Banken und Kreditfonds arbeiten, bei Bedarf, auch zusammen. So wird häufig der Finanzierungsbedarf eines Unternehmens, dem nur ein geringes Risiko gegenübersteht, von der Bank finanziert, den riskanteren Teil des Kredit vergibt der Direct Lending Funds.
Deutlich höhere Kreditzinsen als beim klassischen Bankkredit
Das Risiko, dass die Fonds eingehen, hat natürlich seinen Preis. „Im Schnitt kosten solche Kredite um fünf Prozent mehr“, erklärt Trask. Wenn Firmenkunden einer Bank zwischen zwei und drei Prozent Kreditzinsen im Jahr zahlen, sind es bei Kreditfonds im Schnitt zwischen sieben und acht Prozent Zinsen. Es kann aber auch zehn Prozent oder mehr sein – je nach Risiko, dass der Kreditgeber eingeht. Sie verdienen auch daran, dass sie mitunter hohe Summen an Kredite vergeben. Wenn die Bank etwa 140 Millionen finanziert, übernimmt der Kreditfonds 200 Millionen Euro.
Kredithaie können nach der Macht in der Firma greifen
Doch sich einem Kreditfonds anzuvertrauen, ist nicht ganz ohne Risiko, „weshalb wir Unternehmen davon abraten, sich ohne einen Profi an einen Kreditfonds zu wenden“, warnt Dolitte-Kreditspezialist Trask. So gibt es unterschiedliche Arten von Fonds. „Jene, die darauf aus sind, die Kontrolle in einem Unternehmen an sich zu reißen, das andere Extrem ist, dass sie ähnlich konservativ vorgehen wie eine Bank“, erläutert Trask. Und ergänzt: „Man muss gerade in diesem Bereich verstehen mit wem man ins Bett geht.“ Deloitte, die, die 40 größten Anbieter am europäischen Markt gut mit dem Markt vertraut sind, verstehen sich als Brückenbauer zwischen den Unternehmen und den Kreditfonds. Als österreichischer Kreditwerber selbst eine Expertise aufzubauen, welcher Kreditfonds geeignet ist, ist schon alleine deshalb schwierig, da die meisten Direct Lending Funds im Ausland sitzen.